Max Verstappen durchbrach die orange Rauchwand spielerisch und winkte genüsslich seinen 40.000 euphorisierten Landsleuten auf den Rängen zu. Der Weltmeister setzt weiter nach Belieben die Maßstäbe in der Formel 1 und kann daheim auf dem Regal schon mal Platz für seinen dritten WM-Pokal schaffen – auch wenn er sich nach eigener Aussage noch gar nicht mit diesem Thema beschäftigt.
„Ich denke darüber nicht nach. Im Moment genieße ich es einfach nur, in diesem Auto und für dieses Team zu fahren“, sagte er nach seinem siebten Saisonsieg und dem bereits fünften Erfolg auf seiner Lieblingsrennstrecke in Spielberg. Verstappen holte beim Sprint-Wochenende auf der Hausstrecke seines Red-Bull-Teams die maximale Ausbeute von 34 Punkten. Satte 81 Zähler liegt er damit nun vor seinem Teamkollegen Sergio Perez, der sich von Startplatz 15 immerhin auf Rang drei nach vorn kämpfte. Den zweiten Platz sicherte sich Charles Leclerc im Ferrari.
Verstappen aber fuhr wieder in seiner eigenen Liga, auch wenn der Vorsprung im Ziel „nur“ gut fünf Sekunden betrug. „Das ist das perfekte Wochenende“, freute sich Red-Bull-Motorsportberater Helmut Marko am Sky-Mikrofon: „Max hat zu seiner Beruhigung noch die schnellste Runde fahren können, damit er gut schläft.“
Emotionaler Heimsieg
Red Bull bleibt nach dem bereits 42. Formel-1-Sieg des 25-Jährigen in neun Saisonrennen und zwei Sprints ungeschlagen. Nur McLaren mit Ayrton Senna und Alain Prost war 1988 noch erfolgreicher gestartet. Doch auch die 35 Jahre alte Marke von elf Siegen scheint für Verstappen und Red Bull in dieser Verfassung spielerisch erreichbar.
Der Heimsieg ist auch emotional bedeutsam für das Team, das erstmals nach dem Tod von Red-Bull-Gründer Dietrich Mateschitz an „dessen“ Strecke zurückkehrte. „Wir fahren, um ihn stolz zu machen. Wir kommen hierher, um zu gewinnen“, sagte Verstappen im Vorfeld.
Der WM-Dominator gewann den Start, auch wenn die beiden Ferrari hinter ihm alles versuchten. Nach der 24. Runde kam Verstappen zum ersten Reifenwechsel an die Box, damit riss seine unglaubliche Führungsserie nach 248 Runden. Doch Verstappen drehte auf Anhieb mit neuen Reifen die mit Abstand schnellsten Runden, noch vor Rennhalbzeit eroberte er die Führung von Leclerc zurück und gab sie nicht mehr ab. Kurz vor Rennende war sein Vorsprung so groß, dass er sich für die schnellste Rennrunde nochmal neue Reifen holen konnte.
Track Limits spielen große Rolle
Ein großes Thema waren die sogenannten Track Limits. Besonders Rekordweltmeister Lewis Hamilton hatte seine Not damit, seinen Mercedes innerhalb der weißen Linien zu halten. „Wir wissen, dass das Auto schlecht ist. Fahr es bitte einfach“, funkte Teamchef Toto Wolff an seinen frustrierten Star, der nur Siebter wurde. Schon nach 17 der 71 Runden handelte sich Hamilton eine Fünf-Sekunden-Zeitstrafe ein. Etwa ein halbes Dutzend Fahrer tat es ihm gleich.
304.000 Fans waren in den Tagen von Spielberg insgesamt an die Strecke geströmt. Und die Party kann noch eine ganze Weile weitergehen: Vor dem Rennen gab die Formel 1 die vorzeitige Vertragsverlängerung mit dem Kurs in der Steiermark bis 2030 bekannt.
Doch auch ein paar dunkle Wolken lagen über dem diesjährigen Österreich-Grand-Prix, der Tod des niederländischen Talents Dilano van’t Hoff am Samstag in Spa machte auch viele Menschen in der Formel 1 betroffen und entfachte wieder die Sicherheitsdebatte im Motorsport. Vor dem Start in Spielberg wurde des 18-Jährigen in einer Minute der Stille gedacht. Die Fahrer trugen einen Trauerflor. (SID)
Im Überblick
Großer Preis von Österreich, 9. Lauf zur Formel-1-WM 2023 (71 Runden = 306,453 km):
1. Max Verstappen (Niederlande) Red Bull 1:25:33,607 Stunden (214,902 km/h im Schnitt), 2. Charles Leclerc (Monaco) Ferrari 5,155 Sekunden zurück, 3. Sergio Perez (Mexiko) Red Bull 17,188, 4. Carlos Sainz jr. (Spanien) Ferrari 21,377, 5. Lando Norris (Großbritannien) McLaren-Mercedes 26,327, 6. Fernando Alonso (Spanien) Aston Martin-Mercedes 30,317, 7. Lewis Hamilton (Großbritannien) Mercedes 39,196, 8. George Russell (Großbritannien) Mercedes 48,403, 9. Pierre Gasly (Frankreich) Alpine-Renault 57,667, 10. Lance Stroll (Kanada) Aston Martin-Mercedes 59,043, 11. Alexander Albon (Thailand) Williams-Mercedes 1:09,767 Minuten, eine runde zurück: 12. Esteban Ocon (Frankreich) Alpine-Renault, 13. Logan Sargeant (USA) Williams-Mercedes, 14. Zhou Guanyu (China) Alfa Romeo-Ferrari, 15. Nyck de Vries (Niederlande) AlphaTauri-Red Bull, 16. Valtteri Bottas (Finnland) Alfa Romeo-Ferrari, 17. Oscar Piastri (Australien) McLaren-Mercedes, 18. Yuki Tsunoda (Japan) AlphaTauri-Red Bull, 19. Kevin Magnussen (Dänemark) Haas-Ferrari
ausgeschieden: Nico Hülkenberg (Emmerich) Haas-Ferrari (12. Runde/Defekt)
Schnellste Rennrunde: Verstappen (71. Runde) 1:07,012 Minuten
WM-Wertung:
1. Verstappen 229, 2. Perez 148, 3. Alonso 129, 4. Hamilton 108, 5. Sainz jr. 86, 6. Leclerc 72, 7. Russell 70, 8. Stroll 43, 9. Esteban Ocon, 10. Norris 22, 11. Gasly 17, 12. Hülkenberg 9, 13. Albon 7, 14. Piastri 5, 15. Bottas 5, 16. Guanyu 4, 17. Yuki Tsunoda 2, 18. Magnussen 2
Teamwertung:
1. Red Bull 377, 2. Mercedes 178, 3. Aston Martin-Mercedes 172, 4. Ferrari 158, 5. Alpine-Renault 48, 6. McLaren-Mercedes 27, 7. Haas-Ferrari 11, 8. Alfa Romeo-Ferrari 9, 9. Williams-Mercedes 7, 10. AlphaTauri-Red Bull 2 (SID)
Zu Demaart
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können