Lance Armstrong will sich nicht mehr mit den gegen ihn erhobenen Doping-Vorwürfen beschäftigen und nimmt dafür auch die mögliche Aberkennung seiner sieben Tour-Titel in Kauf. «Es kommt ein Punkt im Leben jedes Menschen, an dem er sagen muss ‹Es reicht.› Für mich ist dieser Punkt jetzt gekommen», teilte der erfolgreichste Radprofi der Tour-Geschichte in einem schriftlichen Statement mit. Der 40-Jährige schrieb von einer «Hexenjagd» durch Travis Tygart, den Chef der US-Anti-Doping-Agentur USADA.
Die USADA will Armstrong alle bei der Tour-de-France gewonnenen Titel aberkennen und ihn lebenslang sperren lassen. Das gesamte Verfahren habe einen «zu hohen Zoll» von ihm und seiner Familie gefordert, begründete Armstrong seinen Entschluss. Wenn er eine Chance gesehen hätte, in einer fairen Umgebung die Vorwürfe widerlegen zu können, hätte er «die Chance wahrgenommen». «Aber ich weigere mich, in einem einseitigen und unfairen Prozess mitzumachen.» Ein Dopinggeständnis legte Armstrong damit aber nicht ab.
Armstrong-Teamchef Bruyneel «einfach traurig»
Der langjährige Radsport-Manager Johan Bruyneel hat den siebenmaligen Tour-de-France-Sieger Lance Armstrong nach dessen Rückzug im Doping-Rechtsstreit in Schutz genommen. `In seinem Leben hatte sich Lance nie vor einem Kampf gedrückt. Seine Entscheidung weißt darauf hin, dass dieser Kampf unfair war», sagte Bruyneel der französischen Sportzeitung L’Equipe.
Seit 1999 hatte der 47-Jährige den Rennstall US Postal betreut und auch im Nachfolge-Team Discovery Channel mit Armstrong zusammengearbeitet. «Heute bin ich einfach nur traurig, es tut mir Leid für Lance und den Radsport», sagte der Belgier. Auch Bruyneel wird beschuldigt, mit verbotenen Substanzen gehandelt und deren Gebrauch angeordnet zu haben.
USADA: «Ein trauriger Tag»
«Das ist ein trauriger Tag für alle von uns, die den Sport und unsere Athleten-Helden lieben», teilte Tygart in einem Schreiben der USADA mit. Der Fall sein «ein Herzen brechendes Beispiel» wie die Kultur des «Siegens um jeden Preis» einen sauberen und fairen Sport verhindere, so Tygart.
Armstrong hatte erst Anfang der Woche eine weitere Niederlage im Ringen mit der USADA hinnehmen müssen. Ein Richter in Armstrongs Heimatstadt Austin wies die Klage des Ex-Radprofis am Montag ab, der die USADA bei ihren Ermittlungen gegen sich blockieren wollte. Durch diesen Beschluss war Armstrong die Möglichkeit genommen worden, eine Schiedsgerichts-Verhandlung zu verhindern, bei der er offiziell als Doper gebrandmarkt werden könnte. «Heute schließe ich diese Seite. Ich werde dieses Thema nicht mehr ansprechen, unabhängig von den Umständen», schrieb Armstrong.
Dopingvorwürfe gegen Armstrong
Die Doping-Jäger werfen Armstrong jahrelanges Doping und Handel mit illegalen Substanzen vor. Der siebenmalige Gewinner der Tour de France soll Teil einer regelrechten «Doping-Verschwörung» gewesen sein. Der Texaner wird seit Jahren mit Doping-Vorwürfen konfrontiert. Zuletzt hatten mehrere ehemalige Teamkollegen gegen ihren früheren Chef ausgesagt.
Von 1999 bis 2005 hatte Armstrong siebenmal in Serie die Tour de France gewonnen. Armstrong teilte mit, dass er sich künftig nur noch um die Arbeit seiner Stiftung, dem Kampf gegen Krebserkrankungen und um seine Familie kümmern wolle. «Nach vorne blickend werde ich mich um die Erziehung meiner fünf wunderbaren (und energetischen) Kinder und dem Kampf gegen Krebs widmen und versuchen, der fitteste 40-Jährige auf dem Planeten zu sein», schrieb er.
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