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BGL LigueUNK-Kapitän Mathias Jänisch: „Erklärungen dürfen keine Entschuldigungen sein

BGL Ligue / UNK-Kapitän Mathias Jänisch: „Erklärungen dürfen keine Entschuldigungen sein
Mathias Jänisch wurde im Sommer zum UNK-Kapitän ernannt Foto: Editpress/Luis Mangorrinha

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Die UN Käerjeng will die Rote Laterne loswerden. An diesem Wochenende empfängt das Schlusslicht der BGL Ligue den Leader, Déifferdeng 03. Was sich Kapitän Mathias Jänisch (der am Sonntag übrigens Geburtstag feiert) und Co. für das Duell der Extreme vorgenommen haben, erklärte der 32-jährige Verteidiger im Interview.

Tageblatt: Wie haben sich die drei Saisonniederlagen angefühlt?

Mathias Jänisch: Null Punkte aus drei Spielen ist selbstverständlich nicht zufriedenstellend. Gegen Monnerich wirkte alles zu verkrampft. Wir wussten nicht, wo wir dran wären. Wir sind auch klar hinter den Erwartungen geblieben, nicht nur vom Ergebnis her, sondern auch von der Art und Weise, wie wir uns präsentiert haben. Gegen Strassen war es deutlich besser, besonders in der ersten Hälfte. Die Gegentore waren blöd, aber global war es in Ordnung. Gegen Mondorf war es defensiv einfach zu wenig. Normalerweise reichen drei Auswärtstore, um zu siegen. Aber an diesem Tag haben wir zu viel zugelassen. So stehen wir jetzt mit null Punkten da, nachdem wir bereits auf drei Gegner getroffen sind, die eigentlich auf unserem Level sind. Jetzt müssen wir zusehen, wie wir die Punkte anders bekommen – und das bestenfalls schon an diesem Wochenende. 

Sie tragen seit dieser Saison die Kapitänsbinde. Befassen Sie sich daher noch intensiver mit der Negativspirale?

Absolut. Verantwortung musste ich bereits letzte Saison tragen, aber mit der Kapitänsbinde muss man noch mal deutlich vorneweg gehen. Ich versuche, immer positiv zu bleiben. Ich finde das unheimlich wichtig, denn es bringt nichts, alles ins Negative zu ziehen. Man muss das Ganze sauber analysieren. Ich bin der Erste, der sich selbst infrage stellt. Trotzdem will ich nach vorne schauen, das Geschehene abhaken und versuchen, es in den nächsten Spielen besser zu machen. 

Sie haben die defensiven Probleme angesprochen. Dabei ist die Verteidigung (mit u.a. Tom Siebenaler) ja eigentlich ziemlich erfahren. Wie erklären Sie sich das?

Ich kann schon unterschreiben, dass die Hintermannschaft nicht gut war. Es bringt ja nichts, das Gegenteil zu behaupten. Aber es ist ein Ganzes, zu dem die Mittelfeldspieler und Angreifer gehören. Ein Stürmer ist gleichzeitig auch der erste Verteidiger. Es ist schwer, zu verteidigen, wenn Spieler auf verschiedenen Positionen mehr Platz haben und die Bälle dann ohne Druck in den Rücken der Defensivspieler passen können. Wir sind in der Kette das letzte Glied und versuchen die Fehler auszumerzen. Ich will mich aber nicht vor der Verantwortung drücken. Unser Job ist es, dass die Null steht – und das haben wir in Mondorf nicht geschafft.

Inwiefern unterscheidet sich die Fußballphilosophie von Trainer Franck Rinaldo von der, die letzte Saison in Käerjeng angewandt wurde?

Er legt unheimlich viel Wert auf Analysen. Die Videoanalysen sind tiefgründiger. Im Spielaufbau will er wenig weite Bälle, sondern ein sauberes Spiel von hinten raus. Darauf hat er viel Wert gelegt. Er möchte, dass wir den Gegner mit unserem Kurzpass- und Flachspiel beschäftigen, um dann in die Zone der letzten 30 Meter zu gelangen. Man sieht Fortschritte, aber wir müssen jetzt das richtige Gleichgewicht finden, was den Block und die Verteidigung angeht. Das ist die Aufgabe, die wir angehen müssen.

Mit Ihrem Treffer im Relegationsspiel haben Sie Käerjeng letzte Saison in der Liga gehalten. Wie haben Sie diese Saison im Tabellenkeller und dem Barrage-Termin erlebt?

Man kann ein Relegationsspiel mit nichts vergleichen. In einem Pokalfinale kann man nur gewinnen. So hatten wir unheimlich viel zu verlieren und der Gegner konnte nur gewinnen. Es war Druck da. Wir haben versucht, das auszublenden. Es war kein gutes Spiel … Im Endeffekt zählt nur das Ergebnis. Wir sind froh, dass wir weiter in der BGL Ligue spielen können. Persönlich war es eine neue Erfahrung, eigentlich wie die ganze Saison an sich. Vorher habe ich den Abstiegskampf nicht gekannt. Trotzdem bleibt es Fußball. Ich sehe es als Spaß und Leidenschaft. Natürlich ist es frustrierend, zu verlieren. Aber ich wollte positiv bleiben, wie jetzt auch. Und nur so funktioniert es auch. 

Merken Sie, dass so eine Negativserie die jüngeren Spieler noch mal anders beschäftigt als Sie selbst?

Klar, jeder stellt sich Fragen und sucht nach Erklärungen. Erklärungen dürfen aber keine Entschuldigungen sein. Man muss es anhand der Erklärungen in Zukunft besser machen, aber es soll nicht vorkommen, dass man dem Kollegen die Schuld in die Schuhe schiebt. Natürlich haben junge Spieler die Tendenz, mehr darüber nachzudenken. Ich will sie unterstützen, ihnen Tipps geben und erklären, dass man mit breiter Brust und selbstbewusst auftreten muss. Ohne Selbstbewusstsein geht es nicht und ein Spieler ist nur halb so viel wert. 

Es war von vornherein klar, dass dem Verein eine ähnlich schwere Saison bevorstehen würde. Haben Sie trotzdem das Gefühl, dass der Auftakt verschlafen wurde?

Ja, denn gegen Monnerich waren wir in der Anfangsphase nicht gut. In Mondorf sind wir in das gleiche Muster verfallen und haben die ersten Minuten komplett verpennt. Das Feuer, das wir in den letzten drei Spielen der vergangenen Saison hatten, müssen wir unbedingt wieder reinbekommen. Wir dürfen nicht mit dieser „Schauen-wir-mal-was-passiert“-Mentalität auftreten. Das kann nicht funktionieren. Wichtig ist auch, dass man wissen muss, worum es geht – sprich die drei Punkte. Das muss man den jungen Spielern mitgeben. Daher kristallisiert sich in den ersten Spielen schon heraus, dass wir unsere Gegentore kassieren, weil wir geschlafen haben. Entweder waren wir nicht nah genug am Gegenspieler dran oder in den Wolken. Es ist oft eine Kopfsache, die man viel schneller korrigieren kann als etwas anderes.

Was muss die UN Käerjeng auf dem Platz anders machen, um erste Punkte einzufahren?

Es gibt wahrscheinlich keine magische Formel, aber wir haben Ansätze gefunden. Wir werden das auch durchziehen. Erstens ist es, wie angesprochen, eine Kopfsache. Was wir uns taktisch vorgenommen haben, will ich jetzt nicht unbedingt verraten (lacht). Kleine Anpassungen, die wir bereits beim Training einstudiert haben, sollen uns helfen, das Punktekonto am Sonntag zu eröffnen. 

Wie schätzen Sie die Form von Déifferdeng 03 ein?

Ich denke nicht, dass wir das Spiel machen müssen, aber es wird Phasen geben, in denen wir mehr Ballbesitz haben müssen. Dann geht es darum, dieses angesprochene Gleichgewicht zu finden. Die Grundordnung muss jederzeit stimmen, damit wir ihre Konter unterbinden können. Differdingen hat eine talentierte Mannschaft, die vorne sehr schnelle Spieler hat. Wir dürfen nicht zu weit auseinander stehen, selbst in Ballbesitz. Dieses Vorausschauen wird wichtig werden. Sie sind Leader und haben einen Lauf. Das wissen wir auch. Aber wir wollen sie definitiv ärgern. 

Steckbrief

Mathias Jänisch
Geboren am
27. August 1990
Nationalität: Luxemburger
Position: Linksverteidiger, defensives Mittelfeld
Bisherige Vereine: US Hostert, CS Grevenmacher, Déifferdeng 03, Progrès Niederkorn, seit Sommer 2022 bei der UN Käerjeng
Leistungsdaten: 317 BGL-Ligue-Spiele (25.254 Einsatzminuten), 24 Tore
Erfolge: Fünfmal Pokalsieger (4x mit D03, 1x mit dem CSG)
Nationalmannschaft: 59 Spiele, 1 Tor