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«Turnier in Luxemburg wird überleben»

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1991 fand das erste Showmatch in Kockelscheuer statt: Jana Novotna und Judith Wiesner standen sich damals gegenüber. Einer der Väter des Turniers ist Phil de Picciotto (Foto).

Einen großen Teil zum Entstehen dieser Veranstaltung beigetragen hat Phil de Picciotto, einer der Gründer der Vermarktungsfirma Octagon, Anfang der 90er Jahre noch Advantage. Octagon ist aktuell Inhaber der BGL BNP Paribas Luxembourg Open, die am Samstag (11.10.14) mit der Qualifikation beginnen.

«Er ist einer der Väter des Turniers», beschreibt Turnierdirektorin Dan Maas die Verbindung mit dem US-amerikanischen Topmanager, «Novotna hatte uns Phil als Kontaktperson angegeben, und wir haben sofort mit ihm telefoniert. Im Oktober 1989 haben wir uns in München getroffen, um über das Showturnier zu sprechen. Von beiden Seiten bestand sofort eine Sympathie.»

De Picciotti führte Maas und Turnierkoordinatorin Jacqueline Olsem in das Turniergeschäft ein: «Wir hatten keine Ahnung, nur eine Idee. Phil hatte den Weitblick und auch Vertrauen in uns.»

Vom ersten Treffen bis zum ersten «Turnier» dauerte es also fast zwei Jahre. Und die Zusammenarbeit mit Advantage wurde gleich längerfristig festgelegt: «Wir haben einen Vertrag über fünf Jahre unterschrieben. Sie haben uns die Garantie gegeben, Spielerinnen zu bringen.»

Nach diesen fünf Jahren kam dann der Anruf von De Picciotto: «Er hat uns gesagt: ‹Es reicht jetzt mit dem Showturnier. Ihr seid reif für ein WTA-Turnier. Wir haben ein Turnier und geben dieses an euch weiter, für einen guten Preis.› Er hat an uns geglaubt.»

Der 59-jährige US-Amerikaner gibt das Kompliment im Tageblatt-Gespräch sofort zurück nach Luxemburg: «Ihnen gebührt der ganze Respekt. Alles hat mit der Vision von Dan und Jacqueline begonnen. Diese Vision wurde von vielen Leuten in Luxemburg unterstützt. Ohne diese Unterstützung wäre es nicht möglich gewesen, solch ein nachhaltiges Turnier in einer sich schnell verändernden Gesellschaft auf die Beine zu stellen.»

Octagon gehört mit IMG und Lagardère zu den «big players» in der Sportvermarktungsbranche. Da drängt sich natürlich die Frage auf, ob solch «kleine Turniere» wie in Luxemburg noch weiter in einem globalen Kontext bestehen können.

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Für De Picciotto lautet die Antwort «ganz klar: Ja. Die Turnier entsprechen der Größe des jeweiligen Marktes. Das Turnier im Großherzogtum hat vielen Spielerinnen geholfen, ihre globale Karriere zu starten. Deshalb wird Luxemburg seinen Platz im WTA-Kalender behalten. Das Turnier wird überleben.»

Die großen Vermarktungsfirmen sind natürlich auch zuständig dafür, das Bild eines Stars in der Öffentlichkeit zu prägen: «Wir leben in einer Star-Kultur, von der die Menschen angezogen werden. Diese Kultur beinhaltet die Hoffnung auf die Zukunft, Hoffnung auf etwas Neues. Das ist die Basis. Das Erscheinungsbild eines Athleten muss auf Authentizität aufgebaut sein. Der Druck wird unüberschaubar, wenn der Sportler versucht, eine Person zu sein, die er nicht ist. Der Charakter kann auf und neben dem Platz definiert werden.»

In der Außendarstellung sieht De Picciotto vor allem das Problem, dass die Medien immer weniger Zugang zu Sportlern haben und das Vertrauen dadurch immer kleiner wird. «Es ist schade, dass die Athleten keine Zeit haben oder ihnen keine Zeit gegeben wird, zwischen den verschiedenen Teilen der Presse zu urteilen: Verschiedene Journalisten haben eine gute Bildung im Sportbereich, andere scheren sich nicht um dieses Thema. Was immer mehr verloren geht, ist das persönliche Verhältnis.»

Preisgeld

Generell ist der Sport für den Manager, der sich aus dem operativen Geschäft zurückgezogen hat, «ein Mikrokosmos der Gesellschaft. Sport ist förderlich für soziales Bewusstsein.»

Ein Thema für die großen Agenturen und/oder ihre Kunden ist natürlich auch das Preisgeld bei den Turnieren. WTA-Chefin Allaster sagte vor kurzem, dass das Thema der Gleichsetzung des Preisgeldes kein Frauenthema, sondern ein Gesellschaftsthema sei.

De Picciotto legt sich fest: «Bei kombinierten Events (wo Frauen und Herren spielen, d. Red.) sollte es das gleiche Preisgeld geben. Es gibt keine Basis, die rechtfertigt, dass Frauen weniger bekommen sollen. Tennis ist ein Individualsport, der von Persönlichkeiten profitiert. Persönlichkeiten sorgen für die Aufmerksamkeit. Bei Einzel-Events muss man sehr vorsichtig sein mit Schlussfolgerungen, und das ist nicht nur auf das Thema Mann und Frau begrenzt. Wann wird wo gespielt, wie groß ist der Zuspruch der lokalen Medien, wie nahe sind die potenziellen Zuschauer …? Fest steht aber, dass Einzel-Events bei den Männern aktuell in den meisten Gebieten ein höheres Preisgeld anbieten als bei den Frauen.»