Lionel Messi hüpfte vor der himmelblauen Wand herum wie ein kleines Kind und sang mit den 30.000 argentinischen Fans im WM-Endspielstadion von „La Tercera“. Dem dritten Weltmeistertitel für die Albiceleste, seinem goldenen Abschied von der größten Fußballbühne ist der alternde Superstar ganz nahe, weil er in Katar seine biologische Uhr zurückzudrehen scheint. „Es so zu Ende zu bringen, ist das Beste“ sagte der 35-Jährige, der bei der WM von Spiel zu Spiel jünger wirkt.
In einer spektakulären Zaubershow bot „Magier» Messi noch einmal das ganze Spektrum seines Könnens dar: Erst donnerte er einen Elfmeter eiskalt unter die Latte und krönte sich zum alleinigen argentinischen WM-Rekordtorschützen, dann ließ er bei einem unglaublichen Solo den 15 Jahre jüngeren Josko Gvardiol wie einen Schuljungen aussehen. Beim 3:0 (2:0) im WM-Halbfinale gegen Kroatien spielte der sechsmalige Weltfußballer auf wie in besten Zeiten.
„Ich weiß nicht, ob es meine beste WM ist“, sagte er, mit Lob überhäuft – sogar Pelé schaute im Krankenbett in São Paulo begeistert zu, wie seine Tochter über Instagram verbreitete. Es ist aber auf jeden Fall seine letzte WM. „Ich bin sehr glücklich, meine Reisen zu WM-Turnieren mit meinem letzten Spiel in einem Finale zu beenden“, schwärmte Messi.
Dass er seine zweite Chance auf „ewigen Ruhm“ bekommt, lag nicht nur am „magischen Messi“, sondern auch am „tödlichen Julian Alvarez“, wie die Tageszeitung Clarin feststellte. Sein Sturmpartner, der ihn vor elf Jahren als junger Fan noch um ein Foto gebeten hatte, war mit seiner Wucht und seinem Tempo die ideale Ergänzung zum Meister. „Julian war herausragend, er hat uns den Weg geebnet, er hat gefightet, ist gerannt, hat sich gegen alle in den Kampf gestürzt“, lobte Messi den Doppeltorschützen.
Ein Schritt noch zu gehen
Und sogar an den Allergrößten reichte der 22-Jährige, der bei Manchester City ganz im Schatten von Erling Haaland steht, heran: Alvarez, genannt die „Spinne“, krönte sich zum jüngsten WM-Doppelpacker in einem Halbfinale oder Finale seit Pelé 1958. „Wir spielen verrückt – wie das ganze Land. Jetzt gehen wir aufs Ganze“, sagte Alvarez, der am späten Dienstagabend plötzlich als Elfjähriger auf einem unscharfen Foto mit seinem Idol Messi im Internet auftauchte – 2011 am Rande der Copa América in Argentinien geschossen.
Sein Vorbild, das er einst angehimmelt hatte, schrieb „im Wahnsinn einer unvergesslichen Nacht“ (La Nacion) nicht nur mit seinem elften WM-Tor Fußballgeschichte. Mit seinem 25. WM-Spiel stellte er den Weltrekord von Lothar Matthäus ein, den er im Finale am Sonntag (16.00 Uhr MEZ) brechen wird.
„Alles okay“, meinte Messi, doch das Wichtigste sei nun mal, „noch einen Schritt“ zu gehen: Damit er Argentinien nach dem verlorenen Finale 2014 gegen Deutschland endlich den dritten WM-Titel bescheren und es den Weltmeister-Helden Diego Maradona (1986) und Mario Kempes (1978) gleichtun kann.
Den Fans im Stadion und seinen 45 Millionen Landsleuten in der Heimat riet er: „Vertraut uns! Diese Gruppe ist verrückt. Wir werden einmal mehr ein WM-Finale spielen. Genießt es!“
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