Tragödie bei der Tour de Suisse: Der schwer verunglückte Radprofi Gino Mäder ist am Tag nach dem Sturz in eine Schlucht im Krankenhaus gestorben. Die Radsportwelt steht unter Schock. Fahrer weinten, als aus ersten Meldungen vom Tod des 26 Jahre alten Schweizers traurige Gewissheit wurde. Die Etappe am Freitag wurde zur Trauerfahrt.
„Unsere Gedanken sind bei seiner Familie, seinen Freunden und allen, die mit Gino zu tun haben. Er war ein aufsteigender Star im Profiradsport“, teilte der Radsport-Weltverband UCI mit. Die Nachricht sei „niederschmetternd“. Die ursprünglich für Freitag geplante sechste Etappe entfiel, das Feld fuhr nur die letzten 30 km nach Oberwil-Lieli. „Alle Fahrer werden eine Prozession als Hommage“ an Mäder bilden, teilten die Veranstalter der Tour de Suisse mit. Auch die Organisationen der Tour de France und des Giro d’Italia drückten ihr tiefes Mitgefühl aus.
Mäder war am Donnerstag auf der fünften Etappe seiner Heimrundfahrt bei der Abfahrt in Richtung Ziel von der Straße abgekommen und in eine Schlucht gestürzt. In einem Bachbett liegend wurde er gefunden, vor Ort dann 25 Minuten lang wiederbelebt und per Helikopter ins Krankenhaus Chur transportiert, in dem er seinen Verletzungen wenige Stunden später auf der Intensivstation erlag.
Zeitfahr-Olympiasieger Primoz Roglic war einfach nur „sprachlos“, der zweimalige Tour-Champion Tadej Pogacar aus Slowenien postete auf Instagram: „Ruhe in Frieden, ich werde dich vermissen.“ Und Teammanager Milan Erzen von Mäders Mannschaft Bahrain Victorious fasste die allgemeine Stimmungslage so zusammen: „Wir sind am Boden zerstört über den Verlust unseres Ausnahmeradfahrers Gino Mäder.“
Kritik an der Streckenführung
Tatsächlich war Mäder ein ausgezeichneter Radsportler. Der 26-Jährige, der von Kindheitstagen an den Traum hatte, Profi zu werden, war ein starker Kletterer und guter Allrounder. Er gewann schon Etappen beim Giro und der Tour de Suisse und wurde als bester Nachwuchsfahrer Fünfter im Gesamtklassement der Vuelta 2021.
Doch auch abseits der Rennstrecken engagierte sich Mäder, machte sich stark vor allem für klimapolitische Themen und nutzte seine Popularität in den Sozialen Netzwerken, um Spendengelder zu sammeln. Die Mannschaft, sagte Teamchef Erzen nun, werde zu Mäders Ehren „Rennen fahren und sein Andenken auf jeder Straße bewahren, auf der wir fahren“.
Schon am Vortag hatte es nach Mäders Horrorsturz harsche Kritik aus dem Fahrerlager an der Streckenführung gegeben. Kern der Sicherheitsdebatte, die unter anderem von Straßenrad-Weltmeister Remco Evenepoel angestoßen worden war: Wie viel Spektakel im Rennradsport darf sein?
Es sei „keine schlaue Idee“ gewesen, sagte Evenepoel, „das Ziel einer solchen Etappe nach einer Abfahrt zu platzieren. Aber man braucht offenbar immer noch mehr Spektakel. Es muss wohl einfach etwas passieren, damit man reagiert.“ Und auch Adam Hansen, Vorsitzender der Fahrervereiningung CPA, forderte am Freitagmorgen via Twitter. „Wir müssen sicherstellen, dass die Fahrer nicht ihre Leben riskieren. Das ist es nicht wert.“ Kurze Zeit später erlag Mäder seinen Verletzungen. (SID)
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