Bei der dritten Auflage von Paris-Roubaix Femmes (1.WWT) löste sich nach 25 km eine 18-köpfige Spitzengruppe, mit Vertreterinnen aus allen favorisierten Mannschaften, vom Hauptfeld und konnte schnell einen Vorsprung von mehr als sechs Minuten herausfahren.
Nach einer Tempoverschärfung der Italienerin Elisa Balsamo (Trek-Segafredo) verkleinerte sich die Gruppe der Verfolgerinnen. Genau zu diesem Zeitpunkt, 56 km vor dem Ziel, erlitt Christine Majerus, die bis dahin beständig an der Spitze des Pelotons zu sehen war, einen Reifenschaden am Hinterrad. Viel Zeit verstrich, bis die siebenfache Sportlerin des Jahres ein Ersatzrad vom neutralen Motorrad erhielt. Damit war ihr Traum von einem Topergebnis bereits vor den entscheidenden Kilometern, wo sie Lotte Kopecky zur Seite stehen sollte, frühzeitig geplatzt. „Ich bin enttäuscht, dass ich zu einem Zeitpunkt einen Platten hatte, an dem ich kaum eine Chance hatte, wieder nach vorne zu kommen, um meine Teamkolleginnen zu unterstützen und die erste Geige zu spielen. Das ist umso frustrierender, als ich mich körperlich recht gut gefühlt habe und auf den Kopfsteinpflasterabschnitten ziemlich locker war.“
Sieg im Sprint
Wenige Minuten später, im Vier-Sterne-Sektor Nummer 14, machte Lotte Kopecky Ernst. Dahinter kam es zu einem Massensturz. Dem Chaos konnte neben Vorjahressiegerin Elisa Longo Borghini (Trek-Segafredo) auch deren Teamkollegin Lucinda Brand entgehen. 43 km vor Schluss betrug der Rückstand der Favoritengruppe weniger als drei Minuten. Sechs Kilometer später rutschte die an der Spitze fahrende Longo Borghini im Sektor 9 weg und riss fast die gesamte Gruppe zu Boden. Die Gewinnerin der Flandern-Rundfahrt, Lotte Kopecky, die dadurch weit zurückfiel, schaffte den Anschluss in beeindruckender Manier.
Zum erhofften Triumph im Velodrom André Pétrieux sollte es jedoch nicht mehr reichen. Mit einem entschlossenen Antritt von Alison Jackson im berüchtigten Sektor „Carrefour de l’Arbre“ (5 Sterne) reduzierte sich die Fluchtgruppe auf sieben Fahrerinnen, darunter auch Femke Markus vom Team SD Worx. Acht Kilometer vor der Ziellinie war die Gruppe um Kopecky und Longo Borghini bis auf zehn Sekunden herangekommen. Unter dem Impuls von Jackson gelang es den sechs übriggebliebenen Fahrerinnen der Ausreißergruppe, dennoch als Erste ins Velodrom einzubiegen.
Dort konnte die 34-jährige Kanadierin ihre Wegbegleiterinnen Katia Ragusa (I/Liv Racing TeqFind) und Marthe Truyen (B/Fenix-Deceuninck) mit einem fulminanten Sprint um eine Radlänge distanzieren. „Als wir hier die Strecke erkundeten, träumte ich vom Sieg. Aber meist bleibt es ja beim Traum, der im realen Leben nicht wahr wird. Mir fehlen die Worte“, so die von ihren Emotionen überwältigte Jackson nach ihrem größten Erfolg.
Starker Berton bei den Junioren
Für das Team SD Worx, das die Saison bislang nach Belieben dominierte, kam dessen letzte Hoffnungsträgerin, Femke Markus, zu allem Überfluss auch noch im Velodrom zu Sturz. Über den Gewinn des Sprints der Verfolgergruppe konnte sich Lotto Kopecky (7. auf 0:12) nicht wirklich freuen. Knapp acht Minuten später kam Christine Majerus ins Ziel. „Ich habe bis zum Schluss alles gegeben, um dieses besondere Rennen zu beenden. Ich bin auch für das Team enttäuscht, das heute wirklich Pech hatte und das dritte Jahr in Folge bei Paris-Roubaix mit einem gemischten Ergebnis abreist, obwohl wir gute Karten hatten“, brachte die 36-Jährige den Samstagnachmittag auf den Punkt.
Erfreulicheres gab es aus luxemburgischer Sicht vom Junioren-Rennen zu berichten. Nach dem Überraschungssieg von Niels Michotte im Vorjahr fuhr sein Landsmann Noa Berton am Sonntag auf den ausgezeichneten neunten Platz, mit einem Rückstand von 37 Sekunden auf den Franzosen Matys Grisel. Mit Ausnahme von Fynn Ury, der das Ziel außerhalb des Zeitlimits erreichte, waren die weiteren Fahrer des Teams Lëtzebuerg (Valerio Mascolo, Noah Massen, Mats Berns und Jonathan Kalweit) die 111,1 anstrengenden Kilometer nicht zu Ende gefahren.
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