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Komplexes Trainingssystem

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Von unserem Korrespondent Pascal Gillen

Spätestens nach dem größten Erfolg in der Karriere von Gilles Muller sollte dem einen oder anderen das Symbol «LETZ Serv» auf seinem rechten Ärmel aufgefallen sein. Bei seinem dramatischen Fünfsatz-Sieg gegen Nadal in Wimbledon sah fast das gesamte Großherzogtum zu. Immer wieder war dabei auch seine Box und damit sein Trainer, Alexandre Lisiecki, zu sehen, die ebenfalls dieses Logo trugen.

Lisiecki ist aber nicht nur der Trainer von Muller, sondern auch Sportlicher Leiter von LETZ Serv. «2013 haben wir das Ganze gegründet. Die Idee hatten wir schon vorher, da hatten wir noch alle beim luxemburgischen Tennisverband gearbeitet», so Lisiecki. Vor allem die Idee des Wortspiels aus LETZ für Lëtzebuerg und Serv(e), vom englischen to serve für ‹jemandem etwas anbieten›, und dem Aufschlag beim Tennis «Serv(ic)e» kam von Gilles Muller.

Tennis als erste Säule

Hinter dem Trainingssystem steckt allerdings viel mehr als nur Tennis. «Für uns war es einer der Schlüssel, zu sagen, dass wir Trainings nicht nur für Tennisspieler anbieten.» So nutzen Sportler aus verschiedenen Sportarten die Angebote, während Tennis trotzdem die erste Säule bei LETZ Serv bildet. Unter anderem nutzen die Tischtennisspielerin Sarah de Nutte, der Schwimmer Laurent Carnol oder Judoka Manon Durbach die Trainingsprinzipien.

«Sarah bekommt aber zum Beispiel kein spezifisches Tischtennis-Training. Manon eben auch kein Judo-Training. Da fängt es auch an, etwas komplizierter zu werden. In den anderen Sportarten, neben dem Tennis, sind wir nicht spezialisiert und haben keine Trainer. Wir sagen den Sportlern aus unseren Erfahrungen heraus, was sie wann zu tun haben, und bleiben natürlich mit deren Trainern in regem Kontakt.» Was LETZ Serv letztlich für diese Sportler anbietet, ist die körperliche Vorbereitung auf einen gewissen Wettkampf oder ein bestimmtes Ziel.

«Wir sind auch in Kontakt mit dem olympischen Komitee und den Nationaltrainern. Wir setzen uns mit ihnen zusammen und entscheiden dann, wie wir zusammen trainieren.» Die Leitung, so erklärt der Muller- Trainer, ist aber nicht immer so einfach.

Der sportliche Leiter von LETZ Serv: Alexandre Lisiecki

«Diese Koordination braucht Zeit. Die Sportler kommen zu uns, machen eine Anfrage und wir sagen ihnen dann nach den Gesprächen, was möglich ist und was zu tun ist.» Gerade dass das Unternehmen auch noch Programme für andere Sportarten anbietet, bezeichnet Lisiecki als nächste Schlüsselidee.

Auch Jacques Radoux und Frank Eicher sind maßgeblich an dem Projekt beteiligt. Der Ex- Davis-Cup-Kapitän trennte sich 2013 von seinem Amt, unter anderem um sich auf LETZ Serv zu konzentrieren. «Nachdem wir uns alle vom Verband getrennt haben, hat Gilles mich gefragt, ob ich bei ihm bleibe. Und das war der Moment, in dem wir uns sicher waren, dass wir das alles jetzt durchziehen.»

Komplettes Paket

Anfangs mussten die Luxemburger ausländische Sportler anziehen, um auf sich aufmerksam zu machen, mittlerweile liegt der Fokus auf Sportlern aus dem Großherzogtum. «Wir wollen uns auf Luxemburger fokussieren und vor allem Jugendliche hier ausbilden, mit Prioriäten im Tennis. Wir haben aber mit Hugo Schott einen jungen Franzosen oder mit Frederick Nielsen einen Dänen, die unsere Angebote nutzen. Den Tennisspielern bieten wir ein komplettes Paket an.» Tennisspieler wie Gilles Muller können dieses gesamte Paket dann nutzen. «Das bedeutet, dass wir täglich sechs Stunden für den Sportler da sind, für Gilles dann auch mal sieben. Aber wir geben ihm Physiotherapeuten, Mentalcoaches, Ärzte, beraten ihn bei Verträgen und reisen mit ihm auf der Tour.»

Lisiecki wird sich mit dem Reisen in der nächsten Saison vergleichsweise zurückhalten. Der Trainer wird auf Vollzeit bei LETZ Serv arbeiten, um andere Tennisspieler neben Gilles Muller trainieren zu können. «Die Sportler, die unsere Angebote nutzen, fragen nach einer Kontinuität der Personen, mit denen sie trainieren. Wir haben vor zwei Jahren eine Trainerin eingestellt, die uns dann aus persönlichen Gründen verlassen musste. Ich bin dann eingesprungen, um auch näher am Geschehen zu sein. Wir haben andere Trainer, die mit Gilles auf der Tour reisen.»

Lisiecki bleibt unter anderem in Luxemburg, um Jugendliche zu trainieren, hat jedoch ab dem kommenden Jahr auch einen prominenteren Trainingspartner. «Ich habe eine große Verantwortung hier, ich trainiere unter anderem die Kinder von Gilles oder Jacques und die Tochter von Frank. Das ist eine Sache, die mir sehr wichtig ist. Ab dem kommenden Jahr wird auch Pierre-Hugues Herbert unsere Dienste nutzen.» Der Franzose, der erst am vergangenen Wochenende zusammen mit Richard Gasquet das Doppel im Davis-Cup-Finale gewann, wird aber weiter mit seinem Headcoach Fabrice Santoro trainieren. «Wir haben beim Turnier in Metz mit Pierre-Hugues gesprochen. Er vertraut uns und wird sich hier körperlich vorbereiten. Da er noch mit Fabrice Santoro trainieren wird, hat er mehrere Trainingssysteme.»

Grundgedanke

Eine andere Philosophie ist, dass Sportlern auf jedem Niveau geholfen werden soll. «Wir haben eine Service-Gesellschaft hier in Luxemburg eröffnet. Für internationale oder nationale Top-Athleten, aber auch für Anfänger.» Dafür haben Lisiecki und Co. drei Trainingssysteme ausgearbeitet. Das unterste nennt sich «LETZ Serv Fit». Dieses kann dann jedermann nutzen, egal, welche Verfassung man aufweist. «Das können 40-50-Jährige sein, die in der nächsten Woche den Tiebreak gegen ihren Kollegen gewinnen wollen, oder einfach jemand, der einen Halbmarathon laufen will, weil er Lust drauf hat. Wir denken, dass derjenige Recht auf eine hohe Trainingsqualität hat, damit er diese Ziele auch erreichen kann. Das ist das Herz unserer Philosophie.»

«LetzServ Rise» beschreibt vor allem die Entwicklung von Jugendlichen. Immer mehr Jugendliche nutzen das Angebot, um sich körperlich in einen besseren Zustand zu bringen. LETZ Serve Top bezeichnet schließlich das vorhin beschriebene komplette Paket für Profisportler.

Nach den ersten vier Jahren zieht Lisiecki eine positive Bilanz. Vor allem was die Entwicklung des Staffs und der damit verbundenen Trainings- und Vorbereitungsmethoden angeht. «Wir haben bessere Ergebnisse erzielt als gedacht. Wir haben keine Sponsoren und wollen uns langsam weiterentwickeln.» Vor kurzem wurde der Hochspringer Kevin Rutare als neuer Fitnesstrainer eingestellt. «Er war FLA- Trainer und wir haben uns deswegen öfter in der Coque getroffen. Er will Sachen bewegen, er ist dynamisch, er hat genau das richtige Profil für uns.»