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«Es gibt eine Art nachhaltigere Gesinnung, was den Sport betrifft», analysiert COSL-Präsident André Hoffmann das aktuelle öffentliche Bewusstsein in Sachen Sport. Dabei spielt er unter anderem auf die Debatte über Sportförderung an, die am 27. Februar in der Chamber stattfand. «Auch wenn die Initiative von einem Abgeordneten kam, der dem Sport nahesteht (Claude Lamberty, der auch Präsident des Tennisverbandes ist, d. Red.), so haben die Abgeordneten geschlossen die Motion gestimmt, dass dem Sport in Zukunft mehr Mittel zur Verfügung stehen sollten.» Auch das Nation Branding habe den Sport vorangebracht. Nun müsse man das Momentum nutzen, um weiter voranzukommen, so Hoffmann.
Bilanz der vergangenen fünf Jahre
Erstmals seit 2004 hatte der Sport in dieser Legislaturperiode wieder ein eigenständiges Ministerium zur Verfügung. Rückblickend auf die vergangenen fünf Jahre hebt COSL-Präsident André Hoffmann zuerst die gute Zusammenarbeit mit dem Sportminister und seinem Ministerium hervor. «Vor allem in letzter Zeit hat sich schon recht viel getan. Die Gründung des Luxembourg Institute for High Performance in Sports (kurz LIHPS, d.Red.) war ein komplexes Dossier, das gestemmt wurde. Zudem befindet sich das nationale Fußball- und Rugbystadion im Bau und das Velodrom scheint mit Mondorf nun auch seinen Standort gefunden zu haben.»
Trotz aller positiven Nachrichten aus den letzten Monaten hat Hoffmann andere Punkte nicht vergessen. «Dass der Premierminister nicht mit auf den Weg gehen wollte, den Sport stärker über die ‹Oeuvre nationale de secours Grande-Duchesse Charlotte› zu finanzieren, bedauern wir immer noch sehr. Aus diesem Grund haben wir dann versucht, mehr Mittel über den Staatshaushalt zu bekommen.
Verbandssport
Der Verbandssport entwickelt sich ständig weiter und die Herausforderungen werden somit immer größer. «Fakt ist, dass die meisten Verbände nicht breit genug aufgestellt sind, um den Herausforderungen gerecht zu werden», sagt COSL-Präsident André Hoffmann. Es müsse genau analysiert werden, was die Bedürfnisse der Verbände sind. «In naher Zukunft wird man nicht daran vorbeikommen, zehn bis 15 Personen einzustellen, damit die Verbände ihre Arbeit erledigen können. Und diese müssen vom Staat subventioniert werden. Die Sportverbände können sich diese Ausgaben nämlich schlichtweg nicht leisten.»
Infrastruktur
Das System der Fünfjahrespläne für Sportinfrastruktur hat sich laut COSL-Präsident André Hoffmann bewährt. «Was die Sportinfrastruktur anbelangt, hat sich einiges getan und der Fünfjahresplan ist sicher ein gutes Instrument. Allerdings reicht es nicht aus, nur zu planen, wie das Beispiel Velodrom gezeigt hat. Die Projekte müssen dann auch umgesetzt werden. Das Velodrom war bereits im achten Fünfjahresplan vorgesehen, mittlerweile läuft der elfte.»
Schulsport
Der Schulsport ist eigentlich seit Jahrzehnten eine Baustelle. Zwar gab es über die vergangenen Jahre einige positive Impulse, doch für COSL-Präsident André Hoffmann reicht das nicht mehr aus. Bildungsminister Claude Meisch hat klar zu verstehen gegeben, dass eine weitere Unterrichtsstunde für Sport nicht infrage kommt.
Stattdessen setzt die aktuelle Regierung auf Konzepte wie «Bewegte Schule», die momentan als Pilotprojekt funktionieren. «Das sind mit Sicherheit interessante Ansätze, doch die reichen bei Weitem nicht aus. Das größte Problem dabei ist, dass es sich immer noch um Pilotprojekte handelt. Sollten die sich wirklich bewährt haben, dann wird es irgendwann auch mal Zeit, sie flächendeckend einzuführen.» Allerdings ist Meisch der Auffassung, dass man nichts erzwingen kann, wie er in einem Tageblatt-Interview im März erklärt hatte: «Wenn der Minister etwas von oben herab diktiert, dann würde das die Umsetzung mit Sicherheit blockieren. Jedoch sind diese Pilotprojekte Konzepte, die sich durchsetzen werden, da glaube ich fest daran.»
Vorsichtig optimistisch sieht Hoffmann die Entwicklung in den «Maisons relais». «Wenigstens dürfen die Erzieher laut Gesetz die Kinder zum Vereinstraining gehen lassen.» Im Mai hatten Bildungsminister Claude Meisch und Sportminister Romain Schneider ihr Konzept für die motorische, körperliche und sportliche Erziehung von Kindern zwischen 0 und 12 Jahren vorgestellt, in dem auch die «Maisons relais» eine wichtige Rolle spielen. Was die Zusammenarbeit zwischen Betreuungsstrukturen und Sportvereinen betrifft, steht in dem Konzept lediglich geschrieben, dass man wiederum Konzepte ausarbeiten müsse, um den Transport der Kinder von den «Maisons relais» zu den Vereinen zu gewährleisten. «Man muss erst einmal abwarten, wie sich das in der Praxis umsetzen lässt», so Hoffmann.
Ehrenamt
Der Schwund an freiwilligen Helfern macht auch vor dem Sport nicht halt. Vor allem da sich der Sport auf vielen Ebenen professionalisiert hat. Für André Hoffmann sind es vor allem die tagtäglichen Aufgaben, die Probleme bereiten. «Für große Veranstaltungen wie internationale Turniere findet man in der Regel ausreichend freiwillige Helfer. Das ist auch ganz normal. Zum einen sind es außergewöhnliche Events, zum anderen können die Helfer hier besser abschätzen, wie viel Zeit sie investieren müssen. Engagiert man sich in einem Verein oder einem Verband, dann fallen tagtäglich irgendwelche Aufgaben an, die erledigt werden müssen.» Während die Aufgaben immer mehr werden, nimmt die Zahl der freiwilligen Helfer stetig ab.
«Deshalb brauchen wir für die Verbände auch professionelles Personal, das vom Staat subventioniert wird. Außerdem muss man über eine Ausweitung des ‹congé sportif› nachdenken, damit auch die Freiwilligen davon profitieren können. Also eine Art ‹congé sportif administratif› schaffen», erläutert Hoffmann. Einige Parteien wie die LSAP zum Beispiel haben dies auch in ihr Wahlprogramm aufgenommen. Durch die Einführung des «subside qualité plus» im vergangenen Jahr, das die «chèques-services» ersetzte, wurde den Vereinen bereits unter die Arme gegriffen – zumindest finanziell. Wurden 2016 lediglich rund 300.000 Euro an die Vereine ausgezahlt, so profitierten 2017 etwa 300 Vereine aus 28 Verbänden von insgesamt 2,2 Millionen Euro. Nur die Vereine, die ausgebildete Trainer engagieren haben, erhalten diese finanzielle Unterstützung, wodurch zugleich die Jugendarbeit gefördert wird.
Hochleistungssport
Im Bereich Hochleistungssport ist sicherlich das Luxembourg Institute for High Performance in Sports, kurz LIHPS, einer der größten Fortschritte, die in den vergangenen Jahren erzielt wurden. Es ist eine Einrichtung, die Hochleistungssportler fördern soll, damit Luxemburg den Abstand zur Weltspitze verringern kann.
«Die Struktur steht, nun gilt es, sie so zu unterstützen, dass sie ihre Arbeit auch wie geplant durchführen kann», so COSL-Präsident André Hoffmann. «Auch wenn das LIHPS bereits funktionsfähig ist, so muss man in dem Bereich unbedingt langfristig planen.»
Von großer Bedeutung für den COSL-Präsidenten ist auch die weitere Entwicklung des «Sportlycée». Auch wenn die Schule langfristig einen neuen Standort bekommen wird, so brauche man auch jetzt bereits ein funktionierendes Internat, damit die Jugendlichen Sport und Schule optimal kombinieren können.
Anti-Doping-Kampf
Die Politik steht eigentlich geschlossen hinter der Null-Toleranz-Philosophie in Sachen Doping. Die DP schreibt denn auch in ihrem Wahlprogramm, dass sie den Kampf gegen Doping «kategorisch weiterführe», die LSAP erklärt, dass die Anti-Doping-Agentur auch weiterhin über «genügend staatliche Hilfen» verfüge. Die nationale Anti-Doping-Agentur (ALAD) ist der Garant für eine Null-Toleranz-Politik, doch mit den ihr zur Verfügung stehenden Mitteln scheint dies schwer zu bewerkstelligen. «Wenn wir in Zukunft glaubwürdig bleiben wollen, dann muss die ALAD zusätzliche finanzielle Mittel bekommen», so COSL-Präsident André Hoffmann.
Das fordern auch «déi gréng» in ihrem Wahlprogramm. Sie wollen die ALAD sowohl finanziell als auch personell aufstocken, womit die Partei auf einer Linie mit dem COSL-Präsidenten liegt.
«Dopingtests sind sehr teuer und die internationalen Anforderungen steigen ebenfalls ständig. Wir müssen uns überlegen, was wir wollen. Entweder verringern wir den Pool an Athleten, die regelmäßig kontrolliert werden – was sicherlich nicht im Interesse des Sports ist – oder die ALAD muss mehr Geld zur Verfügung haben.» Momentan liegt das Budget der ALAD bei 190.000 Euro.
Es ist aber nicht alleine das Geld, das fehlt. Die ALAD besteht aus zwei Sekretärinnen, die jeweils halbtags arbeiten, sowie einer Ärztin, die einen Expertenvertrag hat, und einem Verwaltungsrat. «Die personelle Besetzung in der ALAD-Zentrale ist sicherlich sehr knapp. Aber das ist nicht das einzige Problem. Wir müssen auch dafür sorgen, dass wir über ausreichend Leute verfügen, die bereit sind, die Tests für die Anti-Doping-Agentur durchzuführen.»
Finanzierung
Ohne Geld geht nichts, auch im Sport. Das Budget des Sportministeriums zählt traditionell zu den kleinsten im Staatshaushalt. Dieses Jahr liegen die Ausgaben bei knapp 58 Millionen Euro, was 0,39 Prozent der Gesamtausgaben entspricht.
Nachdem Premierminister Xavier Bettel es abgelehnt hat, den Sport verstärkt über die «Oeuvre nationale de secours Grande-Duchesse Charlotte» zu unterstützen, hat der COSL halt versucht, die finanziellen Mittel über den Staatshaushalt zu bekommen. Bettels Partei, die DP, erklärt in ihrem Wahlprogramm übrigens, das Budget zur Förderung des Sports langfristig auf ein Prozent des Gesamthaushaltes zu erhöhen. «Der Sport wird ja nicht ausschließlich über das Budget des Sportministeriums finanziert. Die Sportbewegung wird zum Teil ja auch über das Gesundheitsministerium oder das Bildungsministerium finanziert.»
In dem Zusammenhang erwähnt André Hoffmann die vielseitigen positiven Effekte des Sports, ob gesundheitlicher oder gesellschaftlicher Natur. Deswegen fordert Hoffmann auch nicht einen bestimmten Millionenbetrag zur Förderung des Sports, sondern vielmehr einen Mentalitätswechsel. «Momentan herrscht eine Subventionsmentalität, doch um wirklich voranzukommen, brauchen wir eine Investitionsmentalität», so der Wunsch des COSL-Präsidenten für die Zukunft.
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