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«So unkompliziert, wie es nur geht»

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Eine Woche vor dem Testländerspiel zwischen Luxemburg und Schottland feuerten die Schotten Coach Craig Levein. Seitdem versucht der eigentliche U21-Trainer Billy Stark, die Mannschaft auf die am Mittwoch stattfindende Testpartie (20.15 Uhr im Stade Josy Barthel) vorzubereiten.

Vor dem Training am Montag in der schottischen Metropole Glasgow gab der 56-jährige Fußballlehrer dem Tageblatt ein Exklusivinterview.

Neun Spieler fallen aus

Trainer Billy Stark muss bei seinem Debüt gleich auf neun Spieler verzichten,
die verletzungsbedingt ausfallen.

Nacheinander erteilten Morrison, Bardsley, Fletcher, Maloney, Adam, Philipps, Bannan, Marshall und Mackie dem Interimstrainer eine Absage. Sie werden ersetzt durch Andrew Shinnie (Inverness/SCO), Leigh Griffiths (Hibernian/SCO), Liam Kelly (Kilmarnock/SCO), Craig Samson (St. Mirren/SCO) und Paul Dixon (Huddersfield/ENG).

Für Stark ist es nicht das erste Kräftemessen mit Luxemburg. In der aktuellen WM-Qualifikation der U21 besiegte er den FLF-Nachwuchs bereits zweimal (5:1 und 3:0).

Tageblatt: Mister Stark, Sie treten innerhalb eines Jahres bereits zum dritten Mal gegen Luxemburg an. Wird es Ihnen nicht langsam langweilig?

Billy Stark: «(lacht) Ich langweile mich grundsätzlich nie. Außerdem sind die Voraussetzungen ja ganz andere und ich freue mich auf diesen Vergleich.»

Waren Sie überrascht, dass man Ihnen das Vertrauen geschenkt hat?

«Nein, überrascht nicht. In der kurzen Zeit, die vor diesem Länderspiel blieb, hatte der Verband sowieso nicht die Möglichkeit, zu reagieren. Und als U21-Nationaltrainer kann man dann schon mal damit rechnen, dass man die Verantwortung für die Mannschaft bekommt. Meine Aufgabe ist es jetzt, das Team so gut es geht durch diese schwierige Phase zu führen.»

Ist der Zeitpunkt nicht etwas ungewöhnlich, den Nationaltrainer zu entlassen?

«Die Verbandsspitze war unzufrieden mit den Resultaten (nur zwei Unentschieden aus vier Spielen, d. Red.) in der WM-Qualifikation. Dabei haben wir gegen Teams gespielt, gegen die man schon mal verlieren kann. Schottland spielt in einer starken Gruppe, in der sogar das schlechteste Team ein gutes Niveau hat.»

Hatten Sie in der kurzen Zeit überhaupt die Möglichkeit, sich ordentlich auf das anstehende Länderspiel gegen Luxemburg vorzubereiten?

«Ja. Ich habe mir die letzten vier Spiele angesehen.»

Dann haben Sie ja auch die beiden Niederlagen gegen Israel gesehen und wissen, wie man Luxemburg besiegt …?

«Naja, ich glaube nicht, dass Luxemburg noch einmal so untergehen wird. Wenn man ein frühes Tor kassiert, ist es als kleines Team nie einfach, zu reagieren. Ich habe deshalb eher die Leistung gegen Portugal und Nordirland im Hinterkopf. Die Mannschaft verdient wegen dieser Auftritte unseren ganzen Respekt. Die Luxemburger sind sehr gut organisiert und setzen die Vorgaben des Trainers gut um. Ein weiterer Beweis dafür ist der Sieg gegen Mazedonien. Wir haben nur ein Unentschieden gegen sie geholt …»

Der Großteil der schottischen Nationalspieler war «not amused» über den Rausschmiss von Craig Levein. Wie haben sie in den letzten Tagen reagiert?

«Craig pflegte ein sehr gutes Verhältnis zu den Spielern. Etwas eher seltenes im Trainergeschäft. Deshalb waren auch so viele Spieler von dieser Entscheidung enttäuscht. Aber die meisten sind erfahrene Profis und wissen mit einer solchen Situation umzugehen.»

Was erwarten Sie gegen Luxemburg von Ihrer Mannschaft?

«Ich bin davon überzeugt, eine positive Reaktion zu sehen. Es ist wichtig, dass die Spieler die Geschehnisse der letzten Wochen hinter sich lassen. Von den neuen Spielern, die durch unsere Verletzungsprobleme in den Kader gerutscht sind, erwarte ich mir einen frischen Wind.»

Werden Sie taktisch etwas verändern?

«Neun Spieler fehlen, deshalb ist das Wichtigste, dass die Chemie innerhalb der Mannschaft stimmt. In dieser kurzen Zeit kann ich nicht viel verändern, deshalb muss ich schnell verstehen, wie die Mannschaft am besten zusammenpasst. Es gilt, so unkompliziert, wie es nur geht, zu spielen.»

Anderes Thema: Der schottische Fußball hinkt seit Jahren den Erfolgen aus der Vergangenheit hinterher. Seit 1998 hat sich das Team nicht mehr für ein internationales Turnier qualifiziert. Warum?

«Nachdem es einige Zeit an gutem Nachwuchs fehlte, bemüht sich der Verband sehr stark, Talente zu produzieren. Nach und nach wird dies auch gelingen. Wir warten alle sehnsüchtig darauf, die Früchte der Arbeit zu ernten.»

In jeder Qualifikation fordern die schottischen Fans das Weiterkommen. Ist die Erwartungshaltung nicht vielleicht zu hoch oder gar unrealistisch?

«Das ist nicht alleine in Schottland ein Problem. Die Leute wollen eine erfolgreiche Nationalmannschaft und sind frustriert, wenn es nicht für eine WM- oder EM-Teilnahme reicht. Die Mannschaft muss mit dieser Erwartungshaltung umgehen. Aber ich glaube nicht, dass der Druck zu hoch ist.»

Eigentlich sind Sie nur als Interimstrainer vorgesehen. Könnten Sie sich trotzdem vorstellen, den Job weiterzumachen?

«Ich stelle keine Ansprüche. Meine Aufgabe ist es, das Team durch diese schwierige Phase zu führen. Natürlich habe ich, wie jeder, der mit Fußball etwas zu tun hat, Ambitionen. Aber die werde ich ganz hinten anstellen.»