Am vergangenen Samstag war sein Arbeitsfeld in Stadtbredimus. Saß Steffen, mit Laptop auf den Oberschenkeln, beim Damenspiel noch unten in der Halle auf einer Bank, so hatte er sich für die Herrenpartie auf der fast leeren Tribüne postiert. „Man hat eben von oben eine bessere Übersicht über die Positionierung der Schiedsrichter, als wenn man auf Augenhöhe sitzt. Mein Wunsch, um diese Arbeit optimal zu gestalten, wäre, dass wir einen Platz auf der Tribüne, vielleicht auf einem Podest, bekommen, wo wir gleichzeitig Zugriff auf die Bilder vom Livestream haben.“
Dies gilt es in Zukunft mit dem Verband und den Vereinen auszuarbeiten. Steffen erklärt seine Vorgehensweise. Er sieht die Unparteiischen als drittes Team in der Partie. „Wir, denn ich schließe die verletzten FIBA-Schiedsrichter Marc Mouton und Georges Wolzfeld mit ein, sehen uns als eine Art Coaches der Schiedsrichter. Entweder wir sind bei den Spielen präsent oder wir schauen uns die Begegnungen am Computer im Livestream an. Hier ist der Winkel nicht immer ideal, auch könnte für uns die Qualität noch besser sein. Aber im Vergleich zu vor einigen Jahren vereinfacht dies unsere Arbeit um ein Vielfaches. Da man die Szenen zurückspulen kann, ist es eine große Hilfe.“
Die Arbeit der Schiedsrichterausbilder mit den Videoanalysen ähnelt also ganz stark jener der Coaches. Es gilt, das Geschehene zu analysieren und zu bewerten. „Wir bewerten nicht, ob ein Pfiff richtig oder falsch ist. Die Schiedsrichter stehen auf dem Parkett und müssen die Entscheidungen treffen. Es ist klar, dass da auch mal Fehler entstehen. Aber die Mehrzahl der Pfiffe sind korrekt. Wenn mal ein Fehler passiert, geht es darum, was man nächstes Mal tun kann, um diese Situation anders zu bewerten und wie man sich darauf vorbereiten kann.“ Die Gespräche mit den Unparteiischen über ein Spiel finden nie in der Pause statt, denn man will in keinem Fall Einfluss auf die Partie nehmen. Nach dem Spiel wird in Ruhe ein Debriefing abgehalten.
Unterstützung jüngerer Schiedsrichter
„Wichtig ist, wie die Betroffenen selbst die Geschehen bewerten und erst danach sprechen wir einige Szenen an. Was war gut, was nicht so ideal? Alles mit einem direkten Feedback.“ Ein wichtiger Bestandteil der Arbeit ist auch die Unterstützung und die Begleitung der jüngeren Schiedsrichter. Tom Jaas und Patrick Rezki sind besonders in diesem Bereich aktiv. Hier wird gerne ein Bewertungsformular zur Beobachtung vor Ort benutzt. „Hier wird einerseits jeder Pfiff aufgelistet, ob gut oder schlecht. Daraus wird ersichtlich, ob einer der Schiedsrichter zurückhaltender oder dominant ist. So bekommt man einen Überblick über das allgemeine Verhalten.“
Der permanente Austausch ist auch bei den Schiedsrichtern sehr wichtig. Regelmäßig treffen sie sich in Seminaren, wo Erfahrungswerte vermittelt werden und anhand von Videosequenzen „best practices“ gezeigt werden können. Man muss auch mal Fehler eingestehen können. „Wichtig ist, dass man selbstkritisch ist. Das gehört einfach zum Schiedsrichterwesen dazu.“ Oft sind Regeländerungen oder neue Auslegungen außerhalb des Schiedsrichterkorps nicht bekannt und führen zu Diskussionen. „Es gibt Regeln, welche die wenigsten kennen, wie die Einwurf-Fouls oder die neuerlich verzögerten Pfiffe. Wir versuchen da, Aufklärung bei den Coaches zu betreiben. In zwei Wochen haben wir ein Meeting mit den Trainern, wo wir dank verschiedener Informationen die Zusammenarbeit stärken möchten.“
Alain Steffen spricht von einer zeitintensiven, aber sehr interessanten Aufgabe, die er neben seinen Tätigkeiten als Kommissar und internationaler Kommissar nun wahrnimmt. Der neue Verantwortliche hat auch Visionen für die Zukunft, die er an die FLBB weiterleiten wird. Hierzu gehört der Videobeweis im Pokal im Halbfinale und Endspiel, ein Hilfsmittel, welches ja schon bei den Begegnungen der Nationalmannschaft zum Einsatz kommt.
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