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Schlüssel zum Erfolg hinter dem Cauberg?

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Sieben Luxemburger Fahrer gehen am Samstag (22.09.12) und Sonntag (23.09.12) an den Start der Straßen-Weltmeisterschaft im Radsport (Elite, U23, Junioren). Die besten Chancen räumt man Bob Jungels ein, der sein letztes U23-Rennen bestreitet.

Für einmal gilt das größte Interesse bei der Straßen-Weltmeisterschaft im Radsport (aus Luxemburger Sicht, versteht sich) nicht dem Rennen der Elite, sondern demjenigen der U23-Fahrer, die schon am Samstagmorgen (22.09.12) um 9 Uhr in Valkenburg in den Sattel steigen. Das kommt hauptsächlich dadurch, dass Luxemburg im Rennen der Espoirs einen Fahrer am Start hat, der mit den Besten mithalten und (warum eigentlich nicht?) aufs Podium steigen kann.

Das WM-Programm

Samstag (22.09.12):
9.00 Straßenrennen Männer U23 (161 km) mit Bob Jungels, Alex Kirsch, Pit Schlechter, Tom Thill; 14.30 Straßenrennen Frauen Elite (129 km): keine Luxemburger Teilnehmerin.

Sonntag (23.09.12):
9.00 Straßenrennen Junioren (129 km) mit David Klein, Jo Biehl, Christophe Braun, 10.45 Straßenrennen Männer Elite (267 km) mit Laurent Didier, Ben Gastauer, Jempy Drucker.

Bob Jungels, um ihn handelt es sich, bestreitet erst seine zweite WM bei den Espoirs, doch ist es gleichzeitig die letzte, weil der Fahrer aus dem Kontinentalteam von Leopard demnächst zur Elite von RadioShack-Nissan wechselt. Gemäß Reglement muss er demnach nächstes Jahr in Florenz bei den „Großen“ starten.

„Happy birthday“

Jungels wird am Samstag (22.09.12) auf den Tag genau 20 Jahre alt (geb. am 22.9. 1992 in Luxemburg-Stadt), und was könnte es für ihn Schöneres geben als einen Podiumsplatz bei der Weltmeisterschaft auf einer Strecke, die ihm liegen müsste? Die U23 tragen ihre WM (genau wie die Frauen und die Junioren) auf einem 16,1 km langen Rundkurs rund um Valkenburg aus, der zehnmal zu fahren ist. Die Frauen und die Junioren begnügen sich mit acht Runden.

Die Elitefahrer mühen sich am Sonntag während zehn Runden auf demselben Rundkurs ab, doch absolvieren sie zuvor noch eine 106 km lange „Anfahrt“ über alle Hügel und Koppen Südlimburgs, ehe sie nach einer ersten Ersteigung des Cauberg den WM-Rundkurs bei Berg en Terblijt in Angriff nehmen.

Kein Pappenstiel

In einfacheren Worten: Die U23 müssen zehnmal den Bemelerberg und den Cauberg ersteigen, ehe der neue Weltmeister gekürt ist, die Frauen und die Junioren je achtmal. Auf die Elitefahrer wartet zehnmal den Bemelerberg und elfmal der Cauberg. Das alles ist zwar kein Pappenstiel, doch gegenüber früheren Weltmeisterschaften in Valkenburg sind es lediglich „Peanuts“, wie man im Bankenjargon sagen würde.

Im Jahr 1938, als der Belgier Marcel Kint hier gewann (Arsène Mersch wurde damals Achter), musste der Cauberg, diese „Alpe d’Huez“ Südlimburgs, ganze 27 Mal (!) erklettert werden. Vier weitere Weltmeisterschaften wurden in Valkenburg oder Umgebung ausgetragen: 1948 Valkenburg: Sieger Briek Schotte (B), 1967 Heerlen: Eddy Merckx (B), 1979 Valkenburg: Jan Raas (NL), 1998 Valkenburg: Oscar Camenzind (CH).

14 Jahre also ist es schon her, dass der Schweizer Oscar Camenzind im strömenden Regen die Konkurrenz foppte und den Belgier Peter Van Petegem auf den zweiten Platz verwies. Für den Italiener Michele Bartoli blieb immerhin Bronze, während Michael Boogerd sich als erster Holländer mit dem sechsten Rang begnügen musste. Damals, 1998, war bei der Elite kein Luxemburger Fahrer am Start, dafür aber bei den U23 eine komplette Mannschaft, die sich wacker schlug.

Alles ist möglich

Valkenburg 1998 gilt eigentlich als Geburtsstunde einer später erfolgreichen Luxemburger Radsportära. Bernhard Baldinger war ein Jahr zuvor als neuer Nationaltrainer eingestellt worden, und gleich bei seiner zweiten Weltmeisterschaft bescherten ihm „die Jungs“ so manche Genugtuung.

Benoît Joachim beispielsweise fuhr unter strahlendem Sonnenschein ab der ersten bis in die fünfte Runde allein in Front und klassierte sich mit 17 Sekunden Rückstand hinter dem italienische Medaillentrio Ivan Basso, Rinaldo Nocentini, Danilo Di Luca und einem Dutzend weiteren Konkurrenten auf dem 16. Platz. Christian Poos wurde 30., Kim Kirchen, Max Becker und Marc Vanacker gaben auf. Joachims Solofahrt war nicht schuldlos daran, dass der Luxemburger ein paar Monate später einen Profivertrag bei US Postal unterschreiben durfte.

Schlagkräftige Mannschaft

14 Jahre später hat Luxemburg am Samstag (22.09.12 / ab 9 Uhr) mit Bob Jungels, Alex Kirsch, Pit Schlechter und Tom Thill erneut eine schlagkräftige Mannschaft am Start. Bei der Elite starten am Sonntag ab 10.45 Uhr mit Laurent Didier, Ben Gastauer und Jempy Drucker drei Fahrer, die genauso motiviert sind. Und am frühen Sonntagmorgen versuchen David Klein, Jo Biehl und Christophe Braun, die Luxemburger Farben bestens zu vertreten.

Weil das Rennen der Junioren praktisch zeitgleich mit demjenigen der Elite abläuft, werden die Zuschauer an der Strecke schon ab 9.00 Uhr bei Laune gehalten. Wenn die Jüngsten ihre WM gegen 12.30 Uhr beendet haben, erreicht die Elite nach der Überlandfahrt den Rundkurs. Mit einer Vorentscheidung im Hauptrennen wird erst ab km 220 gerechnet. Dabei muss der Weltmeister nicht unbedingt derjenige sein, der in der letzten Runde als Erster über den Cauberg fährt.

Denn anders als beim Amstel Gold Race verbleiben dann noch 1.800 m bis ins Ziel. Und auf diesen 1.800 m bläst der Wind den Fahrern voll ins Gesicht. So besteht die Möglichkeit, dass im Cauberg abgehängte Konkurrenten mit vereinten Kräften zur Spitze aufschließen und dadurch die Entscheidung in die Zielgerade verlagern könnten. In der nahe gelegenen Wallonie geht seit Tagen die Angst um, Topfavorit Philippe Gilbert wäre eventuell Leader auf dem Cauberg, Tom Boonen aber Erster im Ziel.

Nicht auszudenken …