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Schillernd, zerbrechlich, tragisch

Schillernd, zerbrechlich, tragisch

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Am 14. Februar 2004 endete in einem Hotel in Rimini das Leben der italienischen Radsport-Ikone Marco Pantani. Bis heute ist die Erinnerung an den Piraten präsent.

Am Tag der Liebenden werden Tonina und Paolo Pantani auf dem Friedhof von Cesenatico wieder trauernd am Grab ihres Sohnes stehen. Zum zehnten Mal jährt sich am 14. Februar, dem Valentinstag, der tragische Tod von Marco Pantani, dem «Piraten», der italienischen Radsport-Ikone mit den vielen Facetten, dem zerbrechlichen Charakter mit dem schillernden, aber viel zu kurzen Leben.

In Italien ist die Legende Pantani weiter präsent. Ob in Filmen, Büchern, oder TV-Reportagen: Die Tifosi gedenken dieser Tage des Kletterkünstlers, ihres letzten großen Radsporthelden, der nationale Begeisterung weckte wie seither keiner mehr, den aber auch schwere Dopingvorwürfe begleiteten und der inzwischen als Dopingsünder überführt wurde. Jedes Jahr, heißt es, besuchen bis zu 50.000 Fans die Grabstätte ihres Idols. Groß war die Bestürzung, als Pantani in einem Zimmer des Hotels «Le Rose» in Rimini am 14. Februar 2004 tot aufgefunden wurde. Eine Überdosis Kokain, das ergab die Autopsie, beendete sein Leben nach gerade mal 34 Jahren. Es war der verheerende Schlusspunkt eines tiefen Falls von «Elefantino», wie Pantani wegen seiner abstehenden Ohren etwas spöttisch genannt wurde.

Denkmal und Gedenkmesse

Pantanis Heimatstadt Cesenatico gedenkt nun mit zahlreichen Aktionen des Radstars. Auf einem Platz der norditalienischen Kleinstadt wird eine Skulptur zu seinen Ehren eingeweiht. Die Bronzestatue zeigt Pantani auf einem Rennrad bei einer Klettertour.

Nach der Einweihung des Denkmals ist eine Gedenkmesse vorgesehen, an der Pantanis Eltern teilnehmen werden. «Ich erhalte täglich Hunderte Telefonanrufe und Botschaften aus allen Teilen der Welt», sagt Pantanis Mutter, «das ist für uns wichtig, um die Erinnerungen an unseren Marco wach zu halten. Zehn Jahre sind seit seinem Tod vergangen, doch für mich ist es, als wäre er gestern gestorben. Ich spreche ständig mit ihm.»

Der Tod von Pantani offenbarte das Ausmaß seiner menschlichen Tragödie. Jahrelang litt er an einer schweren Depression. «Das Leben hatte er schon früher verloren», betonte Tonina Pantani und nahm Bezug auf das Aus beim Giro d’Italia 1999, als «Il Pirata» im Maglia Rosa nach seinem vierten Etappensieg wegen eines Dopingverdachts aus dem Rennen genommen wurde.

Pantani, der 1998 Giro und Tour gewann, geriet in den Sog einer persönlichen und beruflichen Krise – zunehmende Manipulationsvorwürfe und mehrere Gerichtsverfahren zerstörten die Karriere.

Sportlicher Aufstieg und tiefer Sturz

Bei der Tour de France 2000 feierte Pantani, dessen Markenzeichen neben dem Kopftuch auch die unbändige Angriffslust in den Bergen war, mit zwei Etappensiegen seine letzten großen Erfolge. Kurz darauf begann ein Prozess wegen Sportbetrugs (1995 war nach einem Rennunfall ein hoher Hämatokritwert festgestellt worden), der für Pantani mit einer dreimonatigen Haftstrafe auf Bewährung endete. Vergebens versuchte er, sich danach aufzuraffen. Sein sportlicher Aufstieg und der tiefe Sturz stehen im Mittelpunkt eines Dokumentarfilms, der am 17. Februar in die italienischen Kinos kommt. «Pantani: Je höher die Spitze, desto tiefer der Fall», lautet der Titel des Streifens.

Pantanis Mutter veröffentlichte dieser Tage mit dem italienischen Journalisten Francesco Ceniti eine Biografie mit dem Titel: «Im Namen Marcos: Das Herz einer Mutter, die Stimme eines Tifoso». Im Buch verlangt Tonina Pantani eine Wiederaufnahme des Prozesses rund um den Tod ihres Sohnes. «Man behauptet, dass Marco drogenabhängig war. Im Zimmer, in dem er tot aufgefunden wurde, fand man jedoch keinerlei Rauschgift. Marco ist getötet worden, und ich werde alles für eine Wiederaufnahme des Prozesses tun», sagte sie in TV-Interviews. Es gebe noch zu viele Rätsel um den Tod ihres Sohnes. Und weiterhin große Trauer.