Erst Cristiano Ronaldo, jetzt Karim Benzema – und bald schon Lionel Messi und Luka Modric? Saudi-Arabien entwickelt sich immer mehr zur Wohlfühloase alternder Fußball-Stars. Am Dienstag folgte auch Ballon-d’Or-Gewinner Benzema nach 14 Jahren bei Real Madrid dem Lockruf des Geldes und heuerte in Dschidda bei Meister Al-Ittihad an. Bis zum Saisonstart am 11. August sollen weitere prominente Namen folgen.
„Mehr als zehn“ Stars seien bereits Angebote unterbreitet worden, erfuhr die Nachrichtenagentur AFP aus dem Königreich – darunter Modric, N’Golo Kanté, Roberto Firmino und Hugo Lloris. Eine Delegation aus Saudi-Arabien befindet sich demnach derzeit in Paris, um Weltmeister Messi in die Wüste zu locken. Weil der Argentinier als Werbebotschafter bereits enge Bande mit Riad geknüpft hat, scheint ein Wechsel durchaus denkbar – auch wenn eine Rückkehr zum FC Barcelona weiter ein Thema ist.
Als weitere Kandidaten werden Sergio Ramos, Angel Di Maria, Jordi Alba und Sergio Busquets gehandelt. Namen, die noch vor wenigen Monaten in Saudi-Arabien undenkbar gewesen wären – bis Ronaldo im Januar mit seinem Wechsel zu Al-Nassr den Stein ins Rollen brachte. Der 37 Jahre alte Portugiese unterschrieb gleich für zweieinhalb Jahre, der Deal soll mehr als 400 Millionen Euro umfassen. Jüngst sprach er sich dafür aus, dass weitere Stars nach Saudi-Arabien wechseln sollen. „Wenn die kommen, große Spieler und große Namen, junge Spieler, alte Spieler: Die sind alle willkommen. Wenn das passiert, wird die Liga besser“, sagte der 38 Jahre alte Portugiese.
Sportwashing
Auffällig und wenig überraschend: Fast alle gehandelten Stars gehen steil auf ihre Fußball-Rente zu – der ehemalige Liverpooler Firmino ist mit 31 Jahren noch der Jüngste auf der Liste. Finanziert wird der geplante Großeinkauf vom saudischen Staatsfonds, der bereits 80 Prozent des künftigen Champions-League-Teilnehmers Newcastle United besitzt.
Sollten die Spieler tatsächlich in die Wüste wechseln, werden diese auf die fünf Topklubs Al-Hilal, Al-Nassr, Al-Shabab, Al-Ittihad und Al-Ahly „verteilt“, erfuhr AFP. Die Saudi Pro League wird kommende Saison auf 18 Mannschaften erweitert, jeder Klub darf dann bis zu acht ausländische Spieler einsetzen. Ab September sollen die Vereine zudem privatisiert werden.
Für Saudi-Arabien, das 2030 oder 2034 eine WM ausrichten will, dient die Großoffensive freilich dem Zweck, das eigene angeschlagene Image im Ausland zu polieren. Dieses „Sportswashing“ läuft bereits mittels Formel-1-Rennen, Golfturnieren und Box-Titelkämpfen. Doch die größte Aufmerksamkeit bringt eben der Fußball – koste es, was es wolle. (SID)
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