Der gebürtige Wiesbadener triumphierte am Sonntag von der Pole Position beim Großen Preis von China. Damit beendete er im 111. Grand Prix das lange Warten auf seinen ersten Erfolg und krönte sich zum siebten deutschen Formel-1-Sieger. «Yeeeeees», brüllte Rosberg in den Boxenfunk. Zweiter wurde der britische McLaren-Pilot Jenson Button vor seinem Landsmann und Teamkollegen Lewis Hamilton.
Weltmeister Sebastian Vettel rettete nach einer starken Aufholjagd von Startplatz elf noch den fünften Rang hinter seinem Red-Bull-Rivalen Mark Webber. In der WM-Gesamtwertung führt nach dem dritten Saisonlauf nun Hamilton mit 45 Punkten vor Button, der 43 Zähler hat. Der bisherige WM-Spitzenreiter Fernando Alonso (Ferrari) wurde nur Neunter und rutschte mit 37 Punkten auf WM-Platz drei ab. Vettel (28) verbesserte sich hinter Webber (36) auf Rang fünf.
Mann des Tages
Mann des Tages aber war Rosberg. 20.671 Tage nach dem Sieg von Juan Manuel Fangio in Italien ließ wieder ein Mercedes-Werksfahrer die gesamte Konkurrenz hinter sich. «Großartig», sagte Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug. «Bravo Nico, danke an alle im Team – das ist ein neues Kapitel in der Silberpfeil-Geschichte.» Ein noch besseres Mercedes-Ergebnis verhinderte ein Boxenpatzer: Michael Schumacher musste wegen eines schlecht aufgezogenen Vorderreifens in der 13. Runde aufgeben.
Rosberg erwischte von seiner Premieren-Pole einen perfekten Start. Als achter Deutscher in der Formel-1-Geschichte hatte er in der Qualifikation die Bestzeit gefahren, zum Auftakt des Rennens ließ er Teamkollege Schumacher sofort klar hinter sich. Ganz schlecht lief es zunächst für Vettel. Nach verpatzter Qualifikation kam er auch am Start nicht in die Gänge und rutschte bis auf Rang 14. Erneut hatte er Mühe mit seinem zickigen Dienstwagen.
Alles nach Plan
Auch sein Teamkollege Webber konnte als Neunter keinen Boden gutmachen und fuhr schon nach sechs Runden zum ersten Reifenwechsel an die Box. Bei Mercedes lief es dagegen zunächst nach Plan. Rosberg dominierte an der Spitze, Schumacher hielt die Verfolger Button, Lotus-Mann Kimi Räikkönen und Hamilton in Schach.
Nach zehn Runden kam dann Bewegung ins Feld. Räikkönen und Hamilton gingen an die Box, der Brite zog dann dank des besseren Stopps am Finnen vorbei. Der von hinten heranrasende Webber schob sich noch zwischen das Duo. Mercedes wartete lange mit dem Reifenwechsel – und patzte. Ein Mechaniker bekam Schumachers rechten Vorderreifen nicht festgezogen und winkte verzweifelt, als der 43-Jährige trotzdem das Signal zum Losfahren erhielt. Wenige Meter später rollte der Altmeister aus. «Nein nein nein», twitterte sein Team.
«Schade»
«Schade, tut mir leid für die Jungs», meinte Schumacher. 2006 hatte er in China seinen bislang letzten Sieg gefeiert, diesmal schien zumindest der erste Podiumsplatz seit seinem Comeback vor zwei Jahren möglich. «Das gehört dazu. Jetzt drücke ich Nico die Daumen», sagte Schumacher.
Bei Rosberg lief immerhin alles glatt. Sein Vorsprung auf das McLaren-Duo Button und Hamilton blieb beruhigend. Vettel hatte sich inzwischen zumindest in die Punkteränge vorgearbeitet. Längst hatte sich das Rennen zum Reifenpoker entwickelt. Weil die vermeintlichen Mittelfeld-Teams ihre Stopps lange hinauszögerten, mussten sich die Spitzenfahrer immer wieder durchs Feld nach vorn kämpfen.
Klare Taktik
In der 35. Runde holte sich Rosberg das zweite Mal frische Reifen, deutlich später als seine Verfolger. Die Taktik war klar: Mercedes wollte sich einen Stopp sparen. Als Zweiter kehrte Rosberg zurück, Button führte nun. Doch dann klappte auch beim Weltmeister von 2009 der Reifenwechsel nicht. Hinten links klemmte der Pneu, Button verlor viel Zeit. Rosberg war in der 40. Runde wieder klar vorn.
Und auch Vettel hatte das Podium plötzlich wieder in Reichweite. Der Titelverteidiger hatte ebenfalls auf eine Zwei-Stopp-Strategie gesetzt und lag nun auf Rang drei hinter Räikkönen. Sieben Runden vor dem Ende wurde es im Kampf um die Plätze hinter Rosberg dann richtig dramatisch. Vettel schnappte sich Räikkönen, der in Probleme kam. Hamilton presste sich an Webber vorbei.
In der 52. Runde musste Vettel dann auf schlechter werdenden Reifen erst Button und dann auch Hamilton und Webber vorbeilassen. Vorn aber zog Rosberg souverän seine Kreise. Nach 56 Runden und 305,066 Kilometern erlöste er die Silbernen. Der Rest war Jubel.
Grand Prix von China in Shanghai (56 Runden à 5,451 km/305,066 km):
1. Nico Rosberg (Wiesbaden) Mercedes 1:36:26,929 Std. (Schnitt: 189,778 km/h); 2. Jenson Button (England) McLaren Mercedes + 20,626 Sek.; 3. Lewis Hamilton (England) McLaren Mercedes + 26,012; 4. Mark Webber (Australien) Red Bull + 27,924; 5. Sebastian Vettel (Heppenheim) Red Bull + 30,483; 6. Romain Grosjean (Frankreich) Lotus + 31,491; 7. Bruno Senna (Brasilien) Williams + 34,597; 8. Pastor Maldonado (Venezuela) Williams + 35,643; 9. Fernando Alonso (Spanien) Ferrari + 37,256; 10. Kamui Kobayashi (Japan) Sauber + 38,720; 11. Sergio Perez (Mexiko) Sauber + 41,066; 12. Paul di Resta (Schottland) Force India + 42,273; 13. Felipe Massa (Brasilien) Ferrari + 42,779; 14. Kimi Räikkönen (Finnland) Lotus + 50,573; 15. Nico Hülkenberg (Emmerich) Force India + 51,213; 16. Jean-Eric Vergne (Frankreich) Toro Rosso + 51,756; 17. Daniel Ricciardo (Australien) Toro Rosso + 1:03,156 Min.; 18. Witali Petrow (Russland) Caterham + 1 Runde; 19. Timo Glock (Wersau) Marussia + 1 Runde; 20. Charles Pic (Frankreich) Marussia + 1 Runde; 21. Pedro de la Rosa (Spanien) HRT + 1 Runde; 22. Narain Karthikeyan (Indien) HRT + 2 Runden; 23. Heikki Kovalainen (Finnland) Caterham + 3 Runden
Ausfälle:
Michael Schumacher (Kerpen) Mercedes (13. Runde/Defekt)
Schnellste Rennrunde: Kamui Kobayashi (Sauber) 1:39,960 Min. Pole Position: Nico Rosberg (Mercedes) 1:35,121 Min.
Fahrer-Wertung nach 3 von 20 Rennen: 1. Lewis Hamilton 45 2. Jenson Button 43 3. Fernando Alonso 37 4. Mark Webber 36 5. Sebastian Vettel 28 6. Nico Rosberg 25 7. Sergio Perez 22 8. Kimi Räikkönen 16 9. Bruno Senna 14 10. Kamui Kobayashi 9 11. Romain Grosjean 8 12. Paul di Resta 7 13. Jean-Eric Vergne 4 14. Pastor Maldonado 4 15. Daniel Ricciardo 2 16. Nico Hülkenberg 2 17. Michael Schumacher 1
Team-Wertung nach 3 von 20 Rennen: 1. McLaren Mercedes 88 2. Red Bull 64 3. Ferrari 37 4. Sauber 31 5. Mercedes 26 6. Lotus 24 7. Williams 18 8. Force India 9 9. Toro Rosso 6
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