In Schweden beginnt am Wochenende die Rallye-Weltmeisterschaft. Nach sechs Titeln in Folge durch Ausnahmefahrer Sébastien Loeb und dem Rückzug mehrerer Werksteams hat der „Zirkus der Quertreiber“ viel an Spannung und Glanz eingebüßt. Da kommt Ex-Formel-1-Champion Kimi Räikkönen (Finnland) gerade recht.
Der „Iceman“ fährt im Citroën-Junior-Team des Unternehmers Dietrich Mateschitz, der mit Red Bull Racing und Toro Rosso zwei Rennställe in der Formel 1 unterhält. Vor dem WM-Start gewährte Ex-Ferrari-Pilot Räikkönen Einblicke in seine Gefühlswelt vor der neuen Herausforderung.
Kimi, Sie sind es gewohnt, auf Highspeedkursen mit riesigen Auslaufzonen 300 km/h schnell zu fahren. Nun geht es über Schnee oder Schotter, auf hautengen Schlagloch-Passagen. Respekt davor?
Kimi Räikkönen: „Ich habe vor allem Respekt, vor dem Rallyefahren auf höchstem Niveau, vor der gesamten Saison. Es wird eine riesige Herausforderung für mich. Aber wir sind gewappnet, haben über 600 Testkilometer hinter uns gebracht und bei der Arctic Rallye in Lappland noch einmal ganz wichtige Erkenntnisse gesammelt.“
Sie fahren einen C4 WRC im Citroën Junior Team, sind Marken-, aber nicht Teamkollege Loebs. Wo sehen Sie sich im Vergleich mit ihm?
K.R.: „Jeder Pilot, der Motorsport auf einem gewissen Niveau betreibt, behält seine Arbeitsweise bei und versucht, das Beste aus sich und seinem Auto herauszuholen. Deswegen kann man uns auch nicht vergleichen. Das wäre keinem von beiden fair gegenüber. Ich muss noch viel lernen und Erfahrung sammeln. Aber ich werde mit dem C4 mein Bestes geben.“
Letztes Jahr haben Sie sich bei Ihrer ersten Rallye-Teilnahme mit einem Fiat Grande Punto heftig überschlagen und jetzt Ihr Auto bei der Arctic Rallye gegen einen Baum gesetzt. Ist Rallyefahren schwieriger als Formel 1?
K.R.: „Beides ist eine große Herausforderung, aber ich bringe meine persönliche Erfahrung aus vielen Karrierejahren mit ein. Ich habe ja gesagt, dass ich viel lernen muss. Und mit Sébastien Ogier habe ich den wohl talentiertesten jungen Rallye-Piloten der Welt in meinem Team. Ich denke, wir werden uns sehr gut ergänzen.“
Viele vergleichen Ihren Rallye-Einstieg mit dem Formel-1-Comeback Michael Schumachers. Beide Motorsportarten profitieren von diesen spektakulären Neuzugängen. Sehen Sie das auch so?
K.R.: „Was in der Formel 1 geschieht, interessiert mich derzeit nicht, ich habe genug mit mir selbst und der Vorbereitung auf die Rallye-WM zu tun. Wenn meine Anwesenheit der Serie zu mehr Ansehen verhilft, ist das aber nur eine angenehme Begleiterscheinung.“
Die Rallye-WM litt durch den Rückzug renommierter Hersteller. Sehen Sie Ihre Zukunft dennoch im Rallyesport oder ist das für Sie nur eine Episode? Sehen wir Sie 2011 vielleicht im Red-Bull-Boliden in der Formel 1?
K.R.: „Warten wir doch erst einmal ab, was passiert. Noch ist kein einziger WM-Lauf gefahren. Eines steht jedenfalls fest. Im Rallyesport geht es herzlicher zu als in der Formel 1, die Leute sind hilfsbereiter. Aber die Tür zur Formel 1 ist ja nicht zugeschlagen.“
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