Vettel hat im irren Flutlichtrennen von Abu Dhabi mit einer unglaublichen Aufholjagd auf Rang drei die Chance auf den vorzeitigen Titelgewinn in seinem 100. Grand Prix gewahrt. Der zweimalige Formel-1-Weltmeister ließ sich auch von einer Strafe wegen einer unerklärlichen Tankpanne und einem kaputten Flügel nicht vom WM-Kurs abbringen. In dem an Spannung nicht mehr zu überbietenden Rennen mit zwei Safety-Car-Phasen, dem Ausfall von Pole-Mann Lewis Hamilton und dem ersten Sieg von Rückkehrer Kimi Räikkönen seit über drei Jahren kämpfte sich der wie entfesselt fahrende Vettel am Sonntag in der Wüste sensationell auf einen Podestplatz vor. Sein WM-Widersacher Fernando Alonso belegte im Ferrari zwar den zweiten Platz, holte aber lediglich drei Punkte auf.
Formel 1 in Zahlen
Grand Prix von Abu Dhabi, in Abu Dhabi (55 Runden à 5,554 km/305,355 km):
1. Kimi Räikkönen (Finnland) Lotus 1:45:58,667 Std. (Schnitt: 172,879 km/h); 2. Fernando Alonso (Spanien) Ferrari + 0,852 Sek.; 3. Sebastian Vettel (Heppenheim) Red Bull + 4,163; 4. Jenson Button (England) McLaren Mercedes + 7,787; 5. Pastor Maldonado (Venezuela) Williams + 13,007; 6. Kamui Kobayashi (Japan) Sauber + 20,076; 7. Felipe Massa (Brasilien) Ferrari + 22,896; 8. Bruno Senna (Brasilien) Williams + 23,542; 9. Paul di Resta (Schottland) Force India + 24,160; 10. Daniel Ricciardo (Australien) Toro Rosso + 27,463; 11. Michael Schumacher (Kerpen) Mercedes + 28,075; 12. Jean- Eric Vergne (Frankreich) Toro Rosso + 34,906; 13. Heikki Kovalainen (Finnland) Caterham + 47,764; 14. Timo Glock (Wersau) Marussia + 56,473; 15. Sergio Perez (Mexiko) Sauber + 56,768; 16. Witali Petrow (Russland) Caterham + 1:04,595 Min.; 17. Pedro de la Rosa (Spanien) HRT + 1:11,778.Ausfälle:
Nico Hülkenberg (Emmerich) Force India (1. Runde/Unfall); Narain Karthikeyan (Indien) HRT (8. Runde/Unfall); Nico Rosberg (Wiesbaden) Mercedes (8. Runde/Unfall); Lewis Hamilton (England) McLaren Mercedes (20. Runde/Defekt); Romain Grosjean (Frankreich) Lotus (38. Runde/Unfall); Mark Webber (Australien) Red Bull (38. Runde/Unfall); Charles Pic (Frankreich) Marussia (42. Runde).Schnellste Rennrunde:
Sebastian Vettel (Red Bull) 1:43,964 Min. Pole Position: Lewis Hamilton (McLaren Mercedes) 1:40,630 Min.Fahrer-Wertung nach 18 von 20 Rennen:
1. Sebastian Vettel 255 2. Fernando Alonso 245 3. Kimi Räikkönen 198 4. Mark Webber 167 5. Lewis Hamilton 165 6. Jenson Button 153 7. Felipe Massa 95 8. Nico Rosberg 93 9. Romain Grosjean 90 10. Sergio Perez 66 11. Kamui Kobayashi 58 12. Nico Hülkenberg 49 13. Paul di Resta 46 14. Pastor Maldonado 43 15. Michael Schumacher 43 16. Bruno Senna 30 17. Jean-Eric Vergne 12 18. Daniel Ricciardo 10 .Team-Wertung nach 18 von 20 Rennen:
1. Red Bull 422 2. Ferrari 340 3. McLaren Mercedes 318 4. Lotus 288 5. Mercedes 136 6. Sauber 124 7. Force India 95 8. Williams 73 9. Toro Rosso 22.Nächstes Rennen:
GP USA am 18. November in Austin/Texas.
Vettel kann nun bereits beim vorletzten Saisonlauf in Austin in zwei Wochen vorzeitig den Titel-Hattrick perfekt machen. Obwohl sein Vorsprung etwas schrumpfte, führt der Red-Bull-Pilot nach 18 von 20 Rennen mit 255 Punkten vor Alonso (245). Nun muss der Deutsche in den USA 16 Zähler mehr als der Spanier holen, um schon dort Champion zu werden.
Aufholjagd
Vettel ging nach dem Tank-Malheur aus der Boxengasse ins Rennen und startete als Letzter gleich eine beherzte Aufholjagd. Wegen 0,35 Liter zu wenig Benzin im Tank hatte er seinen dritten Platz in der Qualifikation verloren. Spielerisch leicht machte Vettel in den ersten vier von 55 Umläufen zehn Plätze gut. Der Red-Bull-Pilot beschädigte bei einem Überholmanöver zwar einen Teil am Frontflügel, konnte aber zunächst problemlos weiterfahren.
Für Vettel blieb allerdings die erhoffte Schützenhilfe durch seinen Teamkollegen Mark Webber aus. Der Australier startete extrem schwach und verlor gleich seinen zweiten Platz. Zudem überholte zu allem Übel der als Fünfter losgefahrene Alonso Webber bereits in der ersten Runde. Später schied er sogar aus.
Unverletzt
Nico Rosberg überstand einen schweren Unfall in der neunten Runde mit Narain Karthikeyan unverletzt. Er flog beim Überholversuch mit seinem Mercedes über den plötzlich langsamer werdenden HRT-Rennwagen des Inders. Rosberg landete aber auf allen vier Rädern und knallte dann in die Reifenbarriere. «Alles okay. Es war nicht so heftig», gab der Wiesbadener Entwarnung. «Bei ihm ist die Lenkung gebrochen, er ist voll auf die Bremse. Das konnte ich nicht sehen und bin ihm hinten drauf. Das war schon ein großer Schrecken.»
Durch die Safety-Car-Phase rückte das Feld zusammen, wodurch Vettel seinen Rückstand auf die Spitze vorübergehend weiter verringern konnte. Aber in der zwölften Runde dann ein weiterer Rückschlag: Beim Aufwärmen der Reifen raste er bei einem Ausweichmanöver gegen Daniel Ricciardo über eine Styropor-Markierung und zerstörte damit den lädierten Frontflügel komplett.
Spektakuläres Rennen
Vettel schimpfte über Boxenfunk wie ein Rohrspatz: «Was macht der!» Weil der Red-Bull-Pilot aus Heppenheim nun an die Box musste, fiel er vom 13. Platz ans Ende auf Rang 21 zurück. Die mühevolle Aufholjagd begann wieder von Null. Aber bei Halbzeit dieses spektakulären Rennens hatte sich Vettel schon auf den siebten Platz vorgekämpft.
Ein zusätzlicher Reifenwechsel schien Vettel wieder zurückzuwerfen, erwies sich aber nach der zweiten Safety-Car-Phase als großer Vorteil. Dank der frischen «Gummis» konnte er nach der Freigabe des Rennens als Viertplatzierter voll attackieren. In der drittletzten Runde überholte er Jenson Button.
19. Sieg
Michael Schumacher (Kerpen) kam im drittletzten Grand Prix seiner einmaligen Karriere im Mercedes auf den elften Platz. Der Rekord-Weltmeister blieb damit zum fünften Mal in Serie ohne Punkte. Timo Glock (Wersau) wurde im Marussia 14.
Räikkönen feierte nach zwei Jahren Formel-1-Pause den insgesamt 19. Sieg seiner Karriere. Der Finne setzte sich nach 55 spannenden Runden auf dem 5,554 Kilometer langen Yas Marina Circuit in 1:45:58,667 Stunden mit 0,852 Sekunden Vorsprung vor Alonso durch. Vettel wies 4,163 Sekunden Rückstand auf. Vorjahressieger Lewis Hamilton musste in der 20. Runde klar in Führung liegend seinen McLaren-Mercedes wegen eines technischen Problems abstellen.
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