CyclocrossThiltges bezwingt Reichling auf den letzten Metern

Von Mario Nothum

Auf dem Papier war Lex Reichling gestern als leichter Favorit ins Rennen gegangen. Der Pratzerthaler ging nach seinen drei Erfolgen in Serie mit breiter Brust auf die Strecke. Die physisch sehr anspruchsvolle Strecke war durch den Regen der letzten Tage noch schwieriger zu fahren. Besonders in den Wiesenabschnitten mussten die 30 Konkurrenten teilweise durch knöcheltiefen Schlamm waten.

Reichlings Serie gerissen

Da sowohl Landesmeister Vincent Dias dos Santos (LC Tetingen) als auch Vorjahressieger Loïc Hennaux aus Belgien nicht mit von der Partie waren, deutete sofort alles auf ein Duell zwischen Lex Reichling und Scott Thiltges hin. Dies bestätigte sich gleich in der ersten der insgesamt sechs Runden. Nach 2,4 Kilometern hatten beide bereits einen Vorsprung von 22“ auf die beiden Espoirs Raphaël Kockelmann (CCI Differdingen) und Félix Schreiber (TT Préizerdaul) herausgefahren.

In der dritten Runde attackierte Lex Reichling seinen Weggefährten im langen Anstieg und legte relativ schnell 100 m zwischen sich und den Landesmeister von 2017. „Die Runde kommt mir entgegen. Nach meinem Angriff Mitte des Rennens lag ich rund zehn Sekunden vor Scott. Beim Treppenanstieg angekommen, war ich ziemlich außer Atem. Hinzu kam, dass ich vor dem Absteigen wegen des Schlamms nicht gleich in die Pedale kam“, schilderte der Pratzerthaler die verpasste Vorentscheidung.

Thiltges› Formkurve zeigt nach oben

Nachdem Thiltges wieder aufgeschlossen hatte, lieferten sich beide ein packendes Duell, auch alle paar Minuten in der Wechselzone, wo die Mechaniker alle Hände voll zu tun hatten, um ihrem Fahrer jede Runde ein vom Schlamm befreites Rad in den Lauf zu schieben.

Scott Thiltges, für den die letzten Rennen nicht optimal verlaufen waren, schöpfte dadurch wieder Hoffnung: „Nachdem ich vor einigen Wochen krank war, hatte ich etwas Schwierigkeiten, zu meiner Form zurückzufinden. Lex ist in der dritten Runde wie eine Rakete weggefahren. Oben hab ich dann bemerkt, dass er Probleme hatte. Als ich wieder an ihm dran war, wusste ich, dass der Sieg möglich wäre. In der letzten Runde hab ich mein Glück versucht, konnte ihn aber nicht wirklich abhängen. Um zu gewinnen, musste ich als Erster auf die Zielgerade einbiegen, was mir auch gelungen ist. Im Gegensatz zur letzten Woche, wo ich wie ein Anfänger gefahren bin, war ich heute fehlerlos unterwegs. Sowohl physisch als auch mental war dies einer meiner schwierigsten Erfolge. Als Espoir-Fahrer hatte ich hier größte Schwierigkeiten. Umso mehr freut es mich, hier einen physisch starken Fahrer wie Lex schlagen zu können“, so die Analyse des glücklichen Tagessiegers, der nach drei Podiumsplätzen in den letzten drei Rennen in Warken diesmal endlich aufs oberste Treppchen steigen durfte.

Reichling zeigt sich als fairer Sportsmann

Der Sieger von 2016 und 2017 erwies sich trotz des knapp verpassten Hattricks wie gewohnt als fairer Sportsmann: „Es war ein tolles Spektakel für die Zuschauer. Wir haben bis zum Schluss alles gegeben. Letztendlich hat Scott verdient gewonnen“, so ein doch zufriedener Lex Reichling, der sich bereits auf die kommende Auseinandersetzung in Mondorf freut.
Das Podium vervollständigte Loïc Bruetsch. Der Franzose hatte schon einen Rückstand von mehr als dreieinhalb Minuten auf die beiden Spitzenfahrer. Raphaël Kockelmann überquerte den Zielstrich als Vierter und gewann damit die Altersklasse der U23.

Bei seinem ersten Cyclocross der Saison lag Ex-Meister Sören Nissen (VC Diekirch) nach der ersten Runde auf Rang 14. Der Mountainbike-Profi, der noch nicht weiß, ob er an der Landesmeisterschaft teilnehmen wird, verbesserte sich im Verlauf der Runden noch bis auf den starken fünften Platz.

Bei den Damen feierte Marie Schreiber vom CT Atertdaul ihren siebten Saisonsieg, vor Elise Maes (Torelli Assure) und Nina Berton (CT Atertdaul). Der Zähler von Débutant Mathieu Kockelmann (CCI Differdingen) steht mittlerweile bei elf Erfolgen. Erstmals erfolgreich in dieser Saison war indes Tom Flammang (LG Bartringen) bei den Masters. Der Landesmeister von 2004 setzte sich vor Mario Matijevic (CRO) und Christian Weyland (CC Monnerich) durch. Schnellster Junior war erneut Mats Wenzel (CT Atertdaul) vor seinem Teamkollegen Noé Ury und Tom Paquet (UC Dippach).