Ungarn-König Lewis Hamilton hat mit seinem Premierensieg im Mercedes WM-Spitzenreiter Sebastian Vettel eine Warnung mit in den Sommerurlaub gegeben. Erstaunlich überlegen verwies der britische Silberpfeil-Star am Sonntag im Hitzerennen auf dem Hungaroring Lotus-Pilot Kimi Räikkönen und Red-Bull-Fahrer Vettel auf die Plätze zwei und drei. «Das ist ein fantastisches Gefühl, ich könnte nicht glücklicher sein», schwärmte Hamilton, der mit seinem insgesamt vierten Formel-1-Erfolg in Budapest Rekordgewinner Michael Schumacher einholte. Vettel festigte zwar seine Gesamtführung, muss aber mehr denn je auf den pfeilschnellen Hamilton achten.
«Es war sicher nicht das beste Rennen für mich», bekannte der Titelverteidiger. Erneut verpasste er seinen ersten Ungarn-Sieg und kam auf den Schlussrunden auch nicht mehr an Räikkönen vorbei, obwohl dieser auf älteren Reifen unterwegs war. «Ich hatte mir schon mehr erhofft», sagte der 26-Jährige. Nach zehn von 19 Saisonläufen hat er nun 38 Punkte Vorsprung auf den neuen WM-Zweiten Räikkönen. Fernando Alonso wurde im Ferrari nur Fünfter und liegt vor der vierwöchigen Sommerpause 39 Zähler hinter Vettel.
Der Mann des Tagees
Mann des Tages aber war Hamilton, der seinen Rückstand auf den Spitzenreiter auf 48 Punkte verringerte. «Das war sicher einer der wichtigsten Grand-Prix-Siege meiner Karriere», beteuerte er nach einer Champagnerdusche für Teamchef Ross Brawn. Für Hamilton war der weltmeisterlich herausgefahrene Sieg Balsam für seine Seelenqualen der vergangenen Wochen. Seit der Trennung von Pop-Sternchen Nicole Scherzinger lässt der Mercedes-Pilot die Öffentlichkeit an seinem Liebeskummer teilhaben. Auf der Strecke aber setzte Hamilton seinen ganzen Frust in Geschwindigkeit um. «Ich habe alles gegeben, alles versucht», sagte er.
Erstaunlich war auch die Stärke seines Silberpfeils. Bislang hatte Mercedes in dieser Saison bei hohen Temperaturen über die Renndistanz häufig unter zu hohem Reifenverschleiß gelitten. Die für Ungarn gelieferten neuen Pirelli-Pneus hatte das Werksteam wegen der Sperre für den Nachwuchstest in Silverstone zudem als einziger Rennstall nicht vorher ausprobieren dürfen. Doch von einem Nachteil war nichts zu sehen. «Die Reifen passen sicher besser auf unser Auto», befand Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff. «Wenn wir es hier können, dann geht es woanders auch», frohlockte Hamilton.
Eher Feierabend
Sein Teamgefährte Nico Rosberg musste dagegen vorzeitig Feierabend machen. Der Wiesbadener fiel in der 65. Runde mit einem Motorschaden aus, nachdem er schon kurz nach dem Start wegen einer Kollision mit Ferrari-Pilot Felipe Massa weit zurückgefallen war.
Für Vettel lief es aber auch nicht nach Plan. Schon am Samstag hatte Hamilton ihm in der Qualifikation überraschend die Pole Position weggeschnappt, auch beim Start des Rennens kam Vettel nicht vorbei. Während der Brite unbeirrt Richtung Sieg davonfuhr, musste der Red-Bull-Star eine Reihe von Scharmützeln überstehen.
Auto überhitzte fast
Zunächst saß ihm Romain Grosjean im zweiten Lotus im Nacken, bis der Franzose wegen einer Durchfahrtstrafe zurückfiel. Dann steckte Vettel rundenlang hinter McLaren-Fahrer Jenson Button fest. «Ich habe es mit der Brechstange versucht und mir dadurch meinen Frontflügel beschädigt», erklärte der Weltmeister später. So verlor er Sekunde um Sekunde auf Hamilton. Am Red-Bull-Kommandostand wuchsen wegen der Hitze die Sorgen. «Du musst auf die Kühlung achten», erfuhr Vettel via Boxenfunk.
Als er schließlich Button hinter sich gelassen hatte, schien zumindest Platz zwei sicher. Doch Kumpel Räikkönen, der neben Toro-Rosso-Fahrer Daniel Ricciardo Kandidat auf das zweite Red-Bull-Cockpit für 2014 ist, spielte nicht mit. Der «Iceman» kam mit einem Boxenstopp weniger aus und ließ Vettel im Endspurt einfach nicht mehr vorbei.
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