In Baku gab es beim Blick auf den Spielerbogen zunächst eine Überraschung. Zwar konnte der angeschlagene Laurent Jans (Ferse) auflaufen, allerdings saß Champions-League-Torschütze Sébastien Thill auf der Ersatzbank, dafür stand der 17-jährige Borges in der Startelf. Er beackerte die linke Angriffsseite im offensiven 4-3-3-System.
Doch nicht der junge Gladbacher, sondern Routinier Gerson Rodrigues machte bei der ersten Offensivaktion auf sich aufmerksam. Nach einer Balleroberung von Oli Thill war der Abschluss des Troyes-Stürmers allerdings zu schwach. Die Reaktion der Hausherren folgte ein paar Sekunden später, als Emrelis Ball am zweiten Pfosten vorbeisegelte. Es war für sehr lange Zeit einer der wenigen Schreckmomente vor dem Tor von Schon.
Denn die FLF-Auswahl riss das Spiel an sich und suchte nach Lösungen. Die Aserbaidschaner gingen teils rustikal zu Werke, so auch in der 20., als Barreiro unsanft vom Ball getrennt wurde. Den anschließenden Freistoß, der gegen den Pfosten knallte, trat Sinani. Dass es allerdings noch deutlich brutaler zugehen kann, bewies Mutallimov nach einem Kung-Fu-Tritt gegen Oli Thill. Der Gegenspieler kam mit gestrecktem Bein angeflogen, traf den Luxemburger am Arm und auf Rippenhöhe. Ab der 21. waren die Azeri in Unterzahl, für den Mann von Vorskla Poltava ging es nach einer Behandlungspause weiter.
Wenig überraschend zog sich der Gastgeber noch weiter in die eigene Hälfte zurück. Das zu erwartende Geduldsspiel hatte noch weitere Torgelegenheiten für die „Roten Löwen“ parat, doch bis zur Pause blieb es beim 0:0. Das lag auch daran, dass Borges sich in der 29. zu wenig Zeit beim Abschluss ließ, oder eine Flanke des gleichen Spielers in der 39. keinen Abnehmer im Sechzehner fand.
Zum Auftakt der zweiten Hälfte kassierte Carlson Gelb, weshalb er das Heimspiel gegen Irland am Sonntag (20.45 Uhr) verpassen wird. Es sah danach aus, als würde es wieder nur in eine Richtung gehen. Nach einem schönen Ball von Oli Thill donnerte Borges das Leder allerdings aus zentraler Position weit über das Tor. Pinto über links zwang Magomedaliyev zu einer Parade (54.).
Knoten platzt nach Fallrückzieher
Die FLF-Auswahl versuchte es aus allen Lagen, doch die wirkliche Präzision fehlte. Nach einer Stunde waren die Statistiken eindeutig: Von den 15 Torschüssen waren nur zwei platziert. Ein einziger Fehler, wie beispielsweise die Großchance der Aserbaidschaner durch Makhmudov, der aus dem Nichts vor Schon aufgetaucht war, hätte fatal werden können. Untergetaucht war übrigens zeitweise auch Rodrigues – der in der 67. zum Held des Abends avancierte und per Fallrückzieher seinen vierten Treffer der laufenden WM-Qualifikationskampagne erzielte (1:0).
Eine Rettungstat von Schon (70.) sowie die Einwechslung von Sébastien Thill und Maurice Deville hatten maßgeblichen Anteil daran, dass die FLF-Auswahl ihrem Sieg noch ein Stückchen näher kommen konnte: Nach Vorarbeit von Rodrigues über links ließ Deville den Ball durch, weshalb „Cba“ freistehend einnetzen konnte (2:0, 77.). Doch die Schlussphase drohte hektisch zu werden. Pinto klärte unglücklich ins Seitenaus. Bei der Ecke köpfte Salahli fast ungedeckt zum 1:2. Über drei Minuten wurde der Treffer übrigens im VAR-Keller gecheckt.
Die Entscheidung fiel in der Nachspielzeit: Nach Pass von S. Thill legte Martins per Hacke für Rodrigues auf – der seinen ersten Doppelpack im FLF-Dress feirerte und Schlussmann Magomedaliyev keine Chance ließ.
Statistik
Aserbaidschan: Magomedaliyev – Mutallimov, Medvedev, Mustafazade, Krivotsyuk – Garayev, Makhmudov, Salahli (86. Abdullayev) – Emreli (86. Alaskarov), Shedayev (68. Dadasov), Ozobic (68. Akmedzade)
Luxemburg: Schon – Jans (72. Bohnert), Chanot, Carlson, Pinto – Barreiro, C. Martins, O. Thill (88. Olesen) – Sinani (72. S. Thill), Rodrigues, Borges (67. Deville)
Schiedsrichter: Schuettengruber – Brandner, Steinacher
Gelbe Karten: Emreli, Salahli, Makhmudov, Medvedev – Carlson
Rote Karte: Mutallimov (20., grobes Foul)
Torfolge: 0:1 Rodrigues (67.), 0:2 Sébastien Thill (78.), 1:2 Salahli (82.), 1:3 Rodrigues (90. +1)
Zuschauer: 2.000
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