Als einziger Luxemburger erreichte Jempy Drucker als 62. auf 2’21» das Ziel.
Zweimal schon hatte er beim Amstel Gold Race auf dem Cauberg gewonnen, am Sonntag nun diente der bekannteste Anstieg in der niederländischen Provinz Limburg Philippe Gilbert als Sprungbrett zum Weltmeisterschaftstitel im Radsport.
Der 30-jährige Belgier (geb. am 5. Juli 1982 in Verviers), der den Cauberg aus dem Effeff kennt, griff in der letzten der zehn Runden aus dritter Position an und verschaffte sich gleich einen ansehnlichen Vorsprung in der Steigung. Niemand vermochte sein Rad zu halten, auch nicht der Norweger Edvald Boasson Hagen, der Russe Alexandr Kolobnev oder der Spanier Alejandro Valverde, die sich zuerst in der Verfolgung abmühten, dann aber einsehen mussten, dass sie nur um Silber kämpfen konnten.
Geschlossene Teamleistung
Gilbert strebte dem Ziel, das 1.800 m hinter dem Scheitel des Bergs lag, unwiderstehlich entgegen und feierte unter unbeschreiblichem Jubel den tollsten seiner vielen Erfolge. Nach einer durchwachsenen Saison war er in der Vuelta zur richtigen Zeit in Form gekommen. Mit zwei Erfolgen in der Spanien-Rundfahrt unterstrich er seine Ambitionen im Hinblick auf das Rennen um das Regenbogentrikot. Auch wusste Gilbert eine geschlossene Mannschaft hinter sich, in der selbst Tom Boonen Hand mit anlegte, um den Titel aus Südlimburg über die Grenze zu holen. Gilbert ist übrigens der Nachfolger seines Helfers, denn vor ihm streifte Tom Boonen 2005 als letzter Belgier das WM-Trikot über. Neben den unzähligen belgischen Supportern wurden auch die vielen norwegischen Schlachtenbummler entschädigt, denn ihr Star Edvald Boasson Hagen fuhr in Valkenburg auf den zweiten Platz.
Die Spanier, die nach Ansicht der Fachleute auf dem Papier das stärkste Team stellten, mussten sich mit Bronze durch Alejandro Valverde begnügen. Es war die zweite Bronzemedaille Valverdes bei der WM, denn auch 2006 beendete er das Rennen als Dritter. In den Jahren 2003 und 2005 wurde er Vizeweltmeister. Ganz oben auf dem WM-Podium aber stand er noch nie.
Pit Schlechter bester U23
In Südlimburg waren auch drei Luxemburger Fahrer im Eliterennen am Start. Laurent Didier und Ben Gastauer gaben auf. Sie hatten nicht die Kraft, das schwere Rennen durchzustehen. Jempy Drucker fuhr bis in die zweitletzte Steigung im Spitzenpeloton mit, ehe das Feld nach einer Attacke Nibalis in zwei geteilt wurde. Vorne blieben nur noch rund 40 Fahrer. Jempy Drucker erreichte das Ziel mit dem nächstfolgenden Peloton auf Rang 62.
Das U23-Straßenrennen hielt aus Luxemburger Sicht nicht das, was es versprochen hatte. Bob Jungels, der zu den Mitfavoriten zählte, konnte sich an seinem 20. Geburtstag nur einmal richtig in Szene setzen, als er für Minuten einer kleinen Fluchtgruppe angehörte. Danach war es auch schon Schluss mit Lustig.
Die 157 Fahrer aus 44 Nationen, die am Start waren, hatten zeitweise gegen einen starken Wind zu kämpfen, so dass sich niemand entscheidend absetzen konnte. Am Ende musste ein Massensprint über Gold, Silber und Bronze entscheiden. Auf der langen Zielgeraden erwies sich der Kasache Alexej Lutsenko als Stärkster. Er gewann nach Fotoentscheid vor dem Franzosen Bryan Coquard und dem Belgier Tom van Asbroeck, während der Kanadier Hugo Houle (4.) und der Slowake Luka Pibernik (5.) die nächsten Ränge belegten.
In dem 52 Mann starken Spitzenfeld befanden sich auch Pit Schlechter (Platz 42.) und Alex Kirsch (46.). Nur 25 Sekunden später folgte Tom Thill auf Rang 55. Bob Jungels ließ es auf den letzten km lockerer angehen. Er traf als 102. mit 2’24» Verspätung auf Sieger Lutsenko ein. Es war Jungels’ letzter WM-Auftritt als U-23-Fahrer. Am selben Morgen bestätigte RadioShack nämlich seinen Transfer ins World-Tour-Team – ein Wechsel, über den das Tageblatt schon letzte Woche berichtete.
Junioren: Jo Biehl auf Rang 92
Den Titel bei den Junioren sicherte sich der Slowene Matej Mohoric vor dem Australier Caleb Ewan und dem Kroaten Josip Rumac. Als einziger Luxemburger Fahrer, der das Ziel erreichte, belegte Jo Biehl den 92. Rang mit 43″ Rückstand auf den Goldmedaillengewinner. Christophe Braun (DNQ) wurde nicht klassiert, David Klein gab auf.
Bei den Damen holte sich die holländische Kronfavoritin Marianne Vos nach der olympischen Goldmedaille auch den WM-Titel auf der Straße. Sie gewann im Alleingang vor der Australierin Rachel Neylan und der Italienerin Elisa Longho Borgini. Vos war 2006 Weltmeisterin, musste sich danach fünfmal hintereinander (!) mit dem zweiten Platz begnügen. Es war keine Luxemburger Fahrerin am Start.
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