Abpfiff statt Neubeginn: Bert van Marwijk hat nun doch die Konsequenzen aus dem EM-Debakel der Niederlande gezogen und seinen Rücktritt als Bondscoach erklärt. «Ich habe lange gezweifelt, aber am Ende mich doch entschieden, diesen Schritt zu gehen», sagte van Marwijk in einer am Mittwochabend verbreiteten Pressemitteilung des Königlich Niederländischen Fußball-Verbandes (KNVB).
Der frühere Bundesliga-Trainer von Borussia Dortmund hatte seinen Vertrag erst Ende des vergangenen Jahres bis 2016 verlängert, war nach dem blamablen Vorrundenaus der punktlosen Oranjes aber stark in die Kritik geraten. In einem zweiten Gespräch mit der Verbandsspitze warf van Marwijk, der das Amt nach der EM 2008 als Nachfolger von Marco van Basten angetreten hatte, die Brocken hin.
Vor dem Aus
Auch die Oranje-Stars Klaas-Jan Huntelaar und Rafael van der Vaart stehen vor dem Aus in Hollands Fußball-Nationalmannschaft. Auch VfB-Profi Khalid Boulahrouz und die anderen Routiniers Joris Mathijsen, Dirk Kuyt, John Heitinga und Wilfred Bouma sollen dem Neuaufbau zum Opfer fallen. Kapitän Mark van Bommel hat seine Nationalmannschafts-Karriere bereits von sich aus beendet.
Ob es nach dem Rücktritt van Marwijks tatsächlich zum großen personellen Umbruch kommt, ist jedoch offen. Van Marwijk soll KNVB-Direktor Bert van Oostveen in der vergangenen Woche bei einem ersten Gespräch über die Gründe für das peinliche Vorrunden-Aus eine Liste mit Spielern gegeben haben, die unter ihm keine Zukunft mehr haben. Bundesliga-Torschützenkönig Huntelaar und van der Vaart hatten in Polen Unmut über ihre Reservistenrolle geäußert. Heitinga soll Interna an die Presse weitergegeben haben – die drei sollten nun offenbar als Sündenböcke herhalten.
Nicht öffentlich geäußert
Weder van Marwijk noch die Spieler haben sich jedoch bislang öffentlich dazu geäußert, was wirklich bei der EM im Team des Europameisters von 1988 vorgefallen ist. Auch Spitzenfunktionäre des KNVB halten sich bedeckt. Deshalb berichteten die Tageszeitungen «De Telegraaf» und «Algemeen Dagblad» am Mittwoch relativ klein über den vermeintlichen Radikalumbau.
Bereits in der vergangenen Woche hatte sich van Marwijk mit van Oostveen in der Verbandszentrale in Zeist getroffen, um die Gründe für den Vorrunden-K.o. des Vize-Weltmeisters nach drei Niederlagen gegen Dänemark, Deutschland und Portugal zu besprechen. Danach soll Einigkeit bestanden haben, dass der Verband mit van Marwijk in die WM-Qualifikation gehen will. Dies ist nun hinfällig.
Gleich in der ersten Partie am 7. September gegen die Türkei steht die Mannschaft vor einem Härtetest. Vier Tage später muss die Elftal nach Ungarn. Viel Zeit, einen Nachfolger für van Marwijk zu finden, bleibt daher nicht.
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