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(Noch) keine Wachablösung

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Das deutsche Duell zwischen Borussia Dortmund und Bayern München weckt Hoffnungen auf eine Vormachtsstellung des deutschen Fußballs. Doch es gibt auch kritische Stimmen.

Wachablösung oder Momentaufnahme: Seitdem das deutsche Champions-League-Finale zwischen Borussia Dortmund und Bayern München feststeht, diskutiert Fußball-Europa über eine mögliche neue deutsche Ära.

CL-Finale 2015 in Berlin

Das Champions-League-Finale 2015 findet im Berliner Olympiastadion statt. Das entschied das Exekutivkomitee der Europäischen Fußball-Union (UEFA) am Donnerstag auf seiner Sitzung in London. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) setzte sich mit seiner Bewerbung um das Endspiel gegen mehrere namentlich von der UEFA nicht genannte Konkurrenten durch. Den Zuschlag für das Europa-League-Endspiel 2015 bekam Warschau.

Doch die Mehrzahl der Experten ist skeptisch. Allen voran Bundestrainer Joachim Löw, der trotz der Erfolge der beiden deutschen Vorzeigevereine keinen Trend sieht. „Da sollte man vorsichtig sein, da gehört schon eine längere Periode dazu, wie Spanien es mit drei Titeln vorgemacht hat“, sagte Löw. Denn unnötig unter Druck setzen will sich der bisher noch titellose Löw nicht: „Xavi oder Iniesta werden jetzt das Fußballspielen nicht einstellen. Sie werden weiter eine starke Mannschaft haben.“

Bestandsaufnahme

„Das ist eine vorübergehende Bestandsaufnahme. Die Spanier werden sich ärgern und aufrüsten“, sagte auch „Kaiser“ Franz Beckenbauer. Denn vor allem in der Europa League bekleckerten sich die deutschen Mannschaften in dieser Saison nicht mit Ruhm. Und auch in der kommenden Spielzeit wäre ein Durchmarsch der Vereine aus Frankfurt, Freiburg oder Stuttgart eine Überraschung. Auch das deutsche Finale in der Königsklasse hätte es ja „eigentlich“ gar nicht geben dürfen: Gegen Malaga fiel das entscheidende Tor für Dortmund aus einer Abseitsposition.

Auch im Ausland ist man beim Thema „deutsche Dominanz“ eher skeptisch. Sowohl Spanien (2000, Madrid – Valencia), Italien (2003, Turin – Milan) als auch England (2008, Chelsea – Manchester United) hatten bereits ihre internen Duelle im Finale der Königsklasse – ohne dass darauf eine jahrelange Vorherrschaft folgte. „Wir haben dasselbe vor fünf Jahren über englische Fußballklubs gesagt und über die italienischen Klubs, als Juve und der AC Mailand aufeinandergetroffen sind“, sagte UEFA-Präsident Michel Platini: „Ich werde keine Schlussfolgerungen daraus ziehen, dass nun zwei deutsche Klubs im Champions-League-Finale stehen.“ Auch Arsenal-Teammanager Arsene Wenger wollte aus der ungewöhnlichen Konstellation keinen Trend ableiten. „Bayern ist ein isoliertes Phänomen in Deutschland. Sie haben drei Endspiele in vier Jahren erreicht. Das ist vielleicht etwas Besonderes“, sagte er: „Aber der Rest ist offen. Ich denke, dass wir in der nächsten Saison auch die englischen Teams wieder sehen werden.“

Dass die Bundesliga aber generell aufgeholt hat, wird nicht bestritten. Vor allem wirtschaftlich stehen die Zeiten auf Aufschwung. Laut einer Studie der Unternehmensberatung Deloitte ist die Bundesliga derzeit die profitabelste Liga der „Big Five“ (Spanien, England, Deutschland, Italien, Frankreich). In Zeiten des kommenden „Financial Fairplay“ und der anhaltenden Wirtschaftskrise sicherlich nicht die schlechtesten Vorzeichen für eine erfolgreiche Zukunft.