Das Tageblatt hat nachgefragt, wie es um die Verletzung und den Gemütszustand des 30-Jährigen steht.
«Puncto Geduld halte ich es noch aus momentan. Natürlich nervt es schon, wenn die Leute mich fragen ‹hast du gesehen, was in Wimbledon passiert?›. Das tut dann schon weh, vor allem wenn ich sehe, dass die Leute, die im Achtelfinale stehen, durchaus in meiner Preislage liegen. ‹Hätten an haten› …»
Im Nachhinein ist man natürlich immer schlauer, aber Muller wirft dennoch einen Blick zurück: «Natürlich hätte ich bereits im November eine längere Pause (er pausierte wegen eines Ermüdungsbruchs im linken Ellbogen, d. Red.) einlegen und auf die Australian Open verzichten können. Jetzt hätte ich auch eventuell früher Stop sagen können. Ich hätte auf die Zähne beißen können, wie damals bei den Knieproblemen (Sommer 2009, d. Red.). Es bestand immer noch die Hoffnung, dass die Verletzung sich verbessert. Aber Fakt ist, dass du ein gewisses Ranking hast und spielen willst. So denkst du als Sportler. Du hörst nicht auf, ehe du tot umfällst.»
Abgenutzt
Klar ist auch, was der Auslöser der beiden Verletzungen – Ermüdungsbruch und Einengung – ist: Das Gelenk im Ellbogen ist nach den etlichen Jahren als Profispieler abgenutzt. Im November zeigte sich das Problem als Stress-Faktur. Jetzt war ein großes Ödem auf dem Knochen, was diese Einengung produzierte. «Es braucht Zeit, bis es komplett verheilt ist. Momentan fasse ich gar keinen Tennisschläger an, obwohl ich keine Schmerzen habe», so Muller, der sich Mitte Juli einer weiteren Kernspintomographie unterziehen wird und dann Klarheit hat, wie die Heilung verlaufen ist.
Die Phase nutzt der FLT-Spieler, um an seiner Fitness zu arbeiten: «Frank (Eicher, d. Red.) hat mir ein spezielles Programm für Beine und Unterkörper erstellt. Somit habe ich die Chance, eine physische Kondition zu erschaffen, wie ich sie wohl bislang selten hatte. Ich hoffe, dass ich Mitte Juli dann wieder etwas mit den Armen machen kann.»
Muller will sich wegen der Kompliziertheit der Blessur in puncto Rückkehr auf die Tour nicht aus dem Fenster lehnen: «Ich setzte mir diesbezüglich keine Ziele. Jeder weiß, dass die US Open (ab 26. August, d. Red.) mein Lieblingsturnier sind. Aber ich will nichts überstürzen und mich eher positiv als negativ überraschen lassen.»
Mit Lisiecki weiterarbeiten
Gilles Muller hat bekanntlich auch mit dem kürzlich entlassenen FLT-Sportdirektor Alexandre Lisiecki (das «T» berichtete) zusammengearbeitet. Grundsätzlich sagt der Schifflinger, dass er „die Wahl der neuen FLT-Mannschaft respektiere.“
Persönlich wird er sich aber Gedanken machen, weiter mit Lisiecki und Eicher, der vergangenen Woche als Fed-Cup-Kapitän und FLT-Konditionstrainer zurücktrat, zusammenzuarbeiten: «Diese Kooperation hat drei Jahre hervorragend geklappt. Ich will nicht einfach alles über Bord werfen. Ich werde jetzt schauen, wie die Bedingungen sind.»
Mit Jean-René Lisnard hat Muller bekanntlich seit kurzem einen neuen «Haupt-Trainer», der Benoît Carelli ersetzt. Sobald Muller wieder fit ist, wird er das Training mit Lisnard, der eine Einrichtung im Süden Frankreichs plant, wieder aufnehmen.
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