Der Luxemburger hatte am Montagabend mit erheblichen körperlichen Problemen zu kämpfen: „Seit Sonntagabend habe ich Magenkrämpfe. Ich habe nicht geschlafen, nichts gegessen. Am Montag war ich beim Turnierarzt und danach habe ich fast den ganzen Nachmittag geschlafen. Am Abend war es dann etwas besser, aber weit von gut entfernt“, so Muller am Dienstag.
Goffin ist ein schwierig zu spielender Gegner: Der Belgier besitzt eine gute Hand, ist von der Statur unscheinbar, kann aber jeden Ball aus jeder Lage spielen. Muller wusste, was auf ihn zukam, da die beiden Anfang Dezember in Belgien einige Tage zusammen trainiert hatten.
Drei Breakchancen
Im ersten Satz hatten beide Spieler zeitweise Mühe mit ihren Aufschlagspielen: Drei Breakchancen auf beiden Seiten stehen zu Buche. Die Entscheidung fiel dennoch im Tiebreak: Muller verschaffte sich sofort einen Vorteil, den er nicht mehr abgab. 7:5 gewann er diesen Durchgang: es war der 11. Gewinn eines Tiebreaks in diesem Jahr (4 verloren). Und einige Zeit danach sollte der Spieler von Tennis Spora wieder eine Möglichkeit bekommen, diese Statistik zu verbessern. Im zweiten Satz sollte keiner der beiden Spieler eine Breakchance erhalten. Muller wirkte jetzt dennoch sicherer bei seinem Aufschlag als im ersten Satz.
Aber wieder hieß es Tiebreak – den Goffin nicht unbedingt dominierte, aber Muller hatte seinen ersten Aufschlag „verloren“. Bis zum 4:5 – nach einem 2:5-Rückstand – gelang ihm kein erster Aufschlag. Muller setzte dann sogar auf 6:5, Matchball und Aufschlag Goffin, der den Matchball abwehrte. Ein zu leichter Muller-Rückhandfehler bescherte dem Belgier den zweiten Satz.
Es hat sicherlich Zeiten gegeben, in denen Muller nach solch einem Rückschlag im dritten Durchgang eingebrochen wäre. Aber aktuell stimmt seine mentale Verfassung einfach. Nachdem er beim Seitenwechsel sichtlich mit sich haderte, war der 31-Jährige dann aber sofort wieder präsent: Gleich beim 2:1 holte er sich das einzige Break des Spiels, und dieses war matchentscheidend.
Nach 134 Minuten und kurz vor 0.30 Uhr in der Nacht zu gestern zog er in die zweite Runde ein. Gestern standen 24 Asse bei Muller auf dem Zähler. Mit einem Total von 230 Assen aus 13 Matches führt er weiterhin die ATP-Rangliste 2015 an.
«Baby-Fed»
Unter den gegebenen Umständen konnte Muller behaupten, „ein korrektes Match gezeigt zu haben. Ich habe gut aufgeschlagen und war bis zum Schluss sehr geduldig. Und dafür wurde ich belohnt. Dieser Sieg tut gut, da er mir gezeigt hat, dass ich selbst mit physischen Problemen Spieler dieses Kalibers besiegen kann. Dennoch war der Tag sehr anstrengend für meinen Körper.“ Auf das gestrige Doppel mit Andy Murray (Großbritannien) verzichtete Gilles Muller dann vorsichtigerweise.
In Runde zwei wartet heute mit Grigor Dimitrow (Bulgarien, 11/Nr. 5) ein sehr harter Brocken. Lange Zeit hing dem 23-Jährigen der Spitzname „Baby-Fed“ nach: Seine Spielweise und Technik ähnelt enorm der von Roger Federer.
Zu Beginn war das für den Bulgaren sicherlich ein Kompliment, aber man merkte bald, dass er es satt hatte, immer nur darauf beschränkt zu werden. Dimitrow ist mit einer hervorragenden Technik ausgestattet. Und seit er mit dem Schleifer Roger Rasheed – dem ehemaligen Coach von Lleyton Hewitt – zusammenarbeitet, ist er jetzt auch physisch auf der Höhe. Sicherlich fehlt es dem Rechtshänder teilweise noch an der mentalen Härte, um ganz in die Weltspitze vorzudringen, aber sein Tennis ist durchaus dafür gemacht, einen Grand-Slam-Titel zu gewinnen. Der FLT-Vertreter darf sich nicht einschüchtern lassen von dem Spiel des Scharapowa-Lebensgefährten, auch nicht von seinem teilweise hitzigen Temperament auf dem Platz. Der schnelle Platz in Rotterdam, wo Muller zum ersten Mal aufschlägt, kommt dem Luxemburger sicherlich entgegen.
Im bisher einzigen Duell setzte sich Dimitrow 2012 in Queens auf Rasen durch.
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