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Montezemolo muss gehen

Montezemolo muss gehen
(AFP)

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Er erlebte die Hochzeit der Scuderia mit Michael Schumacher. Die dauerhafte Rückkehr an die Spitze der Formel 1 gelang Ferrari aber unter Luca di Montezemolo nicht mehr. Er muss gehen.

Nur ein Titel in zehn Jahren, oft mehr Gespött als Maßstab der Formel 1, erst geschlagen vom einstigen Emporkömmling Red Bull, nun chancenlos gegen Mercedes: Die dauerhafte Ferrari-Krise in der Motorsport-Königsklasse hat Luca di Montezemolo den Präsidenten-Job gekostet. Alle Rettungsversuche für den Rennstall, der als einziger seit WM-Beginn 1950 am Start steht, nützten dem 67-Jährigen nichts mehr, der den Posten seit 1991 innehatte. Am Mittwoch kündigte er – entgegen allen Beteuerungen und Bekenntnissen vom vergangenen Samstag – seinen Rücktritt für den 13. Oktober an.

Vorausgegangen waren Meinungsverschiedenheiten mit Fiat-Konzernchef Sergio Marchionne. Marchionne werde den Sportwagenbauer selbst leiten, um ihn in der Formel-1-Rennserie wieder in die Erfolgsspur zu führen, hieß es in der Mitteilung weiter.

Mythos

Ob die Rückkehr von Kimi Räikkönen, dem bis dato letzten Weltmeister am Steuer der legendären Roten Göttinnen, vor dieser Saison oder das Aus des im Fahrerlager ebenso beliebten wie angesehenen Teamchefs Stefano Domenicali oder von Motorenchef Luca Marmorini – di Montezemolo versuchte alles, dem Mythos Ferrari in der Formel 1 mit Erfolgen neues Leben einzuhauchen.

Ausgerechnet im Jahr der größten technischen Revolution der Formel 1 versagte Ferrari aber gemessen an seinen Ansprüchen. Nie war die Chance für die Hersteller größer: Motor bzw. die komplette hochkomplexe und hoch komplizierte Antriebseinheit sowie das Chassis konnten erstmals zusammen entwickelt und perfekt aufeinander abgestimmt werden – alles unter einem Dach. Mercedes gelang das mit Auszeichnung, Ferrari nicht.

Wasserträger

In der Konstrukteurswertung rutschte der 16-malige Teamchampion nach dem peinlichen Auftritt beim Heimrennen in Monza mit dem vorzeitigen Aus für Fernando Alonso wegen eines technischen Defekts und dem ungenügenden neunten Rang für Räikkönen auf Platz vier ab. Überholt von Williams, dem britischen Privatteam, bei dem der einstige Ferrari-Wasserträger Felipe Massa mit 33 Jahren noch einmal regelrecht aufblüht.

In der Fahrerwertung ist Alonso Fünfter – mit 117 Punkten Rückstand auf WM-Spitzenreiter Nico Rosberg im Silberpfeil. Räikkönen hat unglaubliche 197 Zähler weniger als der Deutsche und ist Zehnter.

Kampfgeist

«Seit sechs Jahren gewinnen wir nicht mehr, wir haben die besten Piloten der Welt und es kann nicht sein, dass wir zwischen dem 7. und 13. Platz starten», hatte Fiat-Chef Marchionne am Rande des Großen Preises von Italien verlauten lassen und damit die Entlassung von di Montezemolo schon mal vorbereitet. Auch wenn der zuletzt erst einen Dreijahresvertrag unterschrieben hatte und Kampfgeist zeigte.

Di Montezemolos wirtschaftliche Ergebnisse seien sehr gut, «aber im Fall von Ferrari muss man auch die sportlichen Ergebnisse berücksichtigen», hatte Marchionne betont.

Rennsiege

Noch mehr als bei allen anderen Teams ist die Formel 1 für die Edel-Sportwagenschmiede die große Marketing- und PR-Plattform. Umso ruhmreicher bleibt für die Montezemolo die Zeit mit Michael Schumacher in Erinnerung. Er hatte den Deutschen nach dessen zwei WM-Titeln im Benetton Renault zur Saison 1996 zur Scuderia geholt.

Di Montezemolo formierte zudem mit Jean Todt als Teamchef und Ross Brawn als Technischer Direktor eine bis heute unerreicht erfolgreiche Mannschaft. 87 Rennsiege – von insgesamt 221 Grand-Prix-Erfolgen – holte Ferrari von 1996 bis einschließlich 2006, ehe Schumacher erstmals zurücktrat. Von 2000 bis Ende 2004 gewann Schumacher fünf Mal in Serie im Ferrari den WM-Titel. Es war die absolute Hochzeit der Rotkäppchen.

Karriere

Di Montezemolo, der 1990 Cheforganisator der Fußball-WM in Italien war, hatte auch schon 1975 und 1977 an Niki Laudas beiden Titeln im Ferrari einen maßgeblichen Anteil – der rhetorisch grandiose Jurist, Studium in Rom und New York, war damals der jüngste Rennleiter in der Formel-1-Geschichte.

1973 hatte seine Karriere beim italienischen Autobauer als Assistent von Enzo Ferrari begonnen. Di Montezemolo gefiel sich stets auch öffentlich in der Rolle des Gegenspielers von Bernie Ecclestone – meist im Sinne des Geschäfts. 41 Jahre nach seinem Einstieg bei Ferrari ist die Ära des stets mit Stolz und Leidenschaft für die Marke aus Maranello kämpfenden Luca di Montezemolo vorbei. «Ferrari ist das wundervollste Unternehmen auf der Welt», schrieb er zum Abschied.