Tageblatt: Seit rund acht Wochen sind Sie mittlerweile im Europapokal unterwegs, seit drei Wochen läuft die Meisterschaft. Wie haben Sie diese Zeit erlebt?
Lucas Fox: Man merkt definitiv, dass die Intensität in der Coupe d’Europe höher ist. Es ist für uns alle bislang eine tolle Erfahrung gewesen. Am Donnerstag besteht noch immer die Chance, sich für die Gruppenphase der Conference League zu qualifizieren. Zudem hätten wir nicht besser in die Meisterschaft starten können und haben neun von neun möglichen Punkten geholt.
Woran merkt man als Torwart, dass die Intensität anders ist als beispielsweise in der BGL Ligue?
Es geht alles einen Tick schneller, angefangen beim Spielaufbau. Die Gegner sind stärker, das sieht man auch am letzten Pass, der immer präzise ist. Während dieser internationalen Spiele kann man sich nicht erlauben, eine Sekunde an etwas anderes zu denken. Es ist definitiv nicht das gleiche Niveau.
Apropos an etwas anderes denken: Wie frei war Ihr Kopf für Fußball?
Da im Moment keine Kurse an der Universität stattfinden, konnte ich mich komplett auf den Fußball konzentrieren. Das war schon sehr gut. Ich studiere Sportwissenschaften an der Lunex in Differdingen. Die Kurse werden angepasst, das kommt mir entgegen.
Was haben Sie in den vergangenen Wochen auf dem Platz gelernt?
Erst einmal habe ich internationale Erfahrung gesammelt, die ich bis dahin noch nicht hatte. Die Begegnungen im Senioren-Bereich sind noch mal eine andere Nummer als die Spiele mit der U21. Ich habe gelernt, wie es ist, acht Wochen ohne Unterbrechung auf höchstem Niveau zu spielen. Das ist sicherlich ein Plus. Ich hatte das Glück, vorher schon zur A-Nationalmannschaft berufen zu werden. Dort hatte ich bereits einmal gesehen, was in Bezug auf die „hygiène de vie“, Ernährung und Intensität verlangt wird. Der einzige Unterschied ist, dass ich diesmal selbst gespielt habe.
Wie zufrieden sind Sie mit Ihren bisherigen Einsätzen?
Was die BGL Ligue betrifft, können wir zufrieden sein, obschon wir meiner Meinung nach zu viele Gegentore kassiert haben. Aber punktemäßig hätte der Auftakt für den Verein ja nicht besser verlaufen können. Das zweite Ziel, uns für eine Gruppenphase zu qualifizieren, können wir noch immer erreichen. Allerdings hätten wir gegen Pjunik Jerewan (ARM) besser auftreten müssen. Die beiden anschließenden Gegner waren dann schon von einem anderen Kaliber. Insgesamt kann man durchaus zufrieden sein, immerhin ist es außergewöhnlich, dass es ein Luxemburger Verein so weit in den europäischen Wettbewerben schafft. Dementsprechend ist es schade, dass uns diese paar Fehler unterlaufen sind. Die darf man sich auf diesem Niveau eben nicht erlauben.
In Malmö wurden Sie bei jedem Ballkontakt von den heimischen Fans ausgebuht. Wie gingen Sie damit um?
Das bekommt man nur ganz am Anfang mit. Ich für meinen Teil habe mich schnell daran gewöhnt. In Tirana sind Gegenstände wie Feuerzeuge auf den Platz geflogen. Das gehört dazu, wenn man Erfahrungen sammeln will. Mich macht so etwas jedenfalls nicht schwächer. Emotionen gehören zum Fußball dazu.
Sehen Sie diese Partie, die ein Ticket für die Conference-League-Gruppenphase darstellen könnte, als die wichtigste der Karriere an?
Naja … Das haben wir uns schon vor ein paar Wochen gegen Jerewan gesagt. Andererseits könnten wir es in die Gruppenphase schaffen. Für diese letzte Chance müssen wir alle unser Bestes geben. Die meisten haben noch nicht oft vor 10.000 Zuschauern gespielt. Das genießt man. Je regelmäßiger man das dann erlebt, umso schneller legt sich die Nervosität.
Lech Posen hat das Hinspiel mit 2:0 für sich entschieden. Wie stark schätzen Sie den Gegner ein?
In diesem Hinspiel war es nicht so, als hätten sie einen berauschenden Auftritt hingelegt. Ich hatte mir ehrlich gesagt mehr erwartet. Über diese 90 Minuten hatten wir ebenfalls unsere Möglichkeiten. Wir sind in der Lage, diese zwei Tore zu schießen und unseren Rückstand aufzuholen. Wir müssen und werden kämpfen.
Haben Sie schon an ein mögliches Elfmeterschießen gedacht?
Davon sind wir noch sehr, sehr weit entfernt. Mir wäre lieber, wir würden uns schon vorher qualifizieren.
Womit hat Ihnen der polnische Meister die größten Probleme bereitet?
In unseren Analysen haben wir gesehen, dass sie gerne mit langen Bällen zwischen Torwart und Verteidigung vorgehen. Damit hatten wir schon in den Spielen zuvor ein paar Probleme. Daran lag es allerdings nicht. Vielmehr hatten wir Schwierigkeiten, in die Partie zu finden. Wir haben nicht als Mannschaft funktioniert. Deshalb müssen wir uns wieder auf uns konzentrieren und unseren Fußball spielen.
Und möglicherweise endlich einen Sieg im Stade de Luxembourg einfahren …
Es wird höchste Zeit dafür. Eine Qualifikation für die Gruppenphase würde gut dazu passen (lacht).
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