Da wäre zuerst mal der Hauptsponsor: „Egal welche Farbe oder welcher Name, die hervorragenden Beziehungen zum Sport bleiben gleich“, meinte COSL-Präsident Marc Theisen.
Eine Tatsache, die gestern durch den „Gastgeber“ unterstrichen wurde: Kik Schneider aus der BGL-Direktion ist Präsident des Organisationsvorstandes für die Spiele der kleinen Staaten Europas 2013 in Luxemburg.
LTAD
Und da wären die Kader selbst: Espoirs- und Jugend-Kader gibt es nicht mehr, sie werden ersetzt durch den Promotions-Kader. Dies hatte das COSL im Februar angekündigt, als es die Überarbeitung seiner Förder-Richtlinien vorstellte (das „T“ berichtete ausführlich).
Diese tragen nämlich nun die „Handschrift“ des „Long Term Athlete Development“ (LTAD). Ein theoretischer Eintritt ins sogenannte Hochleistungsalter wird mittels internationalen Vergleichs spezifisch pro Sportart und Geschlecht errechnet. Ab diesem Alter wird sechs Jahre zurückgerechnet, denn erst für diesen Zeitraum macht gezielte Förderung Sinn.
Beispiel: Im sechsten Jahr im Promotions-Kader (P6/die „Jahrgangs-Stufen“ sind in unserer nebenstehenden Auflistung mit angegeben) wäre eine weibliche Kunstturnerin im Idealfall 18 Jahre alt. Ein 18-jähriger Ausdauersportler würde sich aber erst im P1 befinden – in Ausdauersportarten wird der Leistungszenit erst viel später erreicht, der Einstieg in die Förderung erfolgt dementsprechend auch später.
„Nicht stehen bleiben, sondern vorwärts gehen“, meinte Marc Theisen zu dieser Entwicklung in der COSL-Kader-Politik: „Seit 2000 haben wir erfolgreich eine Linie durchgezogen, nun war es wieder Zeit für Anpassungen. Ich selbst war in den 90er Jahren ein Anhänger der Einführung des Jugend-Kaders. Nun ist der Kontext anders, es ist ganz klar, dass wir sportart-spezifischer vorgehen müssen. Wir wollen weiter nach oben. Hiermit sollten wir definitiv von einer ‹Gießkannenpolitik› wegkommen.“
Im Detail
Zur Revision der Kader selbst sei eine Anmerkung von COSL-Sportdirektor Heinz Thews vorausgeschickt: In einem nach-olympischen Jahr sei die Handhabung der Kriterien nicht immer so einfach, da sich alles in einer Phase der Neuorientierung befindet. Beispiel: Im Kunstturnen gab es einen neuen Code de pointage, und im Schwimmen Hightech-Anzüge …
Unabhängig davon, und unabhängig von den Rücktritten von Karateka Tessy Scholtes, Kunstturnerin Lara Marx und Segler Marc Schmit, stechen zwei Namen im Elite-Kader nicht mehr ins Auge: die von Anne Kremer und David Fiegen.
Kremer, die 1996 an ihren ersten Olympischen Spielen teilnahm, fungierte seit 1997 ständig im Elite-Kader, auch mit Karenz-Jahr wegen Verletzung. Nun konnte sie das qualitative Kriterium (besser als 250. der Weltrangliste) nicht mehr erfüllen. Das qualitative Kriterium (1.48,00 Minuten) war u.a. auch der Stolperstein nach einer weiteren verkorksten Saison (1.49,86 war seine schnellste Zeit) für 800-m-Läufer Fiegen, dies nach sieben Jahren im Elite-Kader.
Auch Rallye-Fahrer Gilles Schammel und die Tennis-Damen erfüllten die Kriterien nicht mehr, ebenso wie Guy Rosen – Partnerinnen-Wechsel „oblige“.
Wieder zurück im Elite-Kader nach einem Jahr „Pause“ ist Tennisprofi Mandy Minella. Vom Espoirs- in den Elite-Kader beförderten sich dank großer Fortschritte Schwimmerin Sarah Rolko und Skilangläufer Kari Peters. Dessen alpiner Kollege Stefano Speck bleibt im Elite-Kader dank der Möglichkeit eines Karenz-Jahres wegen Verletzung, ebenso wie Reiter Marcel Ewen.
Den Laien vielleicht erstaunen mag die Tatsache, dass Mike Schumacher ebenfalls „nur“ im Promotions-Kader fungiert. Nun, dem WM-Teilnehmer von Berlin fehlten 18 Hundertstel zum bereits weiter oben einmal erwähnten qualitativen Kriterium über 800 m. Auch die Neo-Radprofis Ben Gastauer und Laurent Didier müssen sich ihre Sporen für den Elite-Kader erst mal verdienen. Außerdem gilt für alle drei: Von der LTAD-Theorie her haben sie noch etwas Zeit bis zum Beginn ihres Hochleistungsalters. Die Perspektiven seien jedenfalls gut.
Es heißt also abwarten, für diese drei und für die neue Kader-Politik des COSL: Ob diese wirklich „näher dran“ am Sportler ist, den Sportart spezifischen Bedürfnissen eher gerecht wird? Bei der Ausarbeitung der Kriterien waren die Verbände schon mal stark involviert. Bestimmt kein schlechtes Vorzeichen.
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