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Kettenabsprung vereitelt Traum von Bob Jungels

Kettenabsprung vereitelt Traum von Bob Jungels

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Das Zeitfahren der Espoirs bei der Rad-Weltmeisterschaft in der niederländischen Provinz Limburg endete am Montag mit einer Enttäuschung für die Luxemburger Delegation. Bob Jungels musste sich mit Rang 12 zufrieden geben.

„Djangels …, it’s the future“, sagte uns ein amerikanischer Kollege, als Bob Jungels am Montag so kurz nach vier beim WM-Einzelzeitfahren der Espoirs den Sibbergrubbe-Anstieg in der holländischen Provinz Limburg in Angriff nahm. Der Luxemburger lag zu diesem Zeitpunkt des Rennens zwar nicht in den Medaillenrängen, doch insgeheim hofften die 50 mit einem Sonderbus angereisten Luxemburger Supporter, dass er in der entscheidenden Phase des Rennens noch einmal zulegen könnte.

Niemand ahnte, dass der Sieger der „Flèche du Sud“, wie er selbst später zugab, nicht seinen besten Tag erwischt hatte. In der ersten der beiden Steigungen des WM-Zeitfahrens spürte Jungels schon den Atem des Russen Anton Vorobyev in seinem Nacken. Dieser war anderthalb Minuten nach dem Luxemburger gestartet und näherte sich ihm bedrohlich. Eigentlich hatte zuvor kaum jemand mit solch einem Szenario gerechnet. Vorobyev aber begann das Rennen überraschend schnell und führte das Klassement darum nicht nur bei der ersten, sondern auch bei der zweiten Zwischenzeitnahme an.

Nach Sibbergrubbe hoch, und später auch im Cauberg, hatte der starke Russe sein „Opfer“ stets im Visier. Er pirschte sich an es heran, und als er fast den Anschluss geschafft hatte, musste Jungels ihn kampflos passieren lassen. Was war geschehen?

Ehrlich mit sich selbst

Christian Swietlik, der beigeordnete Trainer der FSCL, der hinter Bob Jungels im Luxemburger Mannschaftswagen saß, erklärte es später in wenigen Sätzen: „Oben, gleich hinter der Linie, wo sonst das Ziel des Amstel Gold Race ist, wollte Bob das große Blatt auflegen, doch dann sprang die Kette runter. Der Fahrer musste absteigen, wir gaben ihm ein neues Velo, und in der Zwischenzeit fuhr Vorobyev vorbei.“

Ob es ein Schaltfehler oder ein Defekt war, der Jungels zurückwarf, kann nicht eindeutig bewiesen werden. Jedenfalls riss der Zwischenfall das Luxemburger Talent aus allen Träumen. Die Enttäuschung, das Saisonziel nicht erreicht zu haben, war groß (siehe Interview Seite 26), und die Chance, beim Einzelzeitfahren aufs Podium zu steigen, vertan. Jungels aber vermied es, in der Ausredenkartei zu kramen, und war im Nachhinein so ehrlich, sich und seiner Anhängerschaft einzugestehen, dass es auch ohne diese Panne nicht zum Sprung aufs Treppchen gereicht hätte.

Im Klassement landete der Leopard-Espoir schließlich auf dem 12. Platz mit 1’52» Verspätung auf Goldmedaillengewinner Anton Vorobyev. Dieser dominierte das Rennen nach Strich und Faden, denn der Zweite, der Australier Rohan Dennis, war 44 Sekunden langsamer als der Sieger. Im Kampf um Silber behielt Dennis knapp die Oberhand über seinen Landsmann Damien Howson (51″ zurück), indes die Dänen mit Lasse Norman Hansen (4.), Europameister Christian Rasmus Quaade (5.) und Rasmus Sterebo (7.) gleich drei Fahrer in die „Top Ten“ brachten.

Klein auf Platz 50

Neben Bob Jungels hatte Luxemburg mit Alex Kirsch einen zweiten Fahrer bei der Zeitfahr-WM der U-23 dabei. Dieser fuhr unter 68 Konkurrenten auf den 47. Rang und verpasste ein Klassement im zweiten Drittel denkbar knapp. Kirsch wurde im Laufe des Wettbewerbs vom Deutschen Jakob Steigmiller (24. Schlussrang) eingefangen und stehen gelassen.

Für den Luxemburger war dies keinesfalls enttäuschend, sondern eher motivierend. „Erst als Steigmiller vorbei war, fand ich zu meinem richtigen Tritt“, so Alex Kirsch (siehe auch an anderer Stelle).

Beim Juniorenrennen über 26,6 km hatte der einzige Luxemburger Vertreter, David Klein, insgeheim mit einem Platz unter den ersten 30 gerechnet. Am Ende wurde er 50. von 66 Teilnehmern. Sein Rückstand im Ziel betrug 2’36″79 auf den neuen Weltmeister Oskar Svendsen aus Schweden.

Der 18-jährige Svendsen (geb. am 10.4.94), der bei der ersten Zwischenzeit nach 3,6 km nur auf dem 9. Rang lag und auch nach 17,5 km noch 20 Sekunden Rückstand auf den in dem Augenblick führenden Deutschen Maximilian Schachmann hatte, legte den Grundstein zu seinem Erfolg in den Steigungen nach Sibbegrubbe und zum Cauberg.

Auch Klein verbesserte sich im Schlussteil, denn vor den beiden Schwierigkeiten war er 55. „Auf den flachen Teilstrecken lief es nicht so gut“, meinte er später, „dafür aber bin ich mit meiner Leistung in den Anstiegen zufrieden.“

Den Unterschied zwischen dem Sieger und dem ein Jahr jüngeren Luxemburger Teilnehmer (David Klein wurde am 23.5.95 geboren) verdeutlichen die nackten Zahlen wohl am besten: Svendsen fuhr mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 44,857 km/h, Klein mit 41,788 km/h.