Headlines

Kenny siegt, die Halle bebt

Kenny siegt, die Halle bebt

Jetzt weiterlesen! !

Für 0.99 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

So wie die Handball-Spielstätte Copper Box („The box that rocks“) hatte auch das Velodrom im Londoner Olympia-Park schnell seinen Spitznamen weg: „Thunderdome“.

Am Montag donnerte es wieder, als Jason Kenny den Sprint der Männer gewann. Im siebten Wettbewerb war es das fünfte britische Gold (dazu 1x Bronze, 1x Platz 8).

Diese britische Dominanz war so erwartet worden, und penibel genau geplant. Das wussten die eingefleischten Britannia-Fans, und deswegen ist das Velodrom auch ständig ausverkauft – mit wenig Platz für ausländische Fans. Deshalb hebt auch jedes Mal fast das Dach ab, wenn der Jubel-Orkan losbricht.

Und dazu brauchte es am Montag nicht mal den berühmtesten aller britischen Bahn-Radfahrer: Sir Chris Hoy. Der hatte das letzte olympische Sprintfinale gegen seinen Landsmann Jason Kenny gewonnen. Aber Regeln ändern sich und Jugend forscht: In London durfte im Gegensatz zu Peking nur noch ein Fahrer pro Nation starten, und die Teamleitung entschied sich für den 24-jährigen Kenny und gegen den 36-jährigen Hoy. Der nahm es seinem Titel entsprechend ritterlich und wünschte Kenny „alles Gute“. Und der setzte es trotz des riesigen Drucks um, wurde zu Hoys Nachfolger.

Dies recht souverän im erwarteten Finale gegen den Franzosen Gregory Baugé (27). Kenny siegte in zwei Durchgängen, ein dritter zur Entscheidung war nicht nötig. Es war das erste Mal, dass Kenny Baugé bei internationalen Titelkämpfen besiegen konnte.

„Durfte das nicht vermasseln“

Denn diese drei Namen tauchten in den letzten Jahren immer wieder ganz vorne in den Resultats-Listen auf, einmal mit Beigeschmack. Bei der WM 2012 hatte Kenny im Halbfinale Hoy geschlagen, das Finale gegen Baugé aber verloren. Das hatte er auch 2011, bekam den WM-Titel aber nachträglich zuerkannt, da Baugé (ebenfalls Weltmeister 2009 und 2010) rückwirkend wegen dreier verpasster Doping-Kontrollen gesperrt wurde und ihm alle Resultate aus dieser Zeit aberkannt wurden. „Meinen ersten WM-Titel hätte ich gerne anders gewonnen“, so Kenny, der nun seinen ersten Olympiasieg auf heimischem Terrain umso mehr auskostete: „Unglaublich, ich bin einfach nur überglücklich. Vor der letzten Runde dachte ich noch einmal an Chris. Es war ein harter Kampf um die Nominierung und ich durfte das nicht vermasseln.“

Das Sprint-Duell Mann gegen Mann ist passé, am Dienstag (07.08.12) erwartet Großbritannien im Duell Frau gegen Frau ebenfalls Gold, von Victoria Pendleton. Dazu wenn möglich noch Gold von Laura Trott in der Omnium-Disziplin – und vor allem eins, am letzten Tag der Bahn-Radwettbewerbe: das sechste Olympia-Gold von Sir Chris Hoy im Keirin. Damit wäre er alleiniger britischer Rekordhalter an olympischen Goldmedaillen, nachdem er mit Gold im Teamsprint an der Seite von Kenny sein Konto auf fünf hochgeschraubt hatte. Und mit einem anderen Sir, Ruder-Legende Steven Redgrave, gleichgezogen war.

Was im Velodrom passiert, wenn der Volksheld mit Popstar-Status dies schafft, ist nicht abzusehen. Denn mehr Tollhaus geht eigentlich schon gar nicht mehr.