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Kein Derby, sondern Aufstieg im Kopf

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Für Fans, Staff und Co. ist von vornherein klar, wer das zweite Escher Stadtduell binnen einer Woche für sich entscheiden wird. Am Mittwoch hat sich auch die US Esch zum Derbyfieber geäußert.

Der dritte Verein der Südmetropole, die US Esch, steht derzeit auf dem dritten Platz des zweiten Bezirks der ersten Division. Am Mittwoch empfingen die Escher Avenir Beggen und mussten neben einer Roten Karte auch eine knappe 1:2-Niederlage gegen den Vorstadtklub einstecken.

1913 gegründet, schaffte die US Esch bislang nur einmal den Sprung in die Nationaldivision (1925), danach pendelte der Verein immer wieder zwischen den ersten drei Divisionen. Die beiden großen Escher Klubs Jeunesse und Fola sind der Union sportive demnach um einiges voraus. Das soll sich in der kommenden Saison ändern, auch wenn man dadurch noch nicht konkurrieren kann: „Ich denke nicht, dass wir in Zukunft mit Jeunesse oder Fola rivalisieren können. Unser Ziel ist jetzt erst einmal der Aufstieg in die Ehrenpromotion, da wir im Juni unser 100-jähriges Bestehen feiern“, sagte Präsident Pedro Ferreira.

„Nummer 3“

Die Situation, die „Nummer drei“ in Esch zu sein, sieht Ferreira nicht unbedingt als Nachteil: „Wir fühlen uns nicht als eine Reservemannschaft der beiden großen Escher Vereine. Auch von uns schaffen einige den Sprung nach oben. Zwei Spieler sind von der Fola zu uns gekommen.“

Auch der Trainer der US, Augusto Martins, freut sich über die Möglichkeiten, die ihm die Nähe zu den beiden BGL-Ligisten bietet: „Der Kontakt mit Fola und Jeunesse ist für uns sehr wichtig. Wir halten Ausschau nach Spielern, die sie uns möglicherweise ausleihen können. ‹On peut faire tourner les joueurs.› Wir haben ein gutes Verhältnis zu beiden, mit Fola ist der Kontakt allerdings größer.“ Ferreira unterstreicht: „Mit der Fola sind wir enger verbunden, wir sind Nachbarn. Seit ich hier angekommen bin, teilen wir uns die Spielfelder mit der Fola. Es gibt seitdem keine Rivalität mehr zwischen uns. Aber das heißt nicht, dass wir Probleme mit Jeunesse hätten.“

Dennoch besteht bei der US Nachholbedarf. Der Klub hat in dieser Saison keine einzige Kindermannschaft angemeldet, lediglich ein Juniorenteam verstärkt die Riege der ersten Mannschaft: „Wir verlieren zu viele junge Spieler, da wir nicht alle Jugendkategorien anbieten können. Deshalb werde ich im kommenden Jahr versuchen, so viele Teams wie nur möglich anmelden zu können. ‹Quand j’ai repris le club il y a quelques années, il n’y avait rien.› Es ist ein Problem, das sich schon über die Jahre entwickelt hat“, erklärt der Präsident. Keiner der beiden hatte am vergangenen Wochenende die Gelegenheit, den „großen Brüdern“ aus Esch beim 2:0-Auswärtssieg der Jeunesse auf dem Galgenberg zuzusehen: „Das erste Derby habe ich wegen unseres Auswärtsspiels in Itzig verpasst. Ich hätte mir die Partie am Sonntag sehr gerne angesehen, aber wir bestreiten um 16.00 Uhr ein Heimspiel (gegen Münsbach). Solche Spiele müssten eigentlich anders angesetzt werden, so dass jeder sich das Derby ansehen kann“, so Augusto Martins.

„Joker“

Auf die Frage, wer denn nun der Favorit des Trainers der US Esch sei, musste dieser passen: „Joker. Aber die, die mich kennen, wissen, dass ich seit meiner Ankunft in Luxemburg immer mit dem Herzen bei der Jeunesse war, auch wenn ich nie die Gelegenheit hatte, dort zu spielen. Es ist ein Pokalspiel, bei dem es keinen Favoriten gibt. Die Mannschaft, die am Sonntag den größten Willen hat, wird die Partie für sich entscheiden.“ Er fügt hinzu: „Wie ich es aus der Presse entnehmen konnte, war es ein enges Match, ohne Leistungsunterschiede. Wäre ich Fola-Trainer, würde ich genau die gleiche Mannschaft noch einmal aufstellen. In dieser Woche hätte ich Wert auf ein psychologisches Training gelegt. Das Beste in solch einer Situation ist, ‹de faire comme si de rien n’était›. Der Trainer muss jegliche Aggressionen vermeiden und ruhig bleiben. Jeff (Strasser) ist intelligent genug, die Lage zu handhaben. Er hat Vertrauen in sein Team und weiß, dass es leistungstechnisch keine Unterschiede mit der Jeunesse gegeben hat. Ich denke jedenfalls, dass er nichts verändern wird.“

Zwei der Spieler, die sich am Sonntag gegenüberstehen werden, hatte er bereits unter seinen Fittichen: „Ich habe Sanel Ibrahimovic in Hamm trainiert. Fola-Keeper Pit Theis kenne ich ebenfalls aus gemeinsamen Zeiten. Mit Pit habe ich drei Jahre zusammengearbeitet, aber ich drücke auch Sanel die Daumen.“

Psychologischer Vorteil

Mental sieht Martins die Schwarz-Weißen derzeit im Vorteil: „Im Moment schätze ich Jeunesse etwas besser ein, sie haben einen psychologischen Vorteil. So ein Derbysieg spielt eine große Rolle für die Moral. Aber genau dieser Punkt ist es, der die Fola beflügeln kann. Die werden alles daransetzen, nicht zweimal hintereinander gegen Jeunesse zu verlieren. Eine zweite Niederlage könnte Fola sehr weh tun. Sie würden mit einer zweiten Niederlage in die Winterpause gehen, und das könnte auch Konsequenzen für die restliche Saison haben.“

Präsident Pedro Ferreira ist da anderer Meinung, auch wenn sich das Oberhaupt der US Esch nicht auf einen klaren Favoriten festlegen wollte: „Ich habe die Fola in dieser Saison beobachtet, sie hat einen guten Lauf. Das Team ist gut aufgebaut, der Trainer macht seine Arbeit hervorragend. Ich denke, dass sie sowohl im Pokal als auch in der Meisterschaft eine große Rolle spielen werden, auch wenn die Jeunesse noch immer an ihnen dranklebt.“

(Christelle Diederich/Tageblatt.lu)