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«Kein Bedauern»

«Kein Bedauern»

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Zwei Matchbälle reichten Gilles Muller (ATP 56) nicht aus, um Denis Istomin (Usbekistan, 35) in Runde zwei zu besiegen. Das Tageblatt hat sich mit dem FLT-Spieler nach der Niederlage am Montag unterhalten.

Wie enttäuscht sind Sie direkt nach dem Spiel?

Gilles Muller: «Natürlich ist es eine große Enttäuschung und bitter, weil ich so nah dran war. Es gibt nichts Schlimmeres, als ein Spiel trotz eigenen Matchbällen zu verlieren. Das war jetzt halt so ein Tag, der sehr hart ist. Auch weil es mein erstes Mal bei Olympischen Spielen ist. In der nächsten Runde hätte ich dann gegen Roger Federer gespielt. Und eventuell sogar auf dem Centre Court, was wieder ein Höhepunkt meiner Karriere gewesen wäre. Das Spiel ist jetzt jedoch vorbei, ich kann nichts mehr daran ändern und das Leben geht weiter.»

War es schwer, diese zwei Matchbälle aus dem Kopf zu bekommen?

«Nein, eigentlich nicht. Ich war vielleicht zu angespannt und konnte mich in dem Moment nicht beruhigen. Das hat mich vielleicht den zweiten Tiebreak gekostet, da ich am Anfang nervös war. Es ist bitter, so nah am Matchgewinn zu sein, und fünf Minuten später steht man da und muss wieder von vorne anfangen. Ich habe das im dritten Satz aber ganz gut verdaut, verliere 5:7 und es hat sich auf sehr wenig entschieden.»

Ist es bei diesem ständigen Lärm mit Leuten, die kommen und gehen, sowie den Nachbarcourts schwierig, sich zu konzentrieren?

«Ehrlich gesagt nein. Ich war mehr auf den Wind als auf die Leute konzentriert, denn das war schwierig zu spielen. Mit dem ganzen Lärm ist das bei den US Open so und auch bei den anderen großen Turnieren, was mich aber nicht stört. Der Wind hat hingegen beim Aufschlag den Ball auch mal weggeblasen, was aber keine Entschuldigung sein soll. Für meinen Gegenspieler war es ja genauso schlimm wie für mich. Ich finde, dass wir beide damit nicht schlecht klarkamen.»

Sie sind also zufrieden mit Ihrem Spiel?

«Meine Aufschläge waren ganz in Ordnung. Auch wenn man bedenkt, dass mein Gegenspieler sehr gut returniert. Um bei dessen gutem Grundlinienspiel überhaupt nach vorne zu kommen, muss man den Punkt perfekt aufbauen, was mir nicht immer gelang. Der Wind vereinfachte diese Aufgabe natürlich nicht. Von der Grundlinie habe ich relativ gut mithalten können und streckenweise sogar dominiert.»

Haben Sie seine starken Returns erwartet?

«Ich wusste, dass er ein guter Returnspieler ist, ich kenne ihn ziemlich gut und war nicht überrascht. Er hat ein gutes Match gespielt, ich hab auch kein schlechtes Match gespielt, vor allem unter diesen Windbedingungen. Ich konnte mein gewohntes Spiel nicht aufziehen. Mit dem Wind war das schwer, da sich der Ball enorm bewegte. Da ist Volleyspielen nicht einfach. Ich habe versucht, die Spielanlage zu mischen, was auch recht gut funktionierte. Ich war nur einen Punkt vom Sieg entfernt, es war also nicht die falsche Taktik. Ich hatte wegen des Winds jetzt nicht das Gefühl, dass das Niveau unseres Spiels so hoch war. Aber für die Zuschauer war es bestimmt ein spannendes Match – mit dem bitteren Ende für mich.»

Sie werfen sich nichts vor?

«Aus dem ersten Matchball kann ich mehr machen, da es zudem ein zweiter Aufschlag ist. Er spielt ihn aber mit etwas Risiko ins Feld und ich verhaue völlig meinen Return. Beim zweiten Matchball sind wir im Ballwechsel, ich rutsche einmal etwas weg, aber es hat sicherlich nicht viel gefehlt. Ich habe kein Bedauern, obwohl ich mehr hätte erreichen können.»

Wie sind jetzt Ihre weiteren Pläne?

«Ich gehe jetzt in die Umkleide, beruhige mich ein wenig und nehm eine kleine Dusche. Danach werde ich mit meinem Trainer sehen, wie mein weiteres Programm aussieht. Klar ist, dass ich die Olympischen Spiele in den nächsten Stunden und Tagen abhaken muss, damit es weitergehen kann. Ich werde nicht lange hier in London bleiben. Das Tennis geht weiter, aber ich weiß noch nicht, welche Turniere ich die nächsten Wochen spielen werde. Ich habe auch Familie zuhause und will auch Zeit dort verbringen.»