2007 wurde die GV vom Rücktritt des Schatzmeisters erschüttert, Jean-Claude Henry dankte mit großen Vorwürfen in Richtung des Generalsekretärs ab. Ein Jahr später versuchte die Karate-Fraktion um den gleichen Jean-Claude Henry als Gegenkandidat den amtierenden Präsidenten Roland Lenert vergeblich zu stürzen.
Ende Oktober 2008 trat das nächste wichtige Vorstandsmitglied zurück. Nach unüberbrückbaren Differenzen mit den Amtskollegen stellte Jean-Jacques Scheuren den Posten des Generalsekretärs zur Verfügung. Und vor rund acht Monaten wurde Misch Feidt aus dem Vorstand gekegelt. Mit der Umstrukturierung der Gremien und der Erschaffung von Vizepräsidenten für die verschiedenen Sportarten saß „Mr. Karate“ bei den Vorstandswahlen plötzlich zwischen zwei Stühlen. Es sollte aber erst der Auftakt zu einem turbulenten Jahr 2009 werden.
Einen ersten Stein des Anstoßes gab die Judosektion um Frédérik Georgery. Der Nationaltrainer stellte seine Auswahl, vornehmlich die für die Spiele der Kleinen Staaten auf Zypern, ziemlich willkürlich zusammen. Opfer waren u.a. Christophe Feiereisen und Taylor King, was zum Teil mit erpresserischen Versuchen ausgeheckt wurde. Welch unverzichtbare Qualitäten King besitzt, konnte die junge Judoka unlängst beim „Terre Rouge“ in Esch mit ihrem Metzer Verein unter Beweis stellen. Wie schon einst Marie Muller könnte auch Taylor King der Nationalmannschaft verloren gehen. Und wie schon bei Marie Muller sieht die FLAM tatenlos zu. Eine Haltung, die den ehemaligen Nationaltrainer Pascal Zimmer zum Rundumschlag im Tageblatt veranlassten (siehe „T“ vom 2. Juli). Nur wenig später wurde dem Karatetrainer im Kata, Detlef Herbst – nach etlichen internen Intrigen – gekündigt und er wurde überraschend und kurzfristig durch Pascal Poitevin ersetzt.
Jüngstes Beispiel ist die Aussortierung einer Karateka aus dem Kader für die Junioren-WM in Marokko. Wobei nicht alle hinter der Entscheidung von Nationaltrainer Gilles Cherdieu und dem Technischen Direktor Misch Feidt standen. Eine Affäre, die vor Gericht enden könnte.
Nicht im Streit
Mit dem Technischen Direktor sind wir bei der letzten „Affäre FLAM“ angelangt, denn gestern trat Misch Feidt von diesem Posten zurück. „Innerhalb der Sitzungen mit den Vereinen hatte sich das abgezeichnet“, so Fred Bertinelli, der Vizepräsident Karate der FLAM. „Wir wollten eigentlich Zukunftsperspektiven ausloten, aber es kam immer wieder zu Meinungsverschiedenheiten mit dem Technischen Direktor. Das ganze spitzte sich in der letzten Sitzung in der letzten Woche zu, als es etwas lauter wurde. Misch Feidt war jahrelang die oberste Instanz ohne Opposition. Jetzt wird darauf hin gearbeitet, den Dialog mit den Vereinen zu führen. Die Zusammenführung hat aber nicht immer geklappt. Ich gehe davon aus, dass sich in all den Jahren etwas aufgestaut hat und das musste jetzt raus. Nun ist die Bombe geplatzt und Misch Feidt hat seine Konsequenzen gezogen. Wir sind aber nicht im Streit auseinander gegangen“, so Bertinelli.
Interimistisch soll Jean-Claude Henry das Amt des Technischen Direktors übernehmen.
Misch Feidt selbst schien eine zentnerschwere Last vom Herzen gefallen zu sein: „In der letzten Sitzung vom vergangenen Donnerstag musste ich mir anderthalb Stunden lang Vorwürfe gegen meinen Verein und mich persönlich anhören. Es scheint, als sei ich schon länger ein Dorn im Auge so mancher Vereinsvertreter gewesen. Ich könnte ins Detail gehen, es liegt mir aber nicht, schmutzige Wäsche auszubreiten. Wir leisten beim KC Walferdingen jedenfalls seit 20 Jahren gute und erfolgreiche Arbeit und haben solide Strukturen vorzuzeigen. Andere Klubs tauchen in dieser Hinsicht nur sporadisch auf. Der Stein des Anstoßes liegt bei den Transfers. Immer wieder wechseln Karatekas nach Walferdingen und haben Erfolg. Das ist nicht gerne gesehen. Genauso wenig, dass wir 60% des Budgets beanspruchen, wobei man vergisst, dass wir die Subsidien mit unseren Resultaten einfahren und die größten Ausgaben haben. Aber wenn eine gewisse Antipathie vorhanden ist, dann ist es an der Zeit zu gehen. Wenn andere glauben es besser zu können, dann dürfen sie es jetzt tun. Ich lasse mir meinen Verein nicht kaputtmachen.“
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