Tageblatt: Es ist ein offenes Geheimnis, dass Miralem Pjanic einer Ihrer besten Freunde ist. Wie hat er darauf reagiert, als Sie seine schulischen Leistungen mit „Au collège, il ne captait rien“ bei So Foot analysierten?
Iliès Haddadji: Er war nicht verärgert (lacht). Sein Französisch ist jetzt in Ordnung. Er spricht sieben Sprachen, da kann man nichts sagen. Wir waren damals gemeinsam im „Centre de formation“ des FC Metz. In der Schule war er bei den jüngeren Jahrgängen, da die Luxemburger Programme anders aufgebaut waren. In meiner Klasse war übrigens Yannick Kakoko, der aktuelle Petinger Coach. Vor einer Woche trafen wir mit dem Racing auf Käerjeng. Da standen uns dann Fostier und Fernandes gegenüber, die früher meine Teamkollegen waren. Inzwischen sehe ich jedes Wochenende alte Gesichter, obwohl ich ja noch nicht so alt bin. Aber es beweist, dass die Ausbildung gut war und die Meisterschaft attraktiv geworden ist.
Wann werden Sie ihn zum RFCU Lëtzebuerg lotsen?
Er hat mich enttäuscht, als er diesen Dreijahresvertrag unterschrieben hat. Ich werde mit Dubai verhandeln müssen (lacht). Aber im Ernst: Es wäre genial, wenn es irgendwann mal dazu kommen würde.
Was macht ein Change Management Leader bei PwC acht Stunden am Tag?
Es ist meine Aufgabe, den Mitarbeitern zu erklären, warum und wieso es neue Projekte gibt. Die Leute müssen verstehen, warum Anpassungen gemacht werden. Sie müssen merken, dass sie einen Gewinn aus der Veränderung ziehen können und brauchen klare Ziele vor Augen. Bei „Price“ geht es täglich um Ziele. Die Mitarbeiter sind echte Mitbewerber. Ich selbst kümmere mich mit zehn Personen jährlich um 50 Projekte.
Sind Sie auch zu Hause ein Manager?
Zu Hause bin ich wie auf der Arbeit. Ich bin ein Manager, aber kein Diktator. Ich möchte, dass es den Leuten Spaß macht, das umzusetzen, was ich ihnen biete. Wenn man etwas erreichen will, müssen die Menschen verstehen, dass Spaß dazugehört. Das ist aber nicht immer so einfach. Wer zufrieden ist, wenn er zum Fußball oder zur Arbeit erscheint, dem geht das Ganze auch besser von der Hand.
Welche Verantwortung ist Ihnen lieber – auf dem Platz als Spieler oder außerhalb als Sportdirektor?
Manchmal fehlt mir der Platz schon sehr und ich überlege, ob ich mir nicht doch wieder eine Lizenz zulegen sollte. Aber ich glaube, dass meine Frau mich dann vor die Tür setzen würde. Ehrlich gesagt gefällt mir das Leben hinter den Kulissen sehr gut. Nach sieben Jahren Business-Berufserfahrung bei der BIL kann ich meine Kompetenzen maximieren. Es gefällt mir fast besser als das Fußballspielen selbst. Man verspürt mehr Druck als ein Spieler. Der Spieler denkt nicht an das Drumherum. Er hat nichts mit dem Budget oder dem Vereinsimage zu tun. Da geht es nur um die Leistung. Aber hinter den Kulissen denkt man an die Konsequenzen. Vielleicht verliert man eine gewisse Summe. Die Last ist definitiv größer.
Welche Erkenntnisse haben Sie durch dieses Studium für die BGL Ligue gewinnen können?
Juristisch gesehen besteht bei den Profiverträgen Nachholbedarf. Mehr Kommunikation, Marketing und Visibilität würde auf europäischer Ebene die Einnahmen steigern. Ich hoffe, dass es irgendwann einmal dazu kommt. Ich möchte nicht sagen, dass wir auf sportlicher Ebene an der Decke angelangt sind, aber es ist beim aktuellen Ist-Zustand nicht möglich, viel mehr zu erreichen als es Düdelingen mit seinen Teilnahmen an der Europa League getan hat. Wenn wir uns nicht bereit erklären, den Schritt zu gehen und eine Profiliga zu schaffen, wird es bald keine Steigerungen mehr geben.
Ist eine Trainerkarriere denkbar?
In Schifflingen hatte ich das Amt damals interimistisch übernommen. Wir haben eine Serie von 14 Siegen in 14 Spielen hingelegt und den Aufstieg geschafft. Ich habe diese Arbeit sehr geschätzt und kann nicht ausschließen, dass es noch einmal dazu kommt. Seit vielen Jahren beschäftige ich mich mit Diplomen. Ich habe gerade eben den Master der FIFA in Sportmanagement abgeschlossen. Die Kurse beinhalteten sowohl Sportrecht als auch Marketing, Kommunikation, Eventmanagement, Finanzen und Sozialmanagement. Ich habe viele Kontakte geknüpft. Bis Dezember kann ich mich entscheiden, ob ich noch ein zusätzliches Jahr dranhängen werde.
Sie haben 2009 zwei Länderspiele für die französische U20 bestritten. Hätten die aktuellen Mittelfeldspieler des RFCUL Ihnen damals das Wasser reichen können?
Ich sage ihnen manchmal, dass ich mit ein paar Jahren weniger und einer guten Vorbereitung eine Konkurrenz für sie wäre. Mit etwas Abstand betrachtet gäbe es heute bestimmt einige, die konkurrenzfähig wären. Aber, um bescheiden zu sein, würde ich sagen: Ich war damals nicht so schlecht … Dieses Trikot der Nationalmannschaft zu tragen, ist beeindruckend. Zwei Spiele habe ich bestritten, zweimal saß ich auf der Bank. Bei den „Jeux de la francophonie“ haben wir im Libanon in vollen Stadien gespielt. Das Niveau war sportlich gesehen sehr gut, aber ein paar meiner damaligen Kollegen haben eine schöne Karriere gemacht. Vincent Pajot beispielsweise, mit dem ich ständig in Kontakt geblieben bin. Yacine Brahimi, der später für Algerien spielte, war damals schon technisch sehr stark. Einer, der herausragte, war Eliaquim Mangala.
Früher habe ich mich manchmal gefragt, ob es richtig war, nach Spanien oder Katar zu gehen. Jedenfalls bin ich dadurch vom französischen Radar verschwunden. Andererseits habe ich dadurch früh gelernt, das Leben nach der Karriere vorzubereiten. Anstatt 6.000 Euro in einer zweiten belgischen Liga oder in der National zu verdienen, war es wichtiger nach Luxemburg zu kommen und meine Studien fortzusetzen. Im Nachhinein weiß ich, dass wir mit Düdelingen schöne Zeiten, wie gegen Salzburg, erleben konnten und ich die richtigen Entscheidungen getroffen habe.
Wo wären Sie heute, wenn Sie die Schuhe im Alter von 28 Jahren nicht an den Nagel hätten hängen müssen?
Das weiß ich nicht. Jedenfalls nicht bei Real Madrid, aber vielleicht auch nicht beim Racing. Ich bin glücklich, dort zu sein, wo ich heute bin.
2 Fragen zum Wochenende
Racing hat drei Siege eingefahren und kassierte Niederlagen gegen Düdelingen und Hesperingen. Kann man damit leben?
Bei den Niederlagen handelte es sich um zwei unterschiedliche Spiele. Gegen Hesperingen hätten wir mit etwas mehr Effizienz auch etwas herausholen können. Wir haben sie gut bewegt. Gegen den F91 hatten wir allerdings zu viele individuelle Aussetzer. Da kann man nichts bereuen. Aber unser Ziel ist es, konkurrenzfähig zu werden. Bei Düdelingen sieht man die Handschrift von Carlos Fangueiro, der jetzt seit zwei Jahren mit diesem Team arbeitet. Wir haben zwar einen Pokal gewonnen und zwei Europapokal-Qualifikationen gespielt, aber was das Spiel anbelangt, besteht noch viel Arbeit. Einige Jungs, die seit fünf oder mehr Jahren da sind, haben inzwischen den fünften Coach kennengelernt. Mit Fahrudin Kuduzovic wollen wir etwas Dauerhaftes aufbauen und gemeinsam wachsen.
Ist ein Sieg gegen Rosport Pflicht?
Auf dem Papier sieht das immer einfach und machbar aus, in Wirklichkeit sind aber alle Spiele schwer. Wir müssen mit der nötigen Seriosität an die Sache herangehen. Wir haben in der Vergangenheit kostbare Punkte gegen die kleineren Teams verloren. Mit Siegen gegen Rosport und Wiltz wären wir, was unsere Saisonziele angeht, auf dem richtigen Weg.
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