Der Weg von Mateo Retegui schien vorgezeichnet. Vater Carlos führte die Hockey-Männer Argentiniens nach der aktiven Karriere als Trainer zum Olympiasieg, gewann mit den Frauen die WM. Schwester Micaela sicherte sich 2021 Olympia-Silber. Und auch Mateo nahm mit 14 wieder den Schläger in die Hand, nachdem er bei den Fußballern von River Plate aussortiert worden war. Doch dann nahm sein Weg am Strand eine spektakuläre Wende – und Retegui, der Argentinier, ist plötzlich Italiens große EM-Hoffnung.
Der „Bomberino“ aus dem Land des Weltmeisters soll das massive Sturmproblem beim Titelverteidiger lösen. Nationalcoach Roberto Mancini erinnert er an keinen Geringeren als Gabriel „Batigol“ Batistuta. Es passt ja auch so gut: Schließlich steht „rete“ im Italienischen für Tor – und Retegui traf beim Debüt gegen England (1:2) und danach auf Malta (2:0) als erst vierter Italiener auch im zweiten Länderspiel.
Talent im Sand entdeckt
Als er den Fußball schon abgeschrieben hatte, wurde er beim Kicken im Sand von den Scouts der Boca Juniors neu entdeckt. Jetzt wies Ex-Profi Juan Sebastian Veron, Sportchef beim Klub Estudiantes, seinen alten Kumpel Mancini auf den an Tigre verliehenen Angreifer mit den italienischen Wurzeln hin, der kein Wort Italienisch spricht.
Mancini war’s egal, die Not ist groß im Land der Sturmlegenden Paolo Rossi oder Luigi Riva. Und so debütierte Retegui als 51. Oriundo (Auslandsitaliener) für die Azzurri – und wie! Die Gazzetta dello Sport nennt den 23-Jährigen „eine Erfolgsgarantie“, der Corriere dello Sport „das einzige Licht im Dunkel“. Laut Tuttosport kann Italien nach der verpassten WM dank ihm „von neuen Höhenflügen träumen“.
Der Neue, beschwichtigte Mancini, brauche Zeit: „Er ist wie ein Schüler in einer neuen Schule.“ Reteguis Vater Carlos, der Hockey-Trainer, vergleicht den Sohn schon mit Erling Haaland: „Er spielt sehr ähnlich, beidfüßig und sehr kopfballstark.“
Europa, meinte der Herr Papa, „ist sein Traum“. Die Klubs der Serie A stehen Schlange für den Hockeyspieler mit dem Stürmer-Gen. (SID)
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