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Heftige Proteste gegen Formel 1

Heftige Proteste gegen Formel 1
(dpa)

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Die Proteste vor dem Grand Prix in Bahrain reißen nicht ab - und die Kritik am Schweigen der Formel 1 wird immer lauter.

«Ich hoffe, dass diese Fahrer, die nicht über die Geschehnisse sprechen wollen, eines Tages ihre Meinung ändern. Wenn nicht, werden sie ihre Kinder vielleicht fragen, warum sie in einem Land ein Rennen gefahren sind, in dem die Herrschenden so viele Leute verhaften und foltern», sagte Zainab Al-Khawaja, die Tochter eines inhaftierten Oppositionsführers, der britischen Zeitung «The Independent» (Samstag).

Ihr Vater, der dänisch-bahrainische Menschenrechtsaktivist Abdulhadi Al-Khawaja, ist seit dem 8. Februar im Hungerstreik. Er war nach den blutigen Unruhen in Bahrain im Vorjahr verhaftet und von einem Sondergericht zu lebenslanger Haft verurteilt worden.

Keine klaren Worte

Auch am Freitagabend hatte die Protestbewegung im Golfstaat erneut für Reformen und gegen die Austragung des für Sonntag geplanten Formel-1-Rennens demonstriert. Tausende waren in der Hauptstadt Manama auf die Straßen gegangen. Die Sicherheitskräfte setzten Tränengas und Blendgranaten gegen die Demonstranten ein.

Die Formel-1-Verantwortlichen und die Fahrer lehnten auf dem Bahrain International Circuit in Sakhir bislang klare Worte zu dem Konflikt ab. Chefvermarkter Bernie Ecclestone erklärte: «Wir sind nicht hier, um uns in die Politik einzumischen.» Weltmeister Sebastian Vettel hatte gesagt: «Unser Job ist der Sport, sonst nichts.» Zudem bezeichnete der 24-Jährige die Berichte über die Lage in Bahrain als «großen Hype».

Vettel unter Beschuss

«Ist noch irgendwas von diesem alten Klischee eines moralischen Kompasses übrig?», kommentierte «The Independent» und beschrieb Vettel als «schändlichen Mann». Internetaktivisten brachten die offizielle Formel-1-Seite zum Absturz. Die britische «Times» veröffentlichte eine beißende Karikatur, die Ecclestone in einem Rennwagen zeigt, der von einem Scheich mit Blut betankt wird. Im Hintergrund liegen Leichen.

Trotz der wachsenden Kritik hatte Kronprinz Salman bin Hamad Al-Chalifa Forderungen nach einer kurzfristigen Absage des Grand Prix zurückgewiesen. Im Vorjahr war das Rennen wegen der Unruhen gestrichen worden.

«Politisch benutzt»

Auch die Führungskräfte der vier Top-Teams Red Bull, McLaren, Mercedes und Ferrari wichen auf dem Bahrain International Circuit Fragen nach einer Einschätzung der Situation aus. «Letztlich sind wir ein Renn-Team. Wir sind hier, um ein Autorennen zu fahren, das ist unser höchste Priorität», sagte McLaren-Teamchef Martin Whitmarsh und fand damit Zustimmung bei Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug.

Auch Red-Bull-Teamchef Christian Horner betonte: «Die Formel 1 ist ein Sport. Es ist falsch, sie politisch zu benutzen.» Sein Ferrari-Kollege Stefano Domenicali äußerte immerhin die diplomatische Hoffnung, «der begonnene Dialog zwischen allen Seiten werde so bald wie möglich das bestmögliche Ergebnisse für alle bringen».