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Handball-Stars unter Betrugsverdacht

Handball-Stars unter Betrugsverdacht
(AFP)

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Einen Tag vor Beginn der neuen Champions League-Saison ist Frankreichs Handball-Meister Montpellier unter Manipulationsverdacht geraten

Dem französischen Handball droht nach dem Olympiasieg 2012 ein Rieseneklat: Landesmeister Montpellier AHB steht unter Manipulationsverdacht. Das Team und weiterer Olympiasieger wird verdächtigt, ein Spiel absichtlich verloren zu haben, um Verwandten der Spieler hohe Wettgewinne von bis zu 250.000 Euro zu ermöglichen. Gegen acht MAHB-Profis sei ein Ermittlungsverfahren eingeleitet worden, berichteten der Sender «France 3 Languedoc-Roussillon» und andere Medien am Mittwoch unter Berufung auf Justizkreise.

Den betroffenen Spielern drohten wegen Sportkorruption und Betrug bis zu drei Jahre Haft und drastische Geldstrafen, berichtete die Zeitung «Le Figaro». Montpelliers Clubpräsident Rémy Lévy räumte bereits ein, er sei im Zusammenhang mit der Affäre von der Polizei angehört worden. «Ja, sicherlich. Auch neulich (der Trainer) Patrice Canayer. Ich will aber das Ermittlungsgeheimnis wahren», wurde Lévy am Mittwoch von der Onlineausgabe der Zeitung «Midi Libre» zitiert. Er werde um die Ehre des Clubs kämpfen, der bei einem eventuellen Prozess als Zivilpartei auftreten werde. Für die Spieler müsse allerdings der Grundsatz der Unschuldsvermutung gelten.

Mehrere Spieler betroffen

Nikola Karabatic, Frankreichs Sportler des Jahres 2011, hüllte sich zunächst in Schweigen. Er sei nicht auf dem Laufenden gewesen und ob der Nachrichten überrascht, ließ er über seinen Manager ausrichten. Noch sei kein Spieler angehört worden. Die Montpellier-Profis sind zur Zeit in Norddeutschland, um sich auf ein Duell in Flensburg vorzubereiten. Sie sollen nach ihrer Rückkehr von der Kriminalpolizei angehört werden, schrieben Medien. Drei der vier MAHB-Olympiasieger seien in den Skandal verwickelt, hieß es. Neben Karabatic standen vergangene Saison auch die späteren Goldgewinner William Accambray, Michaël Guigou und Samuel Honrubia unter Vertrag.

Bei der Affäre geht es um die sensationelle 28:31-Niederlage des französischen Rekordmeisters und Champions-League-Siegers von 2003 am 12. Mai beim abstiegsgefährdeten Cesson-Rennes HB. Montpellier stand damals schon als Meister fest, die späteren Olympiasieger Karabatic und Honrubia waren wegen Verletzung nicht dabei. Cesson-Präsident Philippe Barberet versicherte am Mittwoch, beim Spiel sei seiner Meinung nach alles mit rechten Dingen zugegangen: «Ich verstehe das nicht (…) niemand hat während des Spiels etwas Komisches gesehen».

Viele und hohe Einsätze

Der Wettanbieter Française des Jeux (FDJ) sah es anders. FDJ registrierte «ungewöhnlich hohe Wetteinsätze» auf das Spiel in Cesson und meldete diese den zuständigen Behörden. Während der Halbzeitpause seien besonders viele und hohe Einsätze auf eine Niederlage von MAHB abgegeben worden. Die Polizei fand laut «France 3» inzwischen heraus, dass viele Wetten damals von Frauen, Freundinnen und Angehörigen der Spieler sowie von MAHB nahestehenden Personen getätigt worden seien. Gilles Soulié, Chef der Kriminalpolizei in Montpellier, wollte diese Berichte auf Anfrage weder bestätigen noch dementieren.

Der Skandal schlug schnell hohe Wellen. Der Boss des Nationalverbandes FFH, Joël Delplanque, sagte, er vertraue zwar «den Jungs», werde aber gegebenenfalls schwere Strafen verhängen lassen: «Es wird Null Toleranz geben.» Joel Abati, ein früherer Star des MAHB, forderte, man solle die Ergebnisse der Ermittlungen abwarten. Er weiß aber: Im Sport sei «wegen des Umfelds der Akteure alles möglich». Im Gespräch mit dem Radiosender RMC fügte er traurig an: «Für den gesamten französischen Handball ist das sehr hart, ich muss deshalb nun zum Swimmingpool, mich entspannen.»