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Fußball von März bis Oktober als Alternative

Fußball von März bis Oktober als Alternative

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Vereiste Spielfelder, fröstelnde Zuschauer und eine Spielabsage nach der anderen. In diesem Winter wurden dem FLF-Kalender seine Grenzen aufgezeigt.

Grund genug, über eine Revolution nachzudenken. Die Idee, wie in Skandinavien von März bis Oktober zu spielen, stößt in der BGL Ligue auf Gegenliebe.

Alles abgesagt

Am Mittwochmittag teilte der nationale Verband mit, dass der gesamte 18. Spieltag der BGL Ligue – einschließlich der Samstagspartie Käerjeng – Wiltz – abgesagt wurde. Eine logische Entscheidung. Auf dem Escher Galgenberg wurde beispielsweise am Mittwoch noch eine neun Zentimeter dicke Schneeschicht gemessen. Eigentlich wollte die FLF erst am Donnerstag (14.03.13), nur wenige Stunden vor den angesetzten Partien, eine Entscheidung treffen. Der Spieltag wird wohl am 24. April nachgeholt. Die endgültige Terminierung erfolgt am Wochenende.

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Vorbereitung der FLF-Auswahl in der Kritik

Ein Dorn im Auge ist einigen BGL-Ligue-Vereinen die lange Vorbereitungszeit der Nationalmannschaft auf Länderspiele.

CSP-Präsident Pascal Wagner stößt dieses Thema bitter auf. „Die Länderspielpausen sind übertrieben lang. In dieser Saison haben wir bereits 54 Tage dadurch verloren. Die Spieler müssen nicht so früh abgestellt werden, da sie in den Vereinen gut vorbereitet werden. Auch wenn Luc Holtz das Gegenteil behauptet. Die Europapokal-Resultate von Déifferdeng 03 und F91 beweisen, dass in den Vereinen gut gearbeitet wird. Die BGL Ligue hat eine extreme Entwicklung hinter sich. Mittlerweile sind die Kosten für die Gesamtbetreuung einer Mannschaft deutlich gestiegen. Ich jedenfalls gehe nicht mehr zu den Treffen zwischen Vereinen und Nationaltrainer, da ich mir keinen Monolog anhören will.“

Mit seiner Meinung steht Wagner nicht alleine dar.

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„Es gibt beim Thema Winterpause keine absolute Wahrheit und keine Ideallösung“, sagte erst kürzlich Leverkusens Sportdirektor Rudi Völler, forderte ein neues Modell und hatte damit hitzige Diskussionen angefacht. Auch UEFA-Präsident Michel Platini und FIFA-Präsident Sepp Blatter denken laut darüber nach, in einigen Jahren den internationalen Spielkalender zu revolutionieren. In Zukunft soll in Europa von März bis Oktober gespielt werden. Welt- und Europameisterschaften sollen zu Beginn des Jahres ausgetragen werden. Es folgen sieben Monate Klubfußball. Länderspiele sollen in Blöcken ausgetragen werden.

„Die Zukunft“

Auch in Luxemburg ist man diesem Modell nicht abgeneigt. RMHB-Trainer Carlo Weis setzt sich schon länger für diesen Modus ein. Zusammen mit Guy Hellers hatte er vor einigen Jahren eine Initiative gestartet, die jedoch im Sand verlief. „Für mich bietet dieses Modell nur Vorteile. Die Mannschaften, die im Juni im Europapokal antreten, sind besser vorbereitet, die Zuschauer kommen vermehrt bei besserem Wetter ins Stadion und die Vorbereitung der Nationalmannschaft wird erleichtert. Ich bin davon überzeugt, dass dieses Modell die Zukunft ist“, so Carlo Weis. Die gleiche Meinung vertritt Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge in einem Interview mit der Berliner Zeitung: „Ich vermute, dass es so weit kommt, und glaube, dass das für den Fußball ein Bonus sein kann.“

Carlo Weis schlägt eine Sommerpause vom 15. Juli bis zur 1. August-Woche vor, damit die Spieler mit Familie in den Urlaub fahren können.

Machbarkeit analysieren

F91-Präsident Romain Schumacher, der seinen Verein auch in der ECA (European Club Association) vertritt, sieht in diesem Modell zwar eine interessante Alternative, bleibt jedoch vorsichtig optimistisch. „Im Moment spielt die UEFA bei solchen Plänen nicht mit und in der ECA sind auch nur die wenigsten überzeugt. Der europäische Dachverband denkt regional und versucht es, zu vermeiden, dass in Westeuropa mit zwei verschiedenen Wettkampfmodi gespielt wird.“ Schumacher wies darauf hin, dass man sich in Zukunft ernsthaft über dieses Thema unterhalten sollte, um die Machbarkeit zu analysieren. „Mit unseren desolaten Infrastrukturen wäre es eigentlich die ideale Lösung, während der guten Jahreszeit zu spielen. Allerdings wäre die Winterpause sehr lang. Für diese Phase müsste man sich etwas einfallen lassen wie beispielsweise eine Hallenserie“, erklärt Schumacher, der in der Vergangenheit auch der FLF-Kalenderkommission angehörte. Ein klarer Nachteil stimmt den Düdelinger Präsidenten allerdings nachdenklich: „Die entscheidende Meisterschaftsphase und das Pokalfinale finden im Herbst statt, das ist eher negativ.“

Claude Origer betont, dass man sich im gesamteuropäischen Raum über dieses Modell Gedanken machen muss, und nicht als einzelnes Land. „Auf den ersten Blick eine superinteressante Idee. Höhere Temperaturen bedeuten mehr Zuschauer. Es ist am Verband, diese Möglichkeit auszutüfteln und zu analysieren, ob es überhaupt in Luxemburg machbar ist. Achten muss man nur darauf, dass vor allem die jungen Auswahlspieler genügend Urlaub bekommen, um sich auszuruhen“, so der RFCUL-Trainer.

Unzufrieden

Für Gilbert Georgen sollte in Zukunft ausgelotet werden, ob eine solche Umstellung überhaupt möglich ist. „Es ist mit Sicherheit mit einigen Schwierigkeiten verbunden, denn jede Division hat ihre Eigenheiten. Bis jetzt hat sich aber keiner so richtig Gedanken darüber gemacht. Deshalb wissen wir nicht, welches System besser ist.“ Für den Fola-Vizepräsidenten gehört zum Kalenderjahrmodell eine vierwöchige Pause im Sommer.

Die meisten Trainer der BGL Ligue zeigen sich unzufrieden mit dem aktuellen Spielkalender, wollen aber nicht alle vom traditionellen Modus abweichen. CSG-Trainer Marc Thomé bezeichnet die Idee als „sehr schlecht“. Und setzt sich für mehr englische Wochen ein, wie der Großteil seiner Trainerkollegen aus der BGL Ligue. Die FLF hingegen meidet solche Wochenspieltage wie der Teufel das Weihwasser. Argument: Die Champions League vereinnahmt zu viele Zuschauer. Alles Quatsch, sagt Canachs Trainer Patrick Maurer, der sich auch für englische Wochen einsetzt. Jeff Strasser fordert wie viele andere Trainer, bis Ende Mai durchzuspielen: „Warum beenden wir die Saison bereits am 17. Mai? Wir hören dann auf, wenn das beste Wetter ist und das beste Spektakel geboten werden kann. Ich hoffe, dass wir für nächste Saison eine bessere Lösung finden.“ Aber auch einen Spielplan von Frühjahr bis Herbst kann sich der Rekordnationalspieler vorstellen. „Jede Überlegung, die den Fußball weiterbringt, ist gut. Wenn wir beispielsweise im Juni spielen, ist das die ideale Vorbereitung für die Nationalmannschaft und für die Vereine im Europapokal“.

„Unrealistisch“

Etwas mehr Flexibilität fordert UNK-Präsident Emile Muller von den FLF-Verantwortlichen und spricht sich auch dafür aus, sich Gedanken über ein neues Modell zu machen. „Jede interessante Idee ist willkommen. Wenn wir es dadurch schaffen, mehr Zuschauer anzulocken, muss darüber nachgedacht werden.“

In eine andere Richtung steuert hingegen FLF-Präsident Paul Philipp. Als unrealistisch bezeichnet er ein solches Modell. „Ich glaube nicht, dass die UEFA es akzeptiert, wenn wir als einzige Nation so vorgehen. Außerdem müssten wir das System auf alle Divisionen übertragen, was durch die August-Ferien quasi unmöglich wird, vor allem in den unteren Ligen.“

Nach den Aussagen verschiedener Vereinsverantwortlicher muss sich der nationale Verband zumindest Gedanken über das skandinavische Modell machen, das für eine Amateurliga wie die BGL Ligue einige organisatorische und sportliche Vorteile mit sich bringt. Aber Revolutionen sind bekanntlich nicht Luxemburgs Spezialität.