Nichts wurde für Nationaltrainer Guy Hellers aus seinem Traumlos Italien. Dafür darf sich der Auswahltrainer aber mit Frankreich trösten. Zudem kennt er drei Gegner in der nächsten Qualifikation bestens: Seitdem Guy Hellers 2004 das Traineramt von Allan Simonsen übernahm, traf er bereits auf Rumänien, Weißrussland und Albanien. / Christophe Junker
Tageblatt: Was sagen Sie zur Luxemburger Gruppe?
Guy Hellers: „Bis auf Rumänien haben wir mit den anderen Nationen zum Teil recht gute Erfahrungen gemacht. Ich will aber weder von irgendeiner Platzierung sprechen noch von Punkten, die wir holen wollen oder sollen. Wir sind immer noch eine junge Mannschaft, die sich entwickelt. Wir können uns jetzt wieder mit Ländern wie Rumänien, Albanien und Weißrussland messen und sehen, wo wir inzwischen stehen.“
„T“: Lassen Sie uns einen Blick auf die jeweiligen Gegner werfen. Angefangen mit Albanien.
G.H.: „Ich kann mich noch an das Hinspiel in der letzten EM-Qualifikation erinnern. Da war mehr drin für uns. Sportlich liegen sie mir daher noch auf dem Magen, ‹un gout de trop peu›. Im Hinspiel in Luxemburg waren sie damals aber klar besser. Sie haben klasse Spieler, die individuell sehr stark sind. Wir wissen, was uns erwartet. Es ist eine Mannschaft, die ihren Gegner blockiert, oft auch mit etwas unfairen Mitteln.“
„T“: Weißrussland.
G.H.: „Gute Erinnerungen habe ich an diesen Gegner. Die sind hundertprozentig auf Revanche aus für die Niederlage 2007 in Gomel. Seitdem habe ich ihren Trainer Bernd Stange zweimal wiedergesehen und er hat mir gesagt, dass das damals ein Unfall war. Er ist ein großer Herr des Fußballs und kennt den Fußball sehr gut. Man muss abwarten, mit welchem Spielermaterial sie antreten werden. Sie entwickeln sich ebenfalls permanent weiter. Es ist noch ein wenig die russische Schule. Individuelle Spieler wie Aleksander Hleb entscheiden oft ein Spiel. Je mehr Spieler man von solch einem Kaliber hat, desto einfacher ist es, ein Spiel zu gewinnen.“
„T“: Bosnien-Herzegowina.
G.H.: „Ich freue mich darauf, ‹Mire› wiederzusehen. Wir haben immer noch ein gutes Verhältnis zueinander. Sie haben eine sehr starke Mannschaft. Um ein Haar hätten sie sich für die WM in Südafrika qualifiziert. Viele Spieler sind in der Bundesliga aktiv. Jetzt muss man abwarten, wie ihr neuer Trainer Safet Susic es fertigbringt, diese individuell starken Spieler als Mannschaft zu formen, zu versammeln. Das konnte sein Vorgänger Miroslav Blazevic sehr gut. Susic ist vor allem aus seiner Zeit beim PSG bekannt. Ich habe selbst mit Standard einmal gegen ihn gespielt; damals noch gegen Jugoslawien. Wann genau das war, weiß ich aber nicht mehr.“
„T“: Und die Beziehung zu Miralem Pjanic hat nicht gelitten, als er sich für Bosnien und gegen Luxemburg entschieden hat?
G.H.: „Nein, wir sind richtig gute Freunde geblieben. Vor allem die menschliche Seite bleibt in guter Erinnerung, auch die Beziehung zu seiner Familie, vor allem zu seinem Vater. Es war eine schöne Zeit zusammen. Vor allem wegen des menschlichen Aspekts hatten wir uns damals Hoffnungen gemacht, dass er sich für Luxemburg entscheiden würde. Er hat sich für den sportlichen Plan entschieden, was verständlich ist. Er wollte auf der großen Bühne mitspielen. Und er lag richtig; ich bin mir sicher, er wird sich mit Bosnien noch für große Turniere qualifizieren können. Im Moment zeigt er sich bereits auf der großen Bühne. Ich bin mir auch sicher, dass Lyon nur eine Zwischenstation sein wird. Wer weiß, ob er überhaupt noch in Lyon spielen wird, wenn wir auf sie treffen werden.“
„T“: Rumänien.
G.H.: „Die kennen wir. Es hat dort etliche Änderungen gegeben, deshalb wissen wir nicht genau, wo wir momentan dran sind. Wir werden uns informieren müssen, brauchen viele Informationen.“
„T“: Und zu guter Letzt: Frankreich.
G.H.: „Die ‹Grande Nation›. Nach der WM werden sie einen neuen Trainer bekommen. Vielleicht werden sie dann auch eine neue Spielphilosophie haben. Wir brauchen nicht über ihre Spieler zu reden, die alle in den Topligen Europas spielen. Nach der WM wird es zum Schnitt kommen. Ich bin gespannt, wie die dann auftreten werden. Sie werden ihre Mannschaft nicht nur auf Franck Ribéry aufbauen, sondern auch auf einen Mann wie Yoann Gourcuff. Nicht nur für mich als Trainer wird es ein Höhepunkt sein, die Spieler sind auf dem Platz näher dran. Ich hatte bereits die Chance, gegen Frankreich und Michel Platini zu spielen. Davon träumt jeder Spieler. Wann passiert einem so etwas schon in einer Karriere.“
„T“: Jeff Strasser hat lange in Frankreich gespielt, Mario Mutsch spielt derzeit in Metz und Jonathan Joubert ist gebürtiger Franzose …
G.H.: „… aber nicht nur für die wird es ein besonderes Spiel werden. Frankreich ist eine enorme ’source de motivation›. Es wird bei diesem Spiel vor allem darum gehen, wer im Kader steht. Und daher sind alle anderen Spiele ebenso wichtig, wenn nicht noch wichtiger. Gegen Frankreich werden auch andere Qualitäten gefragt sein als nur reine Motivation. Und nicht nur von den Spielern, auch von uns Trainern. Wir sind all das nicht gewohnt, die Medien, die Zuschauer, Weltstars wie Ribéry …“
„T“: Soll die Qualifikation mit einem Heimspiel gegen Frankreich beginnen, wie es damals gegen die Niederlande bereits der Fall war?
G.H.: „Es wäre begrüßenswert, so direkt nach der WM. Vielleicht fehlen ihnen etwas die Automatismen, sofern man das überhaupt bei Frankreich so sagen kann.“
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