Aggressiv und ausgeruht will Olympique Lyon im ersten Halbfinal-Rückspiel der Champions League den angeschlagenen FC Bayern München nach der 0:1-Hinspiel-Niederlage in die Knie zwingen.
„Da gibt es nicht viel zu überlegen. Wir müssen gewinnen, Feuer entfachen, die Fans dazu bringen, dass sie uns von der ersten bis zur letzten Sekunde unterstützen, wir müssen die Bayern erschüttern und Zweikämpfe gewinnen“, sagte Torwart Hugo Lloris gestern in der Sportzeitung L’Equipe. Der Brasilianer Ederson forderte gestern gar: „Wir müssen die Bayern überfallen.“
Nicht nur Lloris kritisierte die apathische Einstellung der Lyoner beim 0:1 in der Allianz-Arena. „Wir müssen eine ganz andere Einstellung und eine andere Mentalität an den Tag legen. Wir waren zu defensiv. Wir müssen etwas mehr Mut und einen positiven Geist haben, um das Blatt zu wenden“, sagte der argentinische Stürmer Lisandro López. Laut Medien soll heute Abend neben López auch der in die „Rotlicht-Affäre“ um französische Nationalspieler verwickelte Sidney Govou von Anfang an stürmen.
Im Gegensatz zum Hinspiel, als er wegen des von der Vulkanasche lahmgelegten Flugverkehrs mit Minivans nach München fahren musste, wird der französische Serienmeister der Jahre 2002 bis 2008 diesmal völlig ausgeruht aufs Feld gehen. Seit Freitag dürfen sich die Profis bei einem Trainingslager etwa 40 Kilometer von Lyon entfernt in aller Ruhe auf das Duell vorbereiten. Das Punktspiel gegen AS Monaco war auf den 12. Mai verlegt worden. Am Sonntag standen neben einer leichten Trainingseinheit eine lockere Fahrradtour im Grünen sowie eine Filmkomödie auf dem Programm.
Zudem durfte OL-Trainer Claude Puel gestern aufatmen, weil sich das Lyon-Krankenlager langsam lichtet. Der brasilianische Abwehrchef Cris werde gegen Bayern „höchstwahrscheinlich“ dabei sein, berichteten Medien unter Berufung auf Club-Kreise. Cris hatte sich in München eine Hüftprellung zugezogen und beim Training zudem einen Schlag aufs Knie erhalten. Auch der zweite etatmäßige Innenverteidiger, Jean-Alain Boumsong, ist wieder fit. Der 30-Jährige war bei der ersten Partie in München wegen einer Wadenzerrung ausgefallen.
Die Personalsorgen in München sind dagegen höchst alarmierend, die Endspielrechnung soll notfalls auch mit einer Not-Abwehr ohne Daniel van Buyten (Schien- und Wadenbeinprellung) oder Martin Demichelis (Wadenzerrung) aufgehen. Die Personalnöte des Rekordmeisters spitzten sich am Tag vor dem großen Spiel weiter zu: Der in der Innenverteidigung als möglicher Notnagel eingeplante Anatoli Timoschtschuk trat den Flug nach Lyon wegen eines Magen-Darm-Infekts gar nicht erst an. Und nach der Ankunft in Lyon meldete sich der deutsche Nationalstürmer Miroslav Klose mit einem grippalen Infekt ebenfalls krank. Klose, van Buyten und Demichelis fehlten auch beim Abschlusstraining, bei dem gerade noch zwölf Feldspieler auf dem Rasen des Stade de Gerland standen; darunter immerhin der angeschlagene Verteidiger Diego Contento. „Wir haben viele Verletzte, aber unser Wille ist groß“, erklärte van Gaal trotzig.
Zudem fallen Rotsünder Franck Ribéry und Danijel Pranjic (3. Gelbe Karte) aus, wenigstens aber kehrt Mark van Bommel zurück. „Wir sind im Vorteil, weil wir 1:0 führen“, erklärte der Kapitän, der 2006 mit Barcelona den Titel holte: „Das Wichtigste ist, dass man locker bleibt.“
Die Bayern-Trumpfkarte könnte einmal mehr Arjen Robben sein. „Er hat so viele wichtige Tore für uns geschossen. Er ist sooo wichtig für unsere Mannschaft“, sagte Van Gaal. Auch im Hinspiel hatte der Niederländer mit seinem unglaublichen linken Fuß das goldene Tor für die Bayern – denen in den bisherigen fünf Auswärtsspielen mindestens ein Treffer gelang – erzielt.
Ein gutes Omen?
Zu Demaart
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