«Les absents ont toujours tort», heißt das Sprichwort. Die Betonung liegt auf «toujours», immer, hat also auch Gültigkeit für die Besetzung des Weltmeisterschaftsrennens im Einzelzeitfahren der Elitefahrer, das am Mittwoch (19.09.12) ab 13.30 Uhr zwischen Heerlen und Valkenburg stattfindet.
WM in Zahlen
Frauen, Einzelzeitfahren, Eijsden/Margraten – Valkenburg (24,3 km): 1. Judith Arndt (Deutschland) 32:26,46 Min.; 2. Evelyn Stevens (USA) + 0:33,77; 3. Linda Melanie Villumsen (Neuseeland) + 0:40,57; 4. Emma Pooley (Großbritannien) + 0:49,33; 5. Ellen van Dijk (Niederlande) + 0:54,01; 6. Ina-Yoko Teutenberg (Deutschland) + 1:33,74; 7. Amber Neben (USA) + 1:43,42; 8. Trixi Worrack (Deutschl.) + 1:44,56; 9. Martina Sablikova (Tschechien) + 1:59,44; 10. Shara Gillow (Australien) + 1:59,75.
Juniorinnen, Einzelzeitfahren, (15,6 km): 1. Elinor Barker (Großbritannien) 22:26,29 Min.; 2. Cecilie Uttrup Ludwig (Dänemark) + 0:35,87; 3. Demi de Jong (Niederlande) + 1:03,13.
Kreuziger zu Saxo Bank
Der Tscheche Roman Kreuziger wird Astana zum Saisonende verlassen. Der 26-Jährige unterschrieb einen Dreijahresvertrag bei Saxo Bank. Alberto Contador bekommt also neben Daniele Bennati – dessen Wechsel von RNT zu Saxo Bank bereits in der vergangenen Woche bekannt wurde – weitere Verstärkung.
Eigentlich sollte man Abwesenden keine Bedeutung beimessen, aber wenn sie Bradley Wiggins, Fabian Cancellara und Christopher Froome heißen, kommt man nicht daran vorbei, einige Worte über sie zu verlieren.
Nicht motiviert
Da wäre zum Ersten Bradley Wiggins, Tour-de-France-Sieger, Gewinner von Paris-Nice, der Tour de Romandie und des Dauphiné, dazu Olympiasieger im Einzelzeitfahren und von Erfolgen im Jahr 2012 gesättigt.
Da wäre zum Zweiten Wiggins’ treuer Leutnant Christopher Froome, der nach einer starken Tour de France versuchte, in der Vuelta den Spaniern und insbesondere Alberto Contador am Zeug zu flicken, jedoch kläglich an diesem Vorhaben scheiterte. Beide Briten, sowohl Wiggins als auch Froome, verzichten auf einen Start beim Einzelzeitfahren am Mittwoch (19.09.12), stehen ihrem Verband aber am Sonntag beim Straßenrennen über 267 km zur Verfügung.
Da wäre zum Dritten Fabian Cancellara, Schweizer Aushängeschild in Sachen Radsport und vierfacher Zeitfahr-Weltmeister (2006, 2007, 2009, 2010). Er startet weder beim «contre-la-montre» am Mittwoch (19.09.12) noch beim Straßenrennen, weil er sich nach verpatzten Olympischen Spielen nicht mehr genügend motivieren kann, um hier in Limburg auf Sieg zu fahren oder wenigstens ehrenvoll zu bestehen.
Kein Verständnis
Für Cancellaras Forfait zeigt nicht jeder das vielleicht von ihm erwartete Verständnis. Insbesondere seinen Schweizer Mannschaftskollegen, die sich in London beim Straßenrennen das Herz aus dem Leib rannten, um «Canci» zum Olympiasieg zu lotsen, ehe dieser sich durch einen Fahrfehler in einer Kurve selbst aller Erfolgschancen beraubte, dürfte es sauer aufgestoßen sein, dass ihr Leader seine Saison vorzeitig beendete.
Hier, in der Provinz Limburg, wo vor 14 Jahren der Stern von Cancellara aufging (er wurde damals Juniorenweltmeister), hätte er auch nur halbwegs motiviert beim Straßenrennen seinen Teamgefährten ein wenig von dem zurückgeben können, was sie ihm zuvor in London gegeben hatten. Und beim Einzelzeitfahren wäre selbst ein Cancellara in Mittelform noch gut genug gewesen für einen Platz auf dem Podium. Denn ausgesprochene Spezialisten mit echten Siegchancen gibt es am Mittwoch (19.09.12) nur wenige.
Und Contador?
Am besten scheint wohl der Deutsche Tony Martin gewappnet zu sein, der vor zwölf Monaten in Kopenhagen die am Mittwoch (19.09.12) abwesenden Bradley Wiggins und Fabian Cancellara auf die Plätze verwies und seinen ersten Weltmeistertitel bei der Elite feiern durfte. Es war das dritte Podium Martins nach seinen zwei dritten Plätzen in den Jahren 2009 und 2010.
«Alles andere denn ein Sieg wäre für mich eine große Enttäuschung», sagte der Topfavorit bei der Pressekonferenz, die der deutsche Verband im Mannschaftshotel abhielt. «Ich bin der Favorit. Mein Ziel ist die Goldmedaille, der Rest zählt nicht.» Martin, der zweimal bei den Einzelzeitfahren der Tour de France plattlief, nimmt den Kampf gegen das Chrono mit einem neuen Reifenmodell in Angriff.
Der Deutsche startet als letzter der 58 eingeschriebenen Teilnehmer um 15.24 Uhr. Zwei Minuten vor ihm macht sich Alberto Contador auf die Strecke. Der Spanier gilt als Martins schärfster Konkurrent, zumal auf den 46,3 km drei Anstiege bewältigt werden müssen. Zuerst geht es die Sint Remigiusstraat hoch (1.000 m à 7,7%), dann den Bundersberg (800 m à 5,4%) und schließlich den Cauberg (1.200 m à 5,8%). Von oben, wo traditionell die Ankunft des Amstel Gold Race stattfindet, bis ins Ziel sind es nur noch 1.800 m.
Für einen Platz auf dem Podium sind auch die Amerikaner Taylor Phinney und Tejay Van Garderen, der Franzose Sylvain Chavanel, der Holländer Lieuwe Westra oder der letztjährige australische U23-Weltmeister Luke Durbridge gut.
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