Sauber setzt auf noch mehr Frauen-Power und will die 25 Jahre alte Simona de Silvestro auf einen Einsatz als Formel-1-Stammfahrerin im kommenden Jahr vorbereiten. Die Chancen auf die erste Pilotin am Start eines Grand Prix seit fast 40 Jahren könnten damit wieder steigen. «Das ist ein großer Schritt für mich, um meinen lebenslangen Traum zu erfüllen», sagte de Silvestro am Freitag in einer Pressemitteilung des Schweizer Rennstalls, für den der Deutsche Adrian Sutil und der Mexikaner Estaban Gutierrez in diesem Jahr um Punkte fahren werden.
De Silvestro lässt ihre Karriere in der amerikanischen IndyCar-Serie, in der sie seit 2010 fährt, ruhen. Nur die Formel 1 zählt 2014. Neben Tests auf der Rennstrecke werden Simulatortraining sowie mentale und physische Übungen zu de Silvestros Vorbereitungsprogramm gehören. Ziel ist die sogenannte Superlizenz, der Führerschein für die Königsklasse des Motorsports.
«Das wichtigste Jahr meiner Karriere»
«Ich stehe vor dem wichtigsten Jahr meiner Karriere», sagte de Silvestro in einem Interview «nzz.ch» (Freitag). «Nach vier Jahren in der IndyCar-Serie hat Simona nun die Ambition, 2015 in die Formel 1 einzusteigen», erklärte Sauber-Teamchefin Monisha Kaltenborn – sie ist die erste Frau an der Spitze eines Teams.
De Silvestro zog vor rund sieben Jahren in die USA, startete zunächst in der Formel BMW. 2010 wurde sie bei den Indy 500 als «Rookie of the Year» ausgezeichnet. Als erste Frau erreichte sie auf einem Straßenkurs der IndyCar-Serie einen Podiumsplatz. Dass die Zahl der Frauen im Motorsport immer noch deutlich kleiner ist als die der Männer, bereitet ihr keine Sorgen. «Der Motorsport ist nun mal eine Männerwelt, das bin ich doch von klein auf gewohnt. Und ich fühle mich wohl in dieser Welt», sagte sie «nzz.ch».
Auch Ecclestone träumt davon
Seit Jahren träumt Formel-1-Boss Bernie Ecclestone von einer Rennpilotin, der ersten am Start eines WM-Laufs seit Lella Lombardi. An zwölf Grand Prix nahm die Italienerin 1975 und 1976 teil, ihr bestes Resultat war Platz sechs Spanien in Spanien (1975). Zuvor war Maria Teresa de Filippis 1958 im belgischen Spa-Francorchamps als erste Frau in einem Formel-1-Grand-Prix angetreten. Andere versuchten es später, schafften es aber nicht in dem von Männern über Jahrzehnte auf praktisch allen Positionen dominierten Sport. Im Oktober vergangenen Jahres starb die Spanierin Maria de Villota an den Langzeitfolgen ihres tragischen Testunfalls am 3. Juli 2012.
Frauen gewinnen an Einfluss
Dennoch wuchs der weibliche Einfluss in der Formel 1 in den vergangenen Jahren schon deutlich. Neben Kaltenborn ist Claire Williams als Stellvertreterin die designierte Nachfolgerin ihres Vaters Frank an der Spitze des britischen Traditionsrennstalls Williams. Dort arbeitet eine weitere Frau auf ein Renncockpit hin: Susie Wolff.
Beim sogenannten Nachwuchstest im vergangenen Jahr durfte die Schottin erstmals einen kompletten Übungstag im Williams-Rennwagen absolvieren. Die mittlerweile 31-Jährige, Ehefrau von Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff, wurde achtbare Neunte. «Viele glauben, Frauen können es im Motorsport nicht schaffen, viele sind sogar dagegen. Aber ich denke, wenn man es ins Fahrerlager geschafft hat, dann hat man sich seinen Platz verdient», sagte die ehemalige DTM-Pilotin Wolff einmal. «Wir haben alle Helme an, alle Anzüge, man sieht doch gar nicht, ob da Mann oder Frau drinstecken. Am Ende gilt, wer den besseren Job macht», meinte de Silvestro.
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