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FechtenFlavio Giannotte im Interview: „Bei der EM hoffe ich auf den ‚Déclic‘“

Fechten / Flavio Giannotte im Interview: „Bei der EM hoffe ich auf den ‚Déclic‘“
Erst die EM, dann die European Games und zum Abschluss die WM: Flavio Giannotte hat in diesem Jahr ein volles Programm Foto: Editpress/Luis Mangorrinha

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Am vergangenen Samstag fanden die Landesmeisterschaften im Degenfechten erstmals ohne Serienmeister Flavio Giannotte statt. Nur allzu gerne hätte der 28-Jährige seinen Titel in der Fechthalle seines Vereins Cercle Escrime Sud verteidigt. Wie so oft in den vergangenen Monaten musste der Athlet des COSL-Elitekaders seine Terminplanung an die kurzfristigen Änderungen im internationalen Kalender anpassen. Das Tageblatt hat sich kurz vor dem ersten Saisonhöhepunkt, den Europameisterschaften, die Freitag im bulgarischen Plovdiv beginnen, mit dem hauptberuflichen Sportlehrer unterhalten.

Tageblatt: Flavio Giannotte, wie ist Ihre Saison bislang gelaufen?

Flavio Giannotte: Ich bin so gut wie nie zuvor in die Saison gekommen und konnte neben einigen Top-10-Platzierungen die Luxembourg U23 Open gewinnen. Bei den anschließenden Weltcups habe ich das Hauptfeld mehrmals nur um einen einzigen Treffer verpasst. Dadurch konnte ich mein eigentliches Leistungsniveau nicht unter Beweis stellen. Einzige Ausnahme war mein zwölfter Platz beim Heidenheimer Pokal, das bislang beste Weltcup-Ergebnis eines Luxemburgers. Die bisherige Saison ist nicht enttäuschend, sondern eher unglücklich verlaufen.

Die Saisonhöhepunkte kommen aber erst. Wie sieht das Programm in den kommenden Wochen aus?

Eigentlich sollten die Europameister im Rahmen der European Games Ende Juni in Krakau (POL) ermittelt werden. Wegen der Tatsache, dass die russischen und weißrussischen Athleten bei den European Games nicht startberechtigt sind, hat der internationale Verband erst vergangene Woche entschieden, die Europameister im Einzel bei einer „Extra-EM“ im bulgarischen Plovdiv zu ermitteln. Da die Russen und Weißrussen für den Mannschaftswettbewerb gesperrt sind, findet das Team-Event wie geplant in Krakau statt.

Das hat die Planung der Athleten sicherlich auf den Kopf gestellt?

Da ich, anders als die Athleten aus den großen Fechtnationen, keine Trainingspartner habe, bereite ich mich bei Lehrgängen im Ausland auf die großen Turniere vor. Unter den gegebenen Umständen war das für mich nicht möglich, sodass ich ohne eine optimale Vorbereitung zur EM fahre. Ich kann mich glücklich schätzen, dass ich die Gelegenheit hatte, bei meinem italienischen Verein zu trainieren und am vergangenen Wochenende, wegen meiner doppelten Staatsbürgerschaft, an der dortigen Landesmeisterschaft teilzunehmen. Erst im Finale mussten wir uns dem Team der Armee, das der Nationalmannschaft entspricht, geschlagen geben.

Was sind Ihre Ambitionen bei der EM und den anschließenden European Games?

Bislang wurde ich bei den Turnieren des Öfteren durch Kleinigkeiten ausgebremst. Bei der EM hoffe ich auf den „Déclic“. Wegen der „Last-Minute-Organisation“ werden zwar weniger Fechter starten, die Leistungsdichte wird jedoch sehr hoch sein. Es wird kein einfaches Unterfangen, die Gruppenphase zu überstehen. Persönliches Mindestziel ist das Erreichen der Top 32, auch wenn ich nicht mit der bestmöglichen physischen und technischen Vorbereitung nach Bulgarien fahre. Mit der Erfahrung, auf die ich mittlerweile zurückgreifen kann, bin ich mental weitaus stärker als in der Vergangenheit.
Bei den European Games trete ich, zusammen mit Benoît Omont und Niklas Prinz, auch im Mannschaftswettbewerb an. Wir haben keine großartigen Erwartungen und werden versuchen, zumindest eine Begegnung zu unseren Gunsten zu entscheiden.

Wie geht es danach weiter?

Im Juli bestreite ich einen zweiwöchigen Lehrgang mit der französischen B-Nationalmannschaft. Am 23. Juli beginnt dann die Weltmeisterschaft, auf die ich mich riesig freue. Da diese in Mailand stattfindet, ist das für mich fast wie ein Heimspiel. Zwischen all diesen Terminen gehe ich meinem Beruf nach, was mit einem hohen Aufwand verbunden ist, was die Organisation und die Abstimmung mit meinen Arbeitskollegen anbelangt.

Ihr großes Ziel ist die Teilnahme an den Olympischen Spielen im kommenden Jahr in Paris. Wie stehen die Qualifikationschancen?

Die ersten Punkte für die Qualifikation gab es vor gut einem Monat in Kolumbien, beim Grand Prix von Cali. Am Ende der Saison qualifizieren sich die beiden in der Weltrangliste bestplatzierten Europäer aus den Nationen, deren Mannschaft sich nicht für die Spiele qualifiziert hat, für Paris. Die Chance, sich über diesen Weg zu qualifizieren, ist gering, da die Konkurrenz derzeit riesig ist. Mein Fokus richtet sich auf den 28. April 2024. Dann findet das Qualifikationsturnier für Olympia in Luxemburg statt. Der Sieger dieses Turniers kann nach Paris fahren. Vor Publikum zu fechten, pusht mich enorm. Ich bin dann zu allem fähig, wohlwissend, dass ich unter einem enormen Druck stehen werde.