Über 6.000 Facebook-Mitglieder sind mittlerweile dem „Düdelingen-Fanclub Österreich“ beigetreten und ein niederösterreichischer Energy-Drink-Hersteller will den F91 zukünftig sponsern.
„Heute“ bezeichnet die Salzburger als Fußball-Deppen
Mindestens in der Europa League
Wenn es für die Düdelinger nicht zur Qualifikation für die vierte Champions-League-Qualirunde (Play-offs) reichen sollte, haben sie noch immer das „Trostpflaster“ Europa League. Alle Verlierer der dritten Runde der Königsklasse sind nämlich automatisch für die vierte Runde der Europa League qualifiziert, das bestätigte der europäische Fußballverband UEFA am Mittwoch dem Tageblatt. Der F91 muss also in beiden Fällen nach dem Maribor-Spiel „nur“ noch einen Gegner besiegen, um die Gruppenphase eines europäischen Wettbewerbs zu erreichen.
(del)
„Wir haben etwas losgetreten, das wir so schnell nicht stoppen können“, sagte ein überglücklicher Romain Biver einen Tag nach dem Sensationserfolg. Dabei war der Dienstagabend nicht nur auf sportlicher Ebene sensationell für den F91-Sekretär.
Kurz nach dem Spiel, als die Mannschaft bereits auf dem Weg zum Flughafen war, bekam Biver einen Anruf vom niederösterreichischen Energy-Drink-Hersteller „B Pure Natural“. Einer der Konkurrenten von Red Bull hat dem F91 „ein umfangreiches Sponsoring“ angeboten.
Die ersten Verhandlungen laufen bereits. Der Energy-Drink, der nach Birne schmeckt, könnte also schon bald das Trikot des Luxemburger Meisters zieren. Oder handelt es sich nur um einen PR-Gag, bei dem die Niederösterreicher von der aktuellen Schlagzeilenfabrik Düdelingen profitieren?
Lukratives Geschäft
Schon jetzt ist klar, dass bei Düdelingen die Kassen klingeln werden. Selbst bei einem Ausscheiden in der dritten Qualifikationsrunde kassiert der F91 insgesamt 620.000 Euro: Dreimal 140.000 Euro „Solidarity payments“, wie es offiziell beim Europäischen Fußballverband UEFA heißt, und noch einmal 200.000 Euro, falls man noch vor der Play-off-Phase (vierte Qualifikationsrunde) aus dem Wettbewerb fliegt. Wenn man die Reise- und Organisationskosten des Teams aus der „Forge du Sud“ abrechnet, bleibt trotzdem noch eine ganze Menge Geld für die Vereinskasse. Richtig fett abkassieren kann der F91, wenn er sich gegen den NK Maribor durchsetzt. Für jeden Teilnehmer der Play-off-Runde gibt es nämlich satte 2,1 Millionen Euro von der UEFA.
Keine Millionen, aber immerhin schon über 6.000 Fans aus Österreich hat der F91 im sozialen Netzwerk Facebook. Erst kurz nach dem Spiel wurde die Fanseite gegründet und die Mitgliederzahl wächst mit rasender Geschwindigkeit. Sie ist zur idealen Plattform für österreichische Red-Bull-Hasser geworden. Und davon gibt es offensichtlich sehr viele. Witze wie „Roger Schmidt (Trainer) zu Stefan Maierhofer (der 2,02-m-Stürmer mit Seitenscheitel): ‹Einem guten und fleißigen Spieler zahlen wir auch gerne ein hohes Gehalt.› Maierhofer: ‹Hab ich mir doch gleich gedacht, dass hier was faul ist’“, sind in dieser Gruppe an der Tagesordnung. Minütlich vergrößert sich die Mitgliederzahl.
Die Geschichte des Sieges von David gegen Goliath macht vor allem in deutschsprachigen Ländern und Medienhäusern die Runde. Das deutsche Fußballmagazin 11 Freunde beispielsweise widmet seine Titelstory in der Online-Ausgabe F91-Sportdirektor Guy Hellers und führt seit Mittwoch den 4:3-Sieg von Red Bull gegen den F91 unter seinen Top 100 der größten Spiele aller Zeiten. In den österreichischen Zeitungen wurden die Roten Bullen so richtig „abgewatscht“, wie man jenseits der Alpen zu sagen pflegt.
Eingeflogen
Die Qualifikation für die dritte Runde bringt aber nicht nur Vorteile mit sich. Organisatorisch stößt der F91 an seine Grenzen. Einige Spieler müssen noch von ihren Arbeitgebern freigestellt werden, andere hatten schon einen Urlaub eingeplant. Jonathan Joubert wurde kurz vor der Partie am Dienstag aus seinem Urlaub an der französischen Côte d’Azur eingeflogen und kehrte nach dem Spiel wieder an den Strand zurück. Abwehrchef Jean-Philippe Caillet ist beruflich unterwegs und wird zum nächsten Champions-League-Spiel am kommenden Dienstag in Maribor auf eigene Faust anreisen.
Außergewöhnliche Umstände erfordern eben außergewöhnliche Maßnahmen.
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