Tageblatt: Die Saison des F91 begann bereits am 6. Juli mit dem ersten Champions-League-Duell. Wie kräftezehrend waren diese beiden Monate für die Mannschaft und für Sie persönlich als Trainer?
Carlos Fangueiro: Sowohl physisch als auch mental waren diese Begegnungen sehr anspruchsvoll. Die Spieler waren vom Physischen her echte Monster. Leider gab es vor Saisonbeginn ein paar Abgänge, die kompensiert werden mussten. Es war schwer, solche Profile zu ersetzen. Allerdings haben wir das gut gelöst. Ich bin überzeugt, dass unsere Alternativen in dieser Saison stärker sind als im Jahr zuvor. Persönlich haben sich für mich mittlerweile ein paar Dinge geändert, sodass ich mich ausschließlich um den Fußball kümmern kann. Für jemanden, der noch einer Arbeit nachgehen muss, ist es sehr schwer, den Ansprüchen gerecht zu werden. Ich erinnere mich an die beiden Europapokalspiele im vergangenen Jahr. Neben 40 – oder manchmal mehr – Arbeitsstunden war es kompliziert, alles unter einen Hut zu bekommen. Das gilt übrigens auch für den normalen Liga-Alltag. Ich sehe mich als anspruchsvoll an, da muss man schon sehr gut organisiert sein. Jetzt kann ich mich voll und ganz auf den Fußball konzentrieren. Das ist top. Und ich habe endlich auch etwas Zeit für die Familie, was es vorher nicht gab.
Ihre Mannschaft führt die Meisterschaft ungeschlagen an: Worauf haben Sie bei der Doppelbelastung Europapokal/BGL Ligue besonders Wert gelegt?
Das waren zwei Aspekte: Die Regeneration, aber auch dem ganzen Kader zu verstehen zu geben, dass jeder wichtig ist. Es war ein Muss, als geschlossene Einheit aufzutreten. Im ersten Meisterschaftsspiel gab es fünf Wechsel in der Startelf, im zweiten vier usw. Als Trainer mussten wir ihnen bewusst machen, dass jeder zu jedem Moment für seinen Einsatz bereit sein musste.
Kurz vor Ende des internationalen Transferfensters wurden zwei Spieler rekrutiert und der Vertrag von Manuel da Costa aufgelöst. Welchen Eindruck haben die zwei neuen Offensivspieler Herman Moussaki und Marc Thomas bislang hinterlassen?
Marc Thomas hat ja schon bereits ein paar Minuten Einsatzzeit bekommen. Er ist explosiv, schnell und liebt es, in die Offensivduelle zu gehen. Er ist ein vielseitiger Spieler, der auf mehreren Positionen eingesetzt werden kann. Herman Moussaki ist ein Stürmer, sehr mobil und technisch stark. Mit den beiden haben wir noch mehr Möglichkeiten. Manuel da Costa in den Reihen zu haben, war sicherlich eine tolle Erfahrung. Aber man muss seine Entscheidung, sich einem Privatprojekt zu widmen, akzeptieren. Unsere anderen Verteidiger genießen mein absolutes Vertrauen und erledigten bislang einen hervorragenden Job.
Mit 18 Toren haben Sie den besten Angriff der Liga. Wie torgefährlich machen die neuen Spieler den F91?
Wir haben nur ein einziges Ziel: es noch besser zu machen als im vergangenen Jahr. Dazu gehört der Titel. Wir haben eine tolle Mannschaft. Es wird schon kompliziert, noch mehr Tore zu schießen als letzte Saison (78), aber es ist eine Mission. Andere Vereine haben massiv investiert, das konnten wir uns in diesem Maße nicht erlauben. Aber ich bin zufrieden mit dem, was wir nach den vielen Stunden und Tagen der Recherche erreicht haben.
Hätten Sie sich die beiden Verstärkungen für die Conference League gewünscht?
Es war der Plan … Wir hatten ja sogar die Zusage eines Angreifers aus Portugal. Allerdings ist seinem Agenten ein Fehler unterlaufen. Der Spieler hätte laut Vertragsklausel bis zum 15. August wechseln dürfen, er ist jedoch erst einen Tag später mit den Papieren bei den Klubverantwortlichen gewesen. Die haben sich dann auf den Vertrag berufen und der Transfer war geplatzt. Unsere Suche fing von vorne an. Aber ich denke, dass wir mit diesen beiden jetzt zwei Leute gefunden haben, die gut zu uns passen.
Wie lange dauert es, um einem Spieler diese Düdelinger „Krieger-Mentalität“ einzuflößen?
Das ging bei diesen zwei im Handumdrehen. Sie zeigen die richtige Einstellung auf dem Platz, sie sind motiviert und wissen ganz genau, was von ihnen verlangt wird. Die Intensität der Trainingseinheiten ist hoch, die Kommunikation ist gut. Diese Jungs sind nach einer Woche schon komplett drin.
Am Sonntag sind Sie mit Düdelingen bei Ihrem Ex-Verein Union Titus Petingen zu Gast. Wie bewerten Sie die bisherige Saison der Petinger?
Sie hatten einen schlechten Start. Ich denke aber, dass das vor allem daran lag, dass ihnen manchmal etwas Glück fehlte. Gegen Hesperingen hätte es auch anders ausgehen können. Sie passen ihre Spielweise nicht an den Gegner an, sondern ziehen das konsequent durch. Artur Abreu bleibt aus meiner Sicht einer der drei besten Spieler der Liga. Ich verhehle nicht, dass ich ihn auch gerne in meinem Team hätte. Aber Petingen ist nicht nur stark durch Abreu, sondern durch das Kollektiv.
Bislang haben Sie in Ihrer Karriere viermal gegen die UTP gewonnen. Auf welche Art von Begegnung stellen Sie sich diesmal ein?
Jedes Spiel hat seine eigene Geschichte. Die BGL Ligue hat eine Besonderheit: Jeder kann hier jeden schlagen. Deshalb wird es diesmal wieder ganz anders.
Ihr Arbeitsverhältnis mit dem Petinger Präsidenten gehört also der Vergangenheit an. Wie beschreiben Sie Ihre besondere Beziehung denn heute?
Diese Freundschaft wird bleiben. Ich respektiere die Menschen, die diesen Verein leiten, sehr. Immerhin haben wir fünfeinhalb Jahre zusammengearbeitet. Es sind großartige Freunde – nur nicht während dieser 90 Minuten.
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