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Ex-Stars in Anzug und Krawatte

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Pelé, Ronaldo, Romário, Bebeto sind nur einige glanzvolle Namen aus Brasiliens Fußballwelt. Sie haben eins gemein: Ihre Fußballschuhe hängen am Nagel. Und: Sie alle machten nach ihre aktiven Laufbahn Karriere abseits des Spielfeldes.

Romário ist in seinem Element. «O Baixinho», «der Kurze», wie ihn die Fans nennen, ist sich treugeblieben und geht wie seinerzeit auf dem Rasen auch als Abgeordneter im Bundesparlament keinem Streit aus dem Weg. Er wettert über die «Bonzen» beim nationalen Fußballverband CBF, läßt kein gutes Wort an Trainern und legt gezielt den Finger in die Wunden, wenn es um die WM-Vorbereitungen geht. Der WM-Sieger von 1994 ist seit 2010 als Abgeordneter der Sozialistischen Partei in Brasília. Dort hat er sich einen Namen als arbeitsamer und unbequemer Parlamentarier gemacht. Es gibt ein Leben neben dem Fußball selbst in Brasilien.

Als Paradebeispiel für eine Anschlusskarriere nach dem letzten Spiel gilt in Brasilien der Jahrhundertfußballer Pelé. Der dreifache Weltmeister (1958, 1962, 1970) wurde 1995 Sportminister und legte sich seinerzeit mit CBF-Boss Ricardo Teixeira und dessen Schwiegervater, dem FIFA-Präsidenten João Havelange an. Der heute 72-Jährige wurde im Laufe der Jahre zur Werbe-Ikone und ist heute Ehrenbotschafter der Weltmeisterschaft 2014. An dem Tag, als er seine Karriere 1977 beendete sagte er aber: «Ich bin heute ein bisschen gestorben. Es ist viel einfacher, eine Karriere zu starten, als sie zu beenden.»

Opfer der Extrembelastung

Nach Jahrzehnten im Rampenlicht des internationalen Fußballs kommt früher oder später der Zeitpunkt, wo der Körper die Extrembelastung nicht mehr mitmacht, wie auch Ronaldo «Fenômeno» erfahren musste. Nach fast 20 Jahren auf dem Rasen gestand er zum Schluss: «Es war ein Kampf gegen die Waage und die Schmerzen.» Der dreifache Weltfußballer beendete seine Karriere im Februar 2011 beim Erstliga-Club Corinthians São Paulo, nachdem er zuvor schon über 15 Jahre bei europäischen Spitzenvereinen unter Vertrag stand. Auch für die «Nummer 9» hörte die Karriere danach nicht auf.

Ronaldo widmet sich heute seiner Sportmarketing-Firme «9ine» und ist einflussreiches Mitglied im Aufsichtsrat des lokalen WM- Organisationskomitees. Auch in den Schlagzeilen hält er sich. Unter der Beobachtung eines Millionen-Publikums hat er in einem TV-Gesundheitsprogramm vor laufender Kamera dem Übergewicht den Kampf angesagt. Nicht ganz umsonst, denn er bekommt für seine Teilnahme nach Medienberichten sechs Millionen Reais (2,2 Millionen Euro) Gage.

Sein Kollege im Aufsichtsrat ist Ex-Stürmerstar Bebeto, den es wie Romário ebenfalls aufs politische Spielfeld zog. Bebeto, der mit Romário beim WM-Sieg 1994 das legendäre Sturmduo bildete, sitzt als Abgeordneter der Demokratischen Arbeiterpartei (PDT) im Regionalparlament von Rio de Janeiro.

Nicht alle schaffen es

Nicht alle schaffen eine Karriere nach der Karriere. So verpasste der nach Pelé wohl bekanntesten Stürmer Brasiliens, Mané Garrincha, nach dem Ende seiner Laufbahn den Anschluss. Er starb 1983 in Alter von nur 49 Jahren völlig verarmt und vereinsamt an Leberzirrhose. Nach ihm ist das Stadion in Brasília benannt, wo auch Spiele der Weltmeisterschaft 2014 stattfinden.

Ein ähnliches Schicksal ereilte im vorigen Jahr die brasilianische Fußballlegende Sócrates, der mit 57 Jahren starb, nachdem jahrelange Alkoholprobleme unter anderem zu einer Leberzirrhose geführt hatten.