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Estland -Luxemburg 5:0

Estland -Luxemburg 5:0

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Luxemburg spielt vom 6. bis 8. April in Madagaskar um den Verbleib in der Europa/Afrika-Zone, Gruppe II. In Tallinn verloren Mike Scheidweiler, Gilles Kremer, Mike Vermeer und Laurent Bram mit 5:0 gegen den Gastgeber.

Die Begegnung war bereits am Samstag entschieden: Nach dem 0:2-Rückstand nach Tag eins konnten Scheidweiler/Kremer im Doppel die
Entscheidung nicht auf den Sonntag vertagen.

Davis Cup Resultate

o Estland – Luxemburg 5:0
Jürgen Zopp (ATP 121) – Gilles Kremer 6:2, 6:2, 6:2, Jaak Poldma (1.137) – Mike Scheidweiler 7:6 (2), 6:1, 6:3, Zopp/Kunnap – Kremer/Scheidweiler 6:2, 6:4, 6:4, Vladimir Ivanov (518) – Mike Vermeer 6:0, 3:6, 6:1, Poldma – Bram 6:4, 6:3

o Polen – Madagaskar 5:0

o Abstieg (6.-8. April)
Madagaskar – Luxemburg

o 2. Runde (6.-8. April)
Polen – Estland

Die Esten machten kurzen Prozess am Samstag: Beim Duo Scheidweiler/Kremer machte sich die fehlende Matchpraxis bemerkbar, auch wenn in Anbetracht dieses Punkts die Leistung in Ordnung war. In Satz eins musste Kremer seinen Aufschlag abgeben. Im zweiten Durchgang war Scheidweiler dann an der Reihe. Zopp/Kunnap setzten sich mit 6:2, 6:4 und 6:4 durch und holten so den dritten und entscheidenden Punkt.

Abstiegsspiel

Damit spielt das FLT-Team vom 6. bis 8. April erstmals seit 2008 wieder ein Abstiegsspiel: Vor vier Jahren war Luxemburg in Finnland 2:3 unterlegen und musste den Weg in die Gruppe III angehen, wo man 2009 und 2010 antrat. Gegner ist in etwa zwei Monaten Madagaskar in einem Auswärtsspiel, dann wieder mit Gilles Muller. Madagaskar verlor mit 0:5 in Polen.

Auch wenn die Namen des nächsten FLT-Gegners nicht bekannt sein, ist der Sieg im Vorfeld nicht für Luxemburger reserviert. „Wir haben sie 2009 in Istanbul (Austragungsort der Gruppe III, d. Red.) gesehen. Die meisten der Spieler leben und spielen in Frankreich. ‹Déi sinn net vum Bam gepléckt.› Wenn Gilles nicht dabei wäre, wären wir nicht sicher, zu gewinnen“, beschreibt Kapitän Radoux den nächsten Gegner. Nach der Niederlage in Estland kommt Jacques Radoux in der für ihn typisch offenen Art auf das Spiel in Tallinn zurück.

Tageblatt: War es die fehlende Matchpraxis der in Tallinn anwesenden Spieler auf diesem Niveau, welche die Niederlage erklären könnte?

Jacques Radoux: „Wir können das nicht trainieren. Wir bekommen nicht ausreichend Ausländer und damit Spielniveau nach Luxemburg. Und sie können auch nicht reisen, da sie den ganzen Tag arbeiten.“

Kann man diese Situation nicht verbessern?

„Nein. Im besten Fall sind es Gilles Muller und Mike Scheidweiler, die spielen. Die anderen haben das Niveau, in der Gruppe III, wo man den Aufstieg ohne Gilles knapp verpasste, zu spielen. Das ist das Positive aus dieser Begegnung: Jetzt sind sie sich bewusst, dass sie nicht das Niveau haben und nicht hierhin gehören.“

Diese Diskussion gibt es seit einigen Jahren und wird es auch weiterhin geben.

„Die anderen Leute in unserer Division werden auch immer besser. Wir spielen hier mit Veteranen, sie können in Deutschland und Frankreich bei den Jung-Veteranen antreten.“

Wäre es besser für Luxemburg, in der Gruppe III zu spielen?

„Wir bleiben in der Gruppe II. Sonst hat Gilles Muller überhaupt kein Interesse mehr, mitzuspielen. Dann hören wir auf. Wir schicken ihn bestimmt nicht ans Ende der Welt, um bei einer mies organisierten Veranstaltung eine Woche lang Matches zu spielen. Das kannst du nicht machen. Die Nationalmannschaft muss spielen. Wir müssen versuchen, den ein oder anderen jungen Spieler einzubinden, wie z.B. Ugo Nastasi, der jetzt eingebürgert wird. Eines muss man bedenken: Der Einzige, der je die Klasse hatte, auf diesem Niveau zu agieren, war Scheidweiler. Die anderen haben ein Match gewonnen, wenn der Gegner sich das Bein gebrochen hat oder eine ‹contre-perfomance› gezeigt hat.“

Was kannst du als Kapitän aus der Partie mitnehmen?

„Sie kommen von weit her. Sie haben den Kopf nicht hängen gelassen. Wir haben geschaut, dass sie ihr Niveau etwas realistischer einschätzen. Wir müssen weiterarbeiten. Aber diese Spieler überschätzen sich bereits an der Basis. Und ich habe das Gefühl, dass jeder in Luxemburg meint, dass sie Superstars wären. Das sind ganz normale Spieler, wie wir sie früher auch schon hatten.“

Haben die Spieler vorher nicht von der Stärke Gilles Mullers profitiert?

„Gilles denkt auch nicht, dass er mit Nadal mithalten kann. Wenn er mal einen oder zwei Sätze gewinnt, dann glaubt er nicht, ‹wir sind alle gleich›. Nein, wir sind nicht alle gleich. ‹Deen ee bréngt eppes an dir sidd Päifen.› Jetzt mal extrem gesagt. Das kriegen sie nicht oft genug gesagt. Warum? Weil sie sonst mit ihren Trainern im Davis Cup machen konnten, was sie wollten. Sie sind von Anfang an verwöhnt worden und wissen nicht, wo sie hingehören.“

Das ist aber eine generelle Einstellungssache.

„Ja. Aber in diesem Sinne muss ich auch den Sportjournalisten in Luxemburg einen Vorwurf machen. Wer bei der Wahl zum Sportler des Jahres teilweise Stimmen erhalten hat, das verstehe ich nicht. Und ich spreche nicht von den vorderen Platzierungen. Man muss ‹raisonabel› sein, kritisch sein, nicht zu viel ‹copain› sein, weil Kritik sonst schlecht ankommt. Es ist schlecht, Sportler zu viel zu loben.

Um noch mal auf die Tennisspieler zurückzukommen: Im Gegensatz zu anderen Mannschaftssportarten können sie über die Grenze gehen und dort in guten Teams auftreten und ein wenig Geld verdienen. Das Problem ist aber auch, dass die Tennisspieler in Luxemburg sich überschätzen. Das ist, weil sie von jedem, Eltern und Trainer, gesagt bekommen, wie hervorragend sie sind. Und wenn du dann sagst, ‹du kannst ja nicht mal 100 Kniebeugen machen›, dann bist du als Trainer unten durch. Wir sind eben sehr verwöhnt in Luxemburg.“