Aus der Schalke-Arena berichten Philip Michel (Text) und Jeff Lahr (Fotos)
Arny Schmit, Claude Rousseaux und Dan Trezzi waren Teil des Weltrekords. Denn noch nie sahen mehr Menschen bei einem Eishockey-Match zu. Die drei Luxemburger bereuten ihr Kommen nicht, auch wenn die obligatorischen Freitag-Nachmittag-Staus auf den Autobahnen in Nordrhein-Westfalen die Anreise zu einer wahren Geduldsprobe werden ließen. Deutschlehrer Dan aus Wiltz kam nur wenige Minuten vor dem ersten Bully in der riesigen Stadionhalle an. „Seit 1990 verfolge ich jedes Jahr die Eishockey-WM“, sagt er, „und ich bin Fan der russischen Mannschaft. Ihre Diszipliniertheit und ihre technische Versiertheit imponiert mir.“
Also machte er sich am Freitagnachmittag auf den Weg in ein Sport-Wochenende der ganz besonderen Art. Dan Trezzi erklärt: „Heute Deutschland-USA auf Schalke, morgen Fußball-Bundesliga Mönchengladbach-Leverkusen, abends Eishockey-WM in Köln bei Finnland-Dänemark. Der Höhepunkt ist aber Sonntag, wenn abends in Köln Russland gegen die Slowakei antritt“. Davor steht, wie könnte es anders sein, Fußball auf dem Programm. Und zwar der Besuch des Zweitligaduells Fortuna Düsseldorf gegen Hansa Rostock. Mehr Live-Sport an einem Wochenende geht wohl nicht.
Es geht um den Sport
Ganz so fanatisch ist Claude Rousseaux nicht. Aber die gestrige Stimmung kann er ziemlich gut einschätzen, ist er doch regelmäßig bei den Heimspielen von Schalke 04 an gleicher Stelle vor Ort: „Es ist nicht zu vergleichen. Bei Schalke ist alles viel eingespielter, hier kommen die Leute aus ganz Deutschland zusammen, da sind die Gesänge weniger koordiniert“.
Arny Schmit dagegen ist formell: „Wenn ich die Wahl zwischen Fußball und Eishockey hätte, dann würde ich immer Eishockey nehmen“. Und das, obwohl Schmit und Rousseaux andere Verhältnisse gewohnt sind. Sie verfolgen in der Regel die Spiele von Tornado Luxemburg vor wenigen hundert Fans. 77.803 Menschen sind da schon etwas ganz anderes. Und dennoch waren beide überrascht, trotz der großen Entfernung zwischen Rängen und Spielfläche eine relativ gute Sicht aufs Eis zu haben.
Viele Tore fielen gestern beim 2:1 – nach Verlängerung – zwischen Deutschland und einem zusammengewürfelten US-Team eh nicht. Was die Stimmung freilich nicht trübte, auch bei den drei Luxemburgern nicht. Ob sie sich bewusst sind, einen historischen Moment miterlebt zu haben? – „Weltrekord? Das zählt doch alles nicht. Es geht um den Sport“, so Dan Trezzi.
Zu Demaart
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