Borussia Dortmund steht erstmals seit 1998 wieder im Halbfinal der Champions League. Der BVB schaffte im Viertelfinal-Rückspiel gegen Malaga dank zwei Treffern in der Nachspielzeit die spektakuläre Wende und siegte nach dem 0:0 im Hinspiel zuhause 3:2 (1:1).
Als die reguläre Spielzeit im Signal-Iduna-Park abgelaufen war, hätte wohl niemand mehr einen Cent auf das Weiterkommen des abtretenden deutschen Meisters gewettet. Die Gäste aus Malaga lagen nach dem Kontertor von Eliseu seit der 82. Minute 2:1 in Führung und standen in ihrer Debüt-Saison in der Champions League vor dem Einzug in die Top 4 Europas.
Rettung in letzter Sekunde
Doch die Mannschaft von Jürgen Klopp, die sich über weite Strecken der Partie schwer getan hatte, schlug noch einmal zurück. Marco Reus glich in der 91. Minute zum 2:2 aus, eine Minute später sorgte der Innenverteidiger Felipe Santana mit dem 3:2 für die sensationelle Wende und den fünften BVB-Sieg im fünften Heimspiel. Dem Tor haftete allerdings der Makel an, dass sich der Brasilianer im Offside befand, als er den Ball aus wenigen Zentimetern über die Linie drückte und bei den gut 65’000 Zuschauern für kollektiven Jubel sorgte. Bei einem 2:2 hätte sich Malaga nach dem 0:0 im Hinspiel aufgrund der Auswärtstorregel für die Halbfinals qualifiziert.
Mit der Aussicht, erstmals seit 15 Jahren wieder in die Halbfinals der Königsklasse einzuziehen, war die Dortmunder Equipe nervös und für seine Verhältnisse sehr passiv in die Partie gestartet. Zwar kontrollierte Klopps Mannschaft das Spielgeschehen, im Gegensatz zum Hinspiel, als die Dortmunder reihenweise erstklassige Chancen herausgespielt hatten, agierten sie aber vor dem Tor lange Zeit harmlos. Die Gäste aus Andalusien traten im Vergleich zum Hinspiel wesentlich verbessert und in der Defensive sehr gut organisiert auf und liessen die starke Dortmunder Offensive kaum zur Entfaltung kommen.
Malaga eröffnet das Skore
So blieb es dem Team von Manuel Pellegrini vorbehalten, für das erste Highlight des Spiels zu sorgen, als Joaquin nach einem Doppelpass Schmelzer ins Leere grätschen liess und mit seinem Schuss zwischen den Beinen von Subotic hindurch Weidenfeller keine Chance liess (25.). Joaquin blieb auch in der Folge der gefährlichste Angreifer Malagas. Kurz vor und kurz nach der Pause scheiterte er jeweils mit dem Kopf an Roman Weidenfeller, der vor allem den Aufsetzer entgegen die Laufrichtung in der 47. Minute mirakulös parierte und das Heimteam frühzeitig vor dem 1:2 bewahrte.
Für die erneute Führung – und die vermeintlich Entscheidung – für die Gäste sorgte in der 82. Minute Eliseu, nachdem kurz zuvor Malagas argentinischer Torhüter Willy innerhalb von drei Minuten die Direktabnahme von Reus (76.) und den Schuss von Mario Götze (79.) zweimal mit dem Bein bzw. dem Fuss brillant pariert hatte. Diese Aktionen leiteten die spektakuläre Schlussphase im Siganl-Iduna-Park ein, in welcher die Dortmunder, die als einziges Team in der Champions League noch ungeschlagen sind, in extremis das bessere Ende für sich behielten.
Real Madrid kommt mit dem Schrecken davon
Real Madrid erreichte die Halbfinals der Champions League mit mehr Mühe als erwartet. Der spanische Meister, der das Heimspiel gegen Galatasaray Istanbul 3:0 gewonnen hatte, verlor in der türkischen Metropole 2:3.
Eigentlich war schon nach sieben Minuten alles klar. Sami Khedira brachte den Ball in den Strafraum, wo Cristiano Ronaldo nur noch einschieben musste. Nach dem 10. Tor von Ronaldo im 10. Champions-League-Spiel in dieser Saison hätte der türkische Meister fünf Treffer benötigt, um unter die letzten vier vorzurücken. Ein Ding der Unmöglichkeit, zumal mit Burak Yilmaz der mit Abstand beste Torschütze gesperrt fehlte. Selbst die grössten Optimisten in der vor gut zwei Jahren eröffneten Türk Telekom Arena machten sich keine Illusionen mehr. Der Lärmpegel sank früh um einige Stufen auf türkisches Minimum.
Galatasaray kämpferisch
Es ist den Spielern von Galatasaray hoch anzurechnen, dass sie die Hoffnung nicht aufgaben und von der Passivität und Lässigkeit der Madrilenen profitierten. In der 58. Minute schoss zunächst Aussenverteidiger Emmanuel Eboué mit einem herrlichen Weitschuss das 1:1. Und noch vor Beginn der Schlussviertelstunde erzielten die im Winter verpflichteten Wesley Sneijder und Didier Drogba die Treffer zum 3:1. Das Tor des 35-jährigen Drogba mit dem Absatz war eine Augenweide. Plötzlich war die Sensation in Reichweite.
Zum Wunder vom Bosporus kam es aber nicht. 1988 hatte Galatasaray nach einem 0:3 im Auswärtsspiel Neuchâtel Xamax daheim 5:0 abgefertigt. Real Madrid konnte sich aber wieder einigermassen fangen und das Schlimmste verhindern. José Mourinho, der bis auf die gesperrten Sergio Ramos und Xabi Alonso seine Stammformation aufs Feld geschickt hatte, kam mit dem Schrecken davon. Perfekt verlief für Real allerdings nichts. Alvaro Arbeloa sah in der Schlussphase sogar die gelb-rote Karte.
Ronaldo als Mann des Spiels
Galatasaray, das mit seiner Moral und phasenweise mit schönen Ballstafetten überzeugte, hätte mehr erreichen können, vor allem im Hinspiel, wo es unter Wert geschlagen worden war. Doch letztlich war Ronaldo der grosse Mann dieses Duells. Er schoss in der Nachspielzeit auch noch das 2:3 und verbesserte seine bereits beeindruckenden statistischen Werte. In den letzten fünf Champions-League-Spielen hat er immer getroffen. Insgesamt hat er in diesem Wettbewerb 49 Tore erzielt, womit er die Nummer fünf der ewigen Bestenliste ist.
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