Zwei Minuten hat Tom Dumoulin auf der Königsetappe des Giro d’Italia eingebüßt. Aber nicht etwa, weil er schlechte Beine hatte, nein, der Träger des Rosa Trikots musste unmittelbar vor dem letzten Anstieg, etwa 31 km vor dem Ziel, eine Pause einlegen, um sich zu erleichtern. Zuerst machte die Favoritengruppe langsamer, schließlich hatte Dumoulin zwei Tage zuvor, auf der 15. Etappe, auch auf Quintana gewartet, als der gestürzt war. Doch es sah erst so aus, als ob Dumoulin total einbrechen würde.
Schnell kam der Verdacht auf, dass der Niederländer krank sein könnte. Das bestätigte er aber nicht. In der Favoritengruppe nahm man wieder das Renntempo auf, Dumoulin lag eine Minute zurück. Auf die Frage, ob die Favoriten länger hätten warten sollen, wollte sich der Gesamtführende nicht klar äußern. „Es war eine Rennsituation“, so Dumoulin.
Erster italienischer Etappensieg
Bis auf dem Gipfel des Umbrailpasses hielt Dumoulin den Rückstand in Grenzen. Am Ende verlor er rund zwei Minuten auf Nibali und Quintana. Im Gesamtklassement konnte er einen Vorsprung von 31 Sekunden auf Quintana verteidigen. Nach seiner Erleichterung am Streckenrand war der Sunweb-Profi im Ziel sicherlich auch erleichtert, dass er das Rosa Trikot verteidigen konnte.
Den Etappensieg sicherte sich gestern Vincenzo Nibali. Der „Hai von Messina“ erlöste die Tifosi, die bis zur 16. Etappe warten mussten, um beim 100. Giro einen italienischen Tagessieg zu feiern. Im letzten Anstieg, rund 25 km vor dem Ziel, setzte der Italiener eine erste Attacke. Quintana, Zakarin und Pozzovivo konnten folgen. Oben versuchte er es noch einmal, doch erst in der Abfahrt sollte er sich entscheidend absetzen können. Er schloss zu Mikel Landa auf, dem letzten Verbliebenen aus der „échappée matinale“. Beide fuhren gemeinsam nach Bormio, wo die Entscheidung in der letzten Kurve fiel. Nibali nahm diese von der Innenseite und konnte sich so im Sprint einen kleinen Vorsprung herausfahren, der ihm schlussendlich den Sieg sicherte.
«Eine spektakuläre Etappe»
„Es war eine spektakuläre Etappe“, sagte der Italiener anschließend. „Es gab Anstiege, Abfahrten und einen spannenden Sprint gegen Mikel Landa zum Schluss. Ich denke nicht daran, dass ich der erste italienische Etappensieger bin. Was zählt, ist, dass ich nun näher an Dumoulin herangerückt bin, auch wenn er am letzten Tag noch den Vorteil des Zeitfahrens hat“, so die Einschätzung von Nibali. Nairo Quintana kam indes nur vier Sekunden hinter dem Spitzenduo ins Ziel.
Eine sehr starke Leistung zeigte Bob Jungels (siehe auch Seite 29). Der Luxemburger verlor nicht viel Zeit, nachdem die Favoriten anfingen, zu attackieren und beendete die Königsetappe als Achter auf 1:35 Minuten und verteidigte somit ebenfalls seinen achten Platz in der Gesamtwertung, wo er 4:35 Minuten hinter Tom Dumoulin liegt. Ben Gastauer verlor gestern 33:08 Minuten und wurde 68. Diese Etappe hat für enorme Zeitunterschiede gesorgt, der letzte Fahrer, Alberto Losada, kam 52:35 Minuten nach Nibali ins Ziel. In der Gesamtwertung liegt Gastauer nun auf Rang 39, 1:11:11 Stunden hinter Dumoulin.
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